Borussia Mönchengladbach Verein für Schwimmübungen 1900 e. V.

Mönchengladbach · Immer wieder gerät die Mannschaft von Dieter Hecking so unter Druck, dass Gegentore nur eine Frage der Zeit sind – selbst an guten Tagen.

 Bilder mit Symbolwert: Matthias Ginter kapituliert beim 1:6 gegen Dortmund vor Pierre-Emerick Aubameyang.

Bilder mit Symbolwert: Matthias Ginter kapituliert beim 1:6 gegen Dortmund vor Pierre-Emerick Aubameyang.

Foto: Dieter Wiechmann

Immer wieder gerät die Mannschaft von Dieter Hecking so unter Druck, dass Gegentore nur eine Frage der Zeit sind — selbst an guten Tagen.

In einer Hinsicht fiel das Debakel von Dortmund in die Kategorie "Mal was Neues". Bislang hatten sich verschlafene Anfangsphasen und verschlafene Schlussphasen bei der Gladbacher Borussia zuverlässig abgewechselt. Fest stand lediglich, dass die Mannschaft irgendwann so immens unter Druck gerät, dass Gegentore nur noch eine Frage der Zeit sind. Zwischen 16 und 34 Minuten dauerten die unfreiwilligen Schwimm-Kurse. Mal kamen sie mit dem Anpfiff, mal wurden sie durch den Abpfiff beendet.

Beim 1:6 gegen den BVB war die Lage insofern anders, als Dieter Heckings Elf die ersten 20 Minuten noch schadlos überstand und gegen Ende der Partie etwas mehr Ruhe hatte (und trotzdem noch zwei Tore kassierte). 1978 liegt wohl zu lange zurück, um bei der heutigen Dortmunder Spielergeneration Rachegelüste wegen des 0:12 von damals zu wecken. Dafür war der BVB zwischen der 19. und der 52. Minute so überlegen, dass drei Treffer aus 15 Abschlüssen streng genommen noch zu wenige waren.

540 Minuten plus Nachspielzeit ist diese Bundesligasaison alt. Die besagten Phasen, in der Borussia ihr überfordertes Gesicht zeigte, summieren sich auf 140 Minuten. In dieser Zeit wurden 1:8 Tore und 14:50 Torschüsse notiert, weniger als drei Minuten benötigten die Gegner also für einen Abschluss. In den restlichen fast drei Vierteln der Saison lag Borussia mit 7:3 Toren und 65:37 Torschüssen vorne, der Gegner kam demnach nur alle elf Minuten zum Abschluss.

Und so sah es Spiel für Spiel im Detail aus:

1. Spieltag: 1:0 gegen Köln (H) Mehr als eine Stunde lang hat Borussia den Rivalen mit Ballbesitz dominiert - und einmal entscheidend überrumpelt. In der Schlussphase wirft Köln nicht einmal bedingungslos alles nach vorne, aber bei Gladbach häufen sich die Abspielfehler bei den Entlastungsversuchen, die Passgenauigkeit sinkt auf HSV-Niveau, 68 Prozent. Dieses Schema wird noch wiederkehren.

2. Spieltag: 2:2 gegen Augsburg (A) Der Ausgleich hatte sich 43 Minuten lang angedeutet. Dass Borussia ihn erst in der 88. Minute kassiert, ist zwar ärgerlich, aber so verdient wie nur wenige Dinge in dieser Saison. Augsburg gewinnt gefühlt jeden zweiten Ball, Gladbach kann sich besonders in der Schlussphase (3:10 Torschüsse ab der 77. Minute) nicht mehr befreien.

3. Spieltag: 0:1 gegen Frankfurt (H) In Augsburg hatte Gladbach nicht nur die zweite Hälfte verpennt, sondern auch die ersten Minuten. Dort konnte Heckings Team den frühen Rückstand allerdings schnell und ausgiebig ausbügeln. Frankfurt dagegen verpasst zwar noch den Führungstreffer nach 45 Sekunden, holt das aber in der 13. Minute nach - hochverdient. Auf 2:6 Torschüsse in den ersten 20 Minuten antwortet Borussia bis zum Spielende mit 13:6, sorgt dabei allerdings nur bedingt für Gefahr.

4. Spieltag: 2:2 gegen Leipzig (A) Die zweite Hälfte dieser Partie gilt zu Recht als beste der bisherigen Saison, als Blaupause für Borussia. Die Minuten vor der Pause können ruhig noch dazugezählt werden. In der ersten halben Stunde kommt Gladbach allerdings überhaupt nicht in die Zweikämpfe (wie gegen Augsburg) und hat nur 33 Prozent Ballbesitz (wie gegen Köln).

5. Spieltag: 2:0 gegen Stuttgart (H) Die ersten 45 Minuten werden es nicht ins Museum schaffen, allenfalls ins Museum für Langeweile. Nach der Pause geht Borussia mit dem besten Angriff der Partie in Führung und lässt erst in der 65. Minute einen Schuss aufs Tor zu. Diesmal gerät die Mannschaft wieder in der Schlussphase ins Schwimmen und kann froh sein, dass Tobias Sippel den Anschlusstreffer verhindert.

6. Spieltag: 1:6 gegen Dortmund (A) "In den ersten 25 Minuten war es mir schon zu sehr aufs Verteidigen ausgelegt", sagt Hecking nach dem Abpfiff. Dass Gladbach ohne Ballbesitz Probleme bekommt, zeigt das Spiel noch mal ganz besonders auf.

(RP)
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