Borussen-Legende ist tot Charly Stock war der gute Geist Borussias

Mönchengladbach · Der Bundesligist trauert um eine ihrer Vereinslegenden, die im Alter von 83 Jahren gestorben ist. Stock war von 1962 bis 1990 Masseur der Gladbacher, behandelte auch die Stars der 70er.

 Charly Stock (†) behandelte auch Günter Netzer zur Zeit der Fohlenelf in den 70ern.

Charly Stock (†) behandelte auch Günter Netzer zur Zeit der Fohlenelf in den 70ern.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Charly Stock war nochmal mittendrin. Als Borussia am 3. Mai ihr Museum eröffnete, saß der 83-Jährige im Foyer des Borussia-Parks und war sichtlich gerührt. Alle waren sie gekommen, all die Borussen, deren Muskeln er einst als Masseur durchgeknetet hatte. Stock, gezeichnet von einer Nervenkrankheit, drückte viele Hände an diesem Abend. Und er plauderte mit den Männern, die wie er einst Geschichte geschrieben haben in Mönchengladbach: Mit Jupp Heynckes, zu dem Stock immer ein gutes Verhältnis hatte, und auch mit Allan Simonsen. Es war, das wurde nun bekannt, der letzte öffentliche Auftritt Stocks. Am 22. Mai ist er gestorben. Doch einer wie er geht nie ganz: Karl-Heinz Stock war nicht nur Borussias Masseur, er war, das sagte Gladbachs Rekordtorjäger Heynckes mal, „der gute Geist im Verein“.

Der gebürtige Berliner war von 1962 bis 1990 Masseur der Borussen. „Wenn du auf seiner Liege lagst, gab es keine Geheimnisse mehr, man hat über alles gesprochen. Er hat uns immer wieder aufgebaut, wenn es Probleme gab, und wenn es nötig war, hat er uns auch heimlich mal ein Bier besorgt“, erinnert sich Ur-Borusse Berti Vogts.

Stock, der bis zuletzt dem Ehrenrat angehörte, hat alles mitgemacht, was den Mythos Borussia ausmacht. „Ich habe so viele tolle Dinge mit dem Verein erlebt, dass ich eigentlich gar kein einzelnes herauspicken kann“, sagte er vor einiger Zeit. Gleichwohl sei das Jahr 1975 außergewöhnlich gewesen: Da holte Borussia sowohl die Deutsche Meisterschaft als auch den UEFA-Cup und auf den legendären Hennes Weisweiler folgte Udo Lattek.

„Er passte genau zu uns, zu Borussia. Er hatte ein gutes Gespür für die Stimmungen und Schwingungen im Team und wusste daher immer, was bei uns los war. Er konnte mit all den verschiedenen Persönlichkeiten umgehen. Er war ein toller Mensch“, sagte Vogts im Gespräch mit unserer Redaktion.

Auch Jörg Jung hat Stock besonders intensiv kennengelernt durch die gemeinsame Zeit bei der Weisweiler Elf, zu deren Mitbegründern Stock 1991 gehörte. „Charly hatte immer seinen eigenen Kopf, er hat zu allem, was er gesagt hat, gestanden. Das hat mir immer an ihm imponiert“, sagte Jung, früher Profi bei Borussia und nun einer der Geschäftsführer des Traditionsteams. „Jetzt fehlt einer, der wichtig für uns war, aber wir werden die Weisweiler Elf in seinem Sinne weiterführen.“

Stock, der einst auch das erste Borussen-Internat an der Marktfeldtstraße mitgründete, ist nicht nur selbst ein Teil der Borussen-Geschichte, er sammelte sie auch. Sein persönlicher Fundus ist ein Grundstock der Exponate im Borussen-Museum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort