Gladbacher Torschützenkönig von 1987 Rahn, seine Kanone und sein Rat an die Borussen

Mönchengladbach · 1987 machte Uwe Rahn mit einem Doppelpack gegen den 1. FC Nürnberg seine Torjägerkanone klar. Nun hat er einen Rat für die aktuellen Borussen, wie sie das Spiel am Samstag beim „Club“ angehen müssen, um erfolgreich zu sein.

 Nach 32 Jahren vereint: Uwe Rahn und seine Torjägerkanone.

Nach 32 Jahren vereint: Uwe Rahn und seine Torjägerkanone.

Foto: Dirk Päffgen Paeffgen (dirk)

In Nürnberg geht es für die Borussen am Samstag um Europa. „Es muss krachen“, sagte Uwe Rahn, Gladbachs früherer Top-Stürmer, am Rande der Museumseröffnung am Freitag. Er meinte damit eigentlich das Spiel gegen Hoffenheim. Gekracht hat es da nicht, jedenfalls nicht bei den Borussen, sondern vielmehr geknirscht. Doch irgendwie kam am Ende dann doch der eine Punkt heraus. Und als Josip Drmic den Ball zum 2:2 ins Tor trat, wird Rahn, 56, oben auf der Tribüne vielleicht kurz genickt und gedacht haben: „So muss es ein Stürmer machen. Einfach rein das Ding.“

Rahn selbst hat das oft getan in seiner Zeit als Borusse. Zwischen 1980 und 1988 schoss er in 263 Pflichtspielen 111 Tore. Er ist einer der wenigen Gladbacher, die in allen wichtigen Wettbewerben eine zweistellige Torbilanz haben. Er ist auch der letzte Borusse, der vier Tore in einem Spiel schaffte, das war am 25. April 1987 gegen Waldhof Mannheim (7:2). Und er ist einer von drei Torschützenkönigen des Klubs. Vor ihm holte Jupp Heynckes zweimal die Kanone (1974/1975), nach ihm nur noch Heiko Herrlich (1995).

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Doch bekommen hat Rahn die vom „Kicker“ gestiftete Trophäe erst jetzt, 32 Jahre später, im Rahmen der Eröffnung der Fohlenwelt. Zum ersten Mal seit geschätzt 25 Jahren war er wieder bei einem Gladbach-Spiel. Und irgendwie war er dann auch Glücksbringer angesichts des späten Ausgleichs. Rahn wird solche Thesen mit einem Schmunzeln quittieren. Er ist keiner, der die große Bühne braucht und sucht. So war er nach seiner Karriere auch nicht mehr auf dieser zugegen. Und das, obwohl er 1984 ein Tor für Deutschland schoss, das noch heute ein Rekord ist: Kein anderer DFB-Debütant traf schneller als der lange Blonde nach seiner Einwechslung im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden. Nach der verkorksten EM war es ein Neustart für den DFB in einer Zeit, als man Bälle noch in den „freien Raum“ und nicht in „die Tiefe“ spielte.

Seine Jahre in Gladbach waren auch nicht ohne: Er erlebte ein DFB-Pokalfinale (1984, verloren im Elfmeterschießen gegen die Bayern), ein Uefa-Cup-Halbfinale (1987), Aus gegen Dundee United), Rekordserien, „aber auch dunkle Tage wie das 0:4 bei  Real Madrd nach dem 5:1-Heimsieg“. Rahn hat keinen Titel mit seinem Team gewonnen, aber „viele tolle Momente erlebt“.

Er ist trotzdem nicht Experte geworden oder Kolumnist, auch nicht Trainer oder Berater. Er hat sich einfach dem Fußball entzogen, indes ohne ihn aus den Augen zu verlieren. „Ich war nicht verschollen, wie manche geschrieben haben. Ich habe mich nur zurückgezogen und meinen Job gemacht“, sagte Rahn. Er lebte in Italien, nun ist er wieder in Mannheim, von wo er einst nach Gladbach kam. Rahn spielte später noch für den 1. FC Köln, Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf und in Japan bei den Urawa Diamonds.

Aber bei Borussia hatte er die beste Zeit seiner Karriere, auch wenn es die unschöne Episode mit dem von Manager Helmut Grashoff nicht erlaubten Wechsel zum PSV Eindhoven, der damals für Deutschlands Fußballer des Jahres 1987 satte 15 Millionen Mark zahlen wollte. „Es war schön, mal wieder hier zu sein“, sagte Rahn.

Von Borussias Fans bekam er Applaus, als ihm vor dem Hoffenheim-Spiel die Torjägerkanone überreicht wurde. Die machte er einst klar mit einem Doppelpack gegen den 1. FC Nürnberg beim 4:0 im letzten Saisonspiel.  Es war der Schlusspunkt einer Serie von zehn Siegen, die Borussia noch auf Rang drei und in den Uefa-Cup führte. Gegen den „Club“ siegen und etwas Besonderes schaffen, Rahns Geschichte klingt vorbildlich. Sein Rat an die Borussen bleibt bestehen: „Es muss krachen.“

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