„Unpressbar“ und „fast zu gierig“ So bewerten die Borussen die berauschende Leistung gegen Leipzig

Mönchengladbach · Borussias Profis und ihr Trainer wollten nach dem 3:0 gegen RB Leipzig nicht alles in den Himmel loben. Doch jegliche Kritik setzte auf sehr hohem Niveau an. „Das ist unser Ansatz von Fußball, das hat heute sehr gut geklappt“, sagte Christoph Kramer.

Einzelkritik Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig: Noten zum Spiel
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Borussia - RB Leipzig: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

„Gladbach ist der geilste Klub der Welt“, sangen die Fans im Borussia-Park, die erstmals in dieser Saison so richtig berauscht waren von ihrer Mannschaft. Der Grund war das 3:0 im „Leuchtturm-Spiel“ gegen RB Leipzig, wie Daniel Farke das emotionsgeladene Duell mit dem DFB-Pokalsieger und Champions-League-Teilnehmer nannte. Der Trainer war in nahezu allen Bereichen hochzufrieden. „Das eine oder andere Mal fand ich uns fast zu gierig“, sagte Farke, der seinem Team ansonsten nicht viel vorhalten wollte. „Unsere erste Halbzeit war sehr dominant, wir waren fast unpressbar“, sagte er, und das gegen eine starke Umschaltmannschaft wie RB.

Einen „Spieler des Spiels“ zu küren, war gar nicht so leicht. Mit seinen zwei Toren zum 1:0 und 2:0 machte sich Jonas Hofmann zum ersten Anwärter. Der Nationalspieler formulierte Selbstkritik auf allerhöchstem Niveau, die untermauerte, wie viel den Borussen gegen Leipzig gelungen war: „Ich glaube, ich hätte einen Viererpack machen können.“ Aber zum Wermutstropfen taugte diese Erkenntnis nicht. „Wir haben es über 90 Minuten konzentriert gespielt, es war eine sehr gute Mannschaftsleistung, wir haben zu Null gespielt – so gehen wir sehr zufrieden in die Länderspielpause“, sagte Hofmann, der mit dem DFB-Team unterwegs sein wird.

Gute Chancen auf den Titel „Spieler des Spiels“ hat zudem Christoph Kramer, der von der Innenverteidiger-Position sozusagen an seiner Stamm-Position, der Sechs, vorbeigerückt war und eine Art Zehn mimte mit einem nie gesehenen Offensivdrang. „Ich glaube, dass ich im Anlaufen meine Stärken habe“, sagte Kramer und hatte auch nur einen Kritikpunkt vorzutragen, der nicht ganz ernst genommen werden sollte: „Ich hoffe, dass meine Mitspieler, wenn ich die Rolle öfter spielen sollte, mehr Vertrauen in meine Abschlussqualitäten haben. Denn ich stand häufig so blank.“

Und hätte Hofmann noch mal getroffen kurz vor Schluss, dann wäre Kramer auch mit dem verdienten Assist nach Hause gegangen. Borussia habe sich den Gegner gut zurechtgelegt, so Kramer. „Dann merkst du nach 25 Minuten, dass Leipzig hinten fehleranfällig ist, wie jeder Gegner auf der Welt. Das ist unser Ansatz von Fußball, das hat heute sehr gut geklappt.“

Marco Rose, von 2019 bis 2021 Trainer in Gladbach und seit anderthalb Wochen in Leipzig angestellt, bekam von seiner alten Mannschaft geradezu eine Lehrstunde erteilt und vorgeführt, wo er in den nächsten Wochen ansetzen muss. „Wir waren nicht so sauber wie Gladbach in den Positionen und den Entscheidungen, die wir getroffen haben. Und so zielstrebig waren wir auch nicht. Das sieht man an der Torschussstatistik“, sagte der 46-Jährige. Mit 21:13 lagen die Gladbacher da vorne, mit 3,24 zu 1,27 bei den „Expected Goals“, was auch eine hohe Chancenqualität widerspiegelte. Zudem bemängelte Rose die Körpersprache seiner Spieler in eigenen Situationen.

Die Schmähgesänge und Pfiffe der Borussia-Fans wollte der Trainer nicht zu sehr an sich heranlassen. „Ich weiß nicht, ob man dem Ganzen eine Plattform geben sollte“, sagte er. „Ich war heute sehr gerne hier, habe viele Leute getroffen, die ich mag. Das sind die Dinge, die für mich wichtig sind. Alles andere hat ab dem Tag meiner Entscheidung jedes Maß an Sachlichkeit vermissen lassen. Deshalb muss ich das wohl so hinnehmen.“ Am 15. Februar 2021 hatte Rose nach anderthalb Jahren in Gladbach seinen baldigen Wechsel zu Borussia Dortmund verkündet, der BVB und er trennten sich im Mai nach nur einer Saison.

Nach dem 3:0 steht Gladbach in der Tabelle vier Punkte vor Leipzig, ist punktgleich mit dem FC Bayern und kann nun nach sieben Spieltagen erstmals durchschnaufen. „Wir haben bestimmt eine entspannte Länderspielpause und nehmen das Momentum gerne mit“, sagte Farke. Am 1. Oktober geht es zu Werder Bremen, dann kommt am 9. Oktober der 1. FC Köln zum Derby.

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