Borussia Mönchengladbach Rheinische Torfabriken

Mönchengladbach · Gladbach und Leverkusen sind offensiv ausgerichtet. Lars Stindl und Kevin Volland stehen für den jeweiligen Ansatz.

 Lars Stindl und Raffael können jederzeit den Unterschied ausmachen.

Lars Stindl und Raffael können jederzeit den Unterschied ausmachen.

Foto: Dieter Wiechmann

Jannik Vestergaard sieht es ganz pragmatisch. Er steht jetzt auf der richtigen Seite. Der Däne ist Verteidiger in Diensten von Borussia Mönchengladbach, und als er nach dem 6:1 im Champions-League-Play-off gegen Bern gefragt wurde, wie viel Spaß es mache, mit Spielern wie Raffael, Thorgan Hazard und Lars Stindl im Team zu sein, sagte er: "Ich habe ja schon gegen die Jungs gespielt, und glauben Sie mir: Das ist nicht schön."

Wer das Gladbacher Offensivkonstrukt am Mittwoch bei der Arbeit gesehen hat, wird Vestergaard beipflichten. Die drei Herren spielten sich regelrecht in einen Rausch, es war Kurzpassfußball vom Allerfeinsten, der da auf dem Rasen des Borussia-Parks zelebriert wurde. Raffael schoss drei Tore, Hazard auch, nur Stindl ging leer aus. Seinen Job machte der Mann, der vor einem Jahr auch bei Bayer Leverkusen, Borussias heutigem Gegner im Gespräch war, dennoch herausragend. Stindl gibt sozusagen eine Neundreiviertel im Borussen-Spiel, ein wenig mehr "Zehner" als Stürmer, ein "Verbindungsspieler", wie Coach André Schubert sagt. Der, bei dem die Fäden zusammenlaufen.

"Er ist immer anspielbar, zeigt sich in der Tiefe, spielt wunderbare Pässe durch die Linien und kombiniert", schwärmt Trainer André Schubert von Stindl, den er zum Kapitän gemacht hat. Stindl ist aber auch Torjäger. In der vergangenen Saison traf er siebenmal und legte elf Tore auf. "Lars wird sicherlich auch wieder seine Tore machen", versichert Schubert. Tore - darauf sind er und sein Leverkusener Kollege Roger Schmidt vor allem aus. Sie definieren Fußball als Unterhaltung. "Es gibt viele Ähnlichkeiten", sagt Schubert. "Der große Unterschied liegt in der Reaktion nach Ballgewinn. Leverkusen schaltet schnell um und versucht, in die Tiefe zu kommen. Da kommt es häufig zu einem offenen Schlagabtausch. Wir haben gerne auch mal die Kontrolle." Borussia spielt häufig horizontal, lässt den Ball zirkulieren, während Bayer immer vertikal unterwegs ist. Für diesen Unterschied stehen die Stürmertypen Stindl und auf der anderen Seite Kevin Volland. Er war auch in Gladbach ein Thema, nun ist er bei Bayer.

Laufbereit, vielfältig einsetzbar, durchsetzungsstark. Volland war während seiner Zeit in Hoffenheim in mehr als jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt. Einen "Charakter-Spieler" nennt ihn sein Trainer. "Er ist sehr ballsicher, bewegt sich gut, leitet die Bälle gut weiter, und er kann sich auf engem Raum durchsetzen. Seine Mitspieler werden von ihm profitieren." Soll heißen: Der ehemalige Hoffenheimer macht das Angriffsspiel im Verbund mit Chicharito, Julian Brandt und Karim Bellarabi (der seinen Vertrag um ein Jahr bis 2021 verlängerte) noch schwerer ausrechenbar. Jeder kann Torschütze und jeder Vorbereiter sein. Bayers Sturm ist eine Ansage. Joachim Löw scheint das ähnlich zu sehen, der gleich alle drei deutschen Offensivkräfte für die nächsten Länderspiele nominierte. Mit Bernd Leno und Jonathan Tah stellt Leverkusen damit den größten Block. In Abwesenheit von Chicharito, der sich die Hand brach, wird es in Gladbach noch mehr auf Volland ankommen. Schmidt wird in Ruhe abwägen, ob er ihm Admir Mehmedi, Brandt oder Hakan Calhanoglu an die Seite stellt. Brandt habe die Olympia-Strapazen gut überstanden, erklärt Schmidt.

Der 49-Jährige erwartet viele Umschaltmomente im Duell der rheinischen Torfabriken: "Beide Teams wollen den Ballgewinn nutzen, um dem Gegner weh zu tun. Das kann Gladbach wirklich sehr gut - wir aber auch. Gladbach hat schlaue, schnelle Spieler vorne." Er wird unter anderem Lars Stindl meinen.

(RP)
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