Gegentor in der 97. Minute Borussia verliert bei Union Berlin mit 1:2 – Sippel patzt
Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach führte dank des Treffers von Nico Elvedi lange mit 1:0 bei Union Berlin. Dann patzte erst Torwart Tobias Sippel, ehe dem Tabellenführer in der 97. Minute der entscheidende Treffer zum 2:1 gelang. Für die Gladbacher ist es die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge.

Union Berlin - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik
Selbst die Folklore klingt an der Alten Försterei im Berliner Stadtteil Köpenick, dort, wo Union Berlin seine Heimat hat, anders. Nina Hagen, die große alte Dame des deutschen Punk, singt kreischend von verbranntem Rasen, nach dem es riecht auf dem „Sportplatz“, wie das Rasenrechteck ausgeschildert ist in den Katakomben.
Dass Spiele gegen das Team von Union Berlin Heavy Metal sind, hatte Borussia Mönchengladbach öfter schon erfahren. Dieses Mal schien es anders zu laufen. Gladbach führte lange 1:0, der erste Sieg an der Alten Försterei und in der Fremde unter Trainer Daniel Farke bahnte sich an. Doch letztlich gab es nur ein 1:2, weil Union mit den üblichen Mitteln und Willenskraft das Spiel noch drehte.
Gladbach war in grünen Trikots angetreten, also in der Farbe der Hoffnung auf Besserung, was die Köpenick-Statistik angeht. Borussia spielte ohne sechs verletzte Spieler, Nationalspieler Jonas Hofmann, dessen Einsatz noch ein wenig als möglich erachtet wurde, konnte nicht mitreisen in den Osten der Hauptstadt. So bekam Nathan Ngoumou den Platz in der Startelf, der durch die Gelbsperre Manu Konés frei wurde. Der Franzose spielte vorn, Christoph Kramer rückte zurück auf seinen Stammplatz vor der Abwehr.
Union, am Donnerstag noch in der Europa League gegen den SC Braga siegreich im Einsatz, machte deutlich, dass es die Tabellenführung, die am Samstag an die Bayern verloren wurde, zurückerobern wollte. Mit den bekannten Mitteln, viel Laufarbeit, schnörkellosem Spiel und gern auch mal hohen Bällen, ging Urs Fischers Team die Geschichte an, pausenlos unterstützt vom fast pasenlosen Geang der „Waldseite“ des Stadions.
Gladbach wollte, das hatte Trainer Daniel Farke vorab gesagt, mit seinen Mitteln dagegenhalten: kontrolliertem Ballbesitzfußball. 59 Prozent Spielanteile gingen dann auch an Gladbach, das versuchte das Spiel zunächst zu beruhigen und dann mit konkretem Spiel in die tiefen Räume gefährlich zu werden. Das gelang erstmals in der 23. Minute, als Lars Stindl Marcus Thuram anspielte, der aber gefoult wurde. Den anschließenden, fein gegezirkelten Freistoß von Alassane Plea wischte Torwart Frederik Rönnow auf dem Winkel.
Bis dahin war vor allem Union in Richtung Tor unterwegs gewesen, in der 7. Minute hatte Joe Scally gerade noch einen Schuss von Janik Haberer geblockt. In der 30. Minute nahm Schiedsrichter Harm Osmers einen Treffer von Rani Khedira zurück, weil dieser auf dem Weg ins Tor von einer der Hand abgefälscht wurde.
Dann jubelte Gladbach. Nach der vierten Ecke der Borussen war Verteidiger Nico Elvedi, der unter der Woche noch pausiert hatte, per Kopf da und traf nach 33 Minuten zum 0:1. Kollege Marcus Thuram danke es mit mit einem freundschaftlichen Tritt in den Allerwertesten, bevor alle anderen zum Gratulieren kamen. Farkes Plan ging auf, dieses Mal hatte sich sein Team nicht wie in der Woche zuvor gegen Frankfurt, von der physischen Präsenz des Gegners beeindrucken lassen, sondern selbst ein Zeichen gesetzt.
Für Gladbach ging es darum, mit dem ersten Auswärtssieg unter Farke den Anschluss an die internationalen Plätze nicht abreißen zu lassen. Wild anrennende Unioner wolten dieses Unterfangen doch noch verderben, Gladbach brauchte nun die richtige Mischung aus gepflegter Spielkultur und Widerstandsfähigkeit, die Farke eingefordert hatte.
Kontrolle ist ein Zauberwort für Ballbesitzteams, und genau die wollte Borussia behalten in diesem Spiel nach der Führung. Union liebt hingegen die Unruhe. Davon gab es reichlich. Aber lange wenig Effektives. Bis zur 79. Spielmiute. Da kam Torwart Tobias Sippel bei einem hohen Ball zu spät, und der eingewechselte Kevin Behrens glich per Kopf aus. Und dann war auch der eine Punkt weg. Danilho Doekhi erzielte auch per Kopf das umjubelte 2:1. Gladbachs dritte Pflichtspielniederlage in Folge tut richtig weh.
Berlin: Rönnow - Doekhi, Knoche, Leite - Ryerson, Rani Khedira, Puchacz (59. Trimmel) - Schäfer (59. Haraguchi), Haberer (74. Leweling) - Becker (74. Behrens), Siebatcheu (59. Michel). - Trainer: Fischer
Mönchengladbach: Sippel - Scally, Friedrich, Elvedi, Bensebaini (90.+1 Jantschke) - Weigl, Kramer - Ngoumou (74. Herrmann), Stindl (85. Borges Sanches), Plea (74. Netz) - Thuram. - Trainer: Farke
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: 0:1 Elvedi (33.), 1:1 Behrens (79.), 2:1 Doekhi (90.+7)
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft)
Beste Spieler: Ryerson, Knoche - Elvedi, Bensebanini
Gelbe Karten: Michel (2), Ryerson (2), Trimmel - Thuram, Sippel
Torschüsse: 14:7
Ecken: 6:5
Ballbesitz: 53:47 %
Zweikämpfe: 65:62