Borussias kurioses Spiel gegen Hannover „Unglaublich. Wir schießen sechs Tore und verlieren“

Mönchengladbach · Am Sonntag empfängt Borussia Hannover 96. Da werden Erinnerungen wach an das kuriose 5:3 vor neun Jahren, zu dem der Gast drei Eigentore beisteuerte. Seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Klubs aber deutlich verändert.

Szene vom spektakulären 5:3 Borussias gegen Hannover 96 am 12. Dezember 2009. Damals war Marco Reus bei den Gladbachern obenauf.

Szene vom spektakulären 5:3 Borussias gegen Hannover 96 am 12. Dezember 2009. Damals war Marco Reus bei den Gladbachern obenauf.

Foto: Johannes Kruck/Archiv/Johannes KRUCK/Archiv

Ein paar Sätze genügten, um die Skurrilität dieser 90 Minuten zusammenzufassen. „Eine sachliche Analyse dieses Spiels werde ich nicht machen“, sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl, während sein Trainer Michael Frontzeck befand: „Es gibt schon mal Dinge im Fußball, die kann man nicht erklären.“ Auf des Gegners Seite herrschte eine Mischung aus blankem Entsetzen und Galgenhumor. „Es ist unglaublich. Wir schießen sechs Tore – und verlieren“, sagte Trainer Andreas Bergmann.

Ja, am 12. Dezember 2009 hatte Hannover 96 tatsächlich sechs der insgesamt acht Treffer im Borussia-Park selbst erzielt – nur eben drei ins eigene Tor, weswegen Gladbach das einmalige Spektakel 5:3 gewann. Neun Jahre sind seitdem vergangen. Neun Jahre, in denen sich die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Vereinen gehörig verschoben haben.

Marktwerte Borussia Mönchengladbach: Manu Koné mit klarem Minus
31 Bilder

Das sind die wertvollsten Gladbach-Profis

31 Bilder
Foto: dpa/Federico Gambarini

Im Dezember 2009 war die Partie Gladbach gegen Hannover das Treffen zweier Teams aus dem unteren Tabellenmittelfeld, die möglichst nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollten. Gladbach landete letztlich auf dem zwölften Rang. Hannover hingegen rettete sich erst am letzten Spieltag. Die Mannschaft hatte nur wenige Wochen vor dem Eigentor-Festival im Borussia-Park ihren Torhüter Robert Enke verloren, der sich das Leben genommen hatte. Dieses traumatische Erlebnis beschäftigte den Klub über die komplette Saison, 96 spielte wie ein sicherer Absteiger. Doch ein 6:1 gegen Borussia am vorletzten Spieltag und ein 3:0 beim VfL Bochum zum Saisonfinale sicherten doch noch den Klassenverbleib.

Fortan schien Hannover den Gladbachern immer ein Jahr voraus zu sein. 96 schaffte nach der Last-Minute-Rettung zweimal in Folge den Einzug in die Europa League und stand 2012 zur Krönung im Viertelfinale gegen Atletico Madrid. Damit wurden die Niedersachsen quasi zum Vorbild für Borussia, der 2011 in Bochum die Rettung vor dem Abstieg gelang (damals durch ein 1:1 im Relegationsrückspiel) und die danach ebenfalls durchstartete.

Vier Europapokal-Teilnahmen und die Etablierung in der oberen Tabellenhälfte machen Gladbach seit 2011 zu einem stetigen Kandidaten für einen Platz im internationalen Geschäft. Damit lösten sich die Gladbacher aber auch von ihrer Rolle als „Hannover-Kopie“. Denn anders als bei Borussia hielt der Aufwärtstrend in Niedersachsen nicht an. Von Jahr zu Jahr ging es stattdessen wieder etwas abwärts in der Tabelle, ehe der Klub 2016 in die Zweite Bundesliga abstieg. Und auch im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg geht es für 96 einzig um den Klassenverbleib.

Damit sind am Sonntagabend (18 Uhr) die Rollen klar verteilt, wenn Hannover, das aktuell auf dem 16. Tabellenplatz steht, wieder zu Gast ist im Borussia-Park. Der Gastgeber will seine hervorragende Ausgangsposition, die er sich an den ersten elf Spieltagen erarbeitet hat, festigen und den zweiten Tabellenplatz verteidigen. Und möglichst den Zuschauern wieder ein Spektakel gegen Hannover bieten – nur diesmal sicherlich mit weitaus weniger Mithilfe durch den Gegner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort