Zwischen Vergessenheit und Spitzenklasse So haben sich Leihgeschäfte für Borussia gelohnt

Mönchengladbach · Borussias Erfahrungen mit Leihspielern sind gemischt, Tops und Flops waren gleichermaßen dabei. Im vergangenen Jahr bemühte sich Max Eberl vergeblich um den spanischen Shootingstar Pedri, den damals kaum jemand kannte. Auch diesmal wird der Manager Optionen im Auge haben.

Gladbach: Alle Leihspieler seit 2011 - Wöber, Christensen und Co.
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Diese Leihspieler holte Borussia seit 2011

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Foto: Jens Dirk Paeffgen/Jens Dirk Paeffgen (jdp)

Rund 500.000 Euro ließ sich Borussia Mönchengladbach einst die Leihe des finnischen Stürmers Mikael Forssell kosten. An ihn erinnern sich die Gladbach-Fans noch heute gerne zurück. In der Rückrunde der Saison 2002/03 war Forssell im Kampf um den Klassenerhalt Gladbachs Lebenselixier. Dank seiner sieben Tore und drei Vorlagen in 16 Partien schloss Borussia die Saison unter Trainer Ewald Lienen auf Platz 14 ab.

Borussias heutiger Sportdirektor Max Eberl stand damals gemeinsam mit Forssell auf dem Platz – und erlebte hautnah mit, was ein Leihgeschäft mit dem FC Chelsea bewirken kann. Die Londoner beorderten Forssell, dem sie mehr Spielzeit versprachen, nach dem Gladbach-Halbjahr zurück auf die Insel, eine feste Verpflichtung hätte sich Borussia ohnehin nicht leisten können. Glücklich wurde der Finne, der später in die Bundesliga zurückkehrte, bei Chelsea nicht.

Acht Jahre später ging der Ex-Profi und Manager Eberl mit Michael Fink von Besiktas Istanbul als Ersatz für den abgewanderten Michael Bradley sein erstes Leihgeschäft als Sportdirektor ein. In der Folgesaison waren es Tolga Cigerci, Alexander Ring und Joshua King. So richtig überzeugen konnte keiner von ihnen. Ring, wie Forssell ein Finne, schoss 2012 gegen Dynamo Kiew immerhin das erste Europacup-Tor für Borussia seit 16 Jahren, es war sein einziger Treffer.

Der erste Leihspieler der Ära Eberl, der richtig einschlug, war Christoph Kramer, der 2013 erstmals an den Niederrhein kam. Nach zwei Jahren in Gladbach und einjähriger Rückkehr zu Bayer 04 Leverkusen wurde er 2016 für rund 15 Millionen Euro fest verpflichtet und beackert bis heute Gladbachs Mittelfeld.

Thorgan Hazard war dann Eberls erster Leih-Deal mit dem FC Chelsea, ein Jahr später folgte ihm für zwei Spielzeiten Andreas Christensen, der zuletzt mit Chelsea die Champions League gewann und am Mittwochabend mit der dänischen Nationalmannschaft das EM-Halbfinale gegen England (0:1) verlor. Von einer Rückkehr an den Niederrhein hat Borussia lange geträumt, allein aufgrund des Gehalts ist sie aber utopisch. Trotzdem: Die Leihen mit Hazard, den Borussia erst für acht Millionen Euro verpflichtete und dann für mehr als 25 Millionen Euro an den BVB verkaufte, und Christensen sind Paradebeispiele.

Solche Deals ermöglichten es dem Verein in der Vergangenheit, Spieler zu bekommen, die sonst wohl nicht zur Borussia gekommen wären, auch deshalb, weil sie sich der Klub nicht leisten konnte. Im vergangenen Sommer wollte Eberl das spanische Ausnahmetalent Pedri vom FC Barcelona ausleihen. Der Youngster war gerade von Las Palmas zu den Katalenen gewechselte und schien noch einen Zwischenschritt zu benötigen. Pedri blieb und stieg zum Shootingstar der vergangenen Saison auf. Bei der EM überragte er mit einer Passquote von 91,3 Prozent – ein großartiger Wert für einen 18-Jährigen bei seinem ersten großen Turnier. Mittlerweile liegt sein Marktwert bei rund 70 Millionen Euro.

Leihgeschäfte waren 2020 trotzdem angesagt: Letztlich verstärkten sich die Gladbacher mit Hannes Wolf, bei dem im Laufe der vergangenen Saison eine Kaufpflicht griff, und Valentino Lazaro. Auch in dieser Transferphase könnte dieser Weg wieder ein Thema bei Borussia werden. Durch das finanzielle Corona-Minus in Höhe von 16,8 Millionen Euro und bislang ausbleibenden Transfereinnahmen kann sich Gladbach derzeit keine neuen Spieler leisten – Adi Hütter wird seinen Kader aber noch ein wenig verfeinern wollen.

Ein Name, der herumschwirrt, ist der von Malang Sarr. Den französischen Abwehrspieler wollte Borussia 2019 gerne fest verpflichten, Sarr blieb in Nizza und wechselte 2020 – zum FC Chelsea. Sollte er wirklich ein Thema werden für eine Leihe, könnte Eberl also auf einen über Jahre gewachsenen Kontakt bauen.

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