Spiel am 17. Dezember Zwölf Kandidaten für den Trainerjob bei Borussias Legenden-Team
Mönchengladbach · 13 Cheftrainer hat Borussia seit ihrem Umzug 2004 in den Borussia-Park beschäftigt. Doch wer davon wird das Legenden-Team am 17. Dezember gegen Gladbachs aktuelle Profi-Mannschaft coachen? Wir geben einen Überblick, wer alles für den Job in Frage kommt.
Die erfolgreichsten Trainer im Borussia-Park
Zweieinhalb Wochen vor der Partie nimmt der Kader für die „Legenden des Parks“, die am 17. Dezember gegen Borussias aktuelle Profimannschaft spielen werden, immer mehr Konturen an. Wie der Verein nun mitteilte, haben auch Thorben Marx, Michael Delura, Mo Idrissou, Florian Mayer, Fabian Bäcker, Rob Friend, Kahê und Frederic Löhe ihre Teilnahme zugesagt. Mit den bereits zuvor bekanntgewordenen Ex-Gladbachern, die im 2004 eröffneten Borussia-Park aufgelaufen sind und zu dem besonderen Kick kommen werden, sind bereits alle Mannschaftsteile ausreichend abgedeckt.
Doch wer wird das Legenden-Team coachen und an der Seitenlinie stehen? Keine leichte Entscheidung, zumal einige Ex-Trainer derzeit bei anderen Klubs aktiv sind. Nicht alle dürften Zeit haben, um am 17. Dezember in den Borussia-Park zu kommen. Und nicht jeder wird dem Legenden-Status gerecht, nicht zuletzt, da einige Engagements mit Misserfolgen endeten. Wir geben einen Gesamt-Überblick, wer alles theoretisch für diesen Job in Frage kommt.
352 Pflichtspiele gab es seit 2004 im Borussia-Park bereits, seitdem hatte Gladbach 13 Cheftrainer unter Vertrag. Damit hat das Stadion im Nordpark schon fast so viele Trainer erlebt wie der altehrwürdige Bökelberg vom ersten Bundesliga-Aufstieg 1965 bis zum Auszug 2004: Da waren es 14 – wobei Jupp Heynckes, Hans Meyer und Holger Fach in beiden Stadien am Spielfeldrand standen.
Zwei Besonderheiten gibt es in den 352 Partien des Borussia-Parks. Zum einen vertrat beim Erstrundenspiel im DFB-Pokal 2020 gegen den FC Oberneuland (8:0) – aufgrund der Corona-Auflagen war das Heimrecht getauscht worden – Co-Trainer Alexander Zickler den wegen einer Roten Karte aus dem Vorjahr gesperrten Marco Rose. Und 2022 führte Christian Peintinger die Borussia für seinen mit dem Coronavirus infizierten Chef Adi Hütter zu einem 2:0-Ligaheimsieg gegen Hertha BSC. Die beiden Vertreter und den aktuellen Coach Daniel Farke ausgenommen, bleiben noch zwölf Trainer, die in den vergangenen 18 Jahren im Borussia-Park tätig waren.
Alle Gladbach-Spieler im Borussia-Park
Der Rekordmann 89 der 352 Spiele gehen alleine auf das Konto von Lucien Favre. Der Schweizer machte zwischen 2011 und 2015 aus einem Abstiegskandidaten wieder einen regelmäßigen Teilnehmer im Europapokal – und er erlebte den wohl emotionalsten Moment im Borussia-Park: Igor de Camargos Last-Minute-Siegtor im ersten Relegationsspiel gegen den VfL Bochum 2011. Kurz vor dem ersten Champions-League-Heimspiel schmiss Favre im Herbst 2015 hin, so hörte er die Hymne der Königsklasse nur drei Jahre zuvor in der Play-off-Partie gegen Dynamo Kiew. Favre, der im vergangenen Sommer beinahe seine zweite Amtszeit in Gladbach begonnen hätte, jedoch einen Rückzieher machte, wäre sicherlich der passendste Coach für das Legendenspiel, allerdings ist er aktuell beim OGC Nizza unter Vertrag.
Der Punktbeste Statt Favre coachte dann André Schubert die Borussen zwei Spielzeiten in der Champions League, der Nachfolger des Schweizers toppt auch dessen Punkteschnitt im Borussia-Park von 1,99 Zählern pro Spiel knapp: Mit 2,03 Punkten ist Schubert der erfolgreichste unter den Borussia-Park-Trainern – abgesehen von Daniel Farke, der aktuell sechs seiner ersten acht Heimspiele gewann. Auch Schuberts Sieg-Quote von 60,6 Prozent wird nur von Farke getoppt, dessen Werte stehen allerdings im Fortlauf der Saison noch auf dem Prüfstand. Der Trainer mit den prozentual wenigsten Niederlagen ist ein ganz anderer: Bei Horst Köppel sind es nur zwei in 20 Heimspielen, das macht zehn Prozent.
Der Aufstiegstrainer Schubert gehört zur Gruppe der Gladbacher Ex-Trainer, die derzeit ohne Funktion in einem anderen Verein sind und daher als Coach des Legenden-Teams in Frage kommen. Zu dieser Gruppe zählt auch der Mann, der mit Gladbach sogar einen Titel im Borussia-Park feiern konnte: Immerhin wurde Jos Luhukay mit Borussia in der Saison 2007/08 Zweitliga-Meister. Wichtiger war jedoch dabei, dass Luhukay, der die Mannschaft bereits in der Abstiegssaison übernommen hatte, gleich im ersten Versuch den Wiederaufstieg schaffte. Auch wenn kurz danach schon Schluss für ihn war, überstrahlt beim Niederländer die erfolgreiche Zweitliga-Saison seine schwache Bilanz im Oberhaus.
Die Bökelberg-Kenner Holger Fach war Borussias „Umzugs-Trainer“, er begleitete den Wechsel vom Bökelberg in den Nordpark. Allerdings coachte Fach nur fünfmal im neuen Stadion, kein Chef kam seither auf weniger Partien. Zudem verbindet ihn etwas mit Heynckes und Meyer, die auch an beiden Standorten Trainer waren: Bei allen war die Zeit am Bökelberg erfolgreicher – wobei Meyer in seiner zweiten Amtszeit zumindest den geglückten Klassenverbleib 2008/09 für sich verbuchen konnte.
Die Ex-Spieler Fach, Köppel, Heynckes – sie alle waren schon als Spieler für Borussia aktiv. Das gilt auch für Michael Frontzeck und Dieter Hecking. Ersterer hat als Einziger eine deutlich negative Bilanz im Borussia-Park – acht Siegen stehen 13 Niederlagen gegenüber. Dafür war er als siebter Cheftrainer der erste, der DFB-Pokal-Heimspiele erlebte: Das erste ging 2009 gegen den MSV Duisburg verloren, das zweite wurde 2010 gegen Bayer Leverkusen im Elfmeterschießen gewonnen. Hecking – er hat nach Favre die zweitmeisten Pflichtspiele im Borussia-Park (47) und wäre allein deswegen schon ein würdiger Legenden-Trainer – erlebte derweil in seiner ersten Halbserie in Gladbach 2017 zwei bittere Niederlagen, ohne verloren zu haben: Zum einen schied Borussia im Achtelfinale der Europa League gegen den FC Schalke 04 nach einem 2:2 daheim aufgrund der Auswärtstorregel aus, zum anderen kam im Halbfinale des DFB-Pokals im eigenen Stadion gegen Eintracht Frankfurt das Aus – im Elfmeterschießen.
Farkes Vorgänger Zwischen Hecking, der mittlerweile Sport-Vorstand beim 1. FC Nürnberg ist, und dem jetzigen Coach Farke trainierten noch Marco Rose und Adi Hütter die Borussia. Rose wurde in seiner Zeit das wohl größte Heimspiel der vergangenen 45 Jahre verwehrt: Das Achtelfinale der Champions League gegen Manchester City (0:2) wurde aufgrund von Corona-Auflagen in Budapest ausgetragen. Hütter sorgte derweil für den glanzvollsten Sieg im Borussia-Park: Er brachte mit den Gladbachern dem FC Bayern München die höchste Pokalpleite der Vereinsgeschichte bei und siegte 5:0.
Hütter brennt darauf, nach seinem Aus im Sommer in Gladbach einen neuen Job zu übernehmen – der des Legendentrainers wird es wohl nicht sein. Auch Dick Advocaat, 2004 Borussias erster ausländischer Trainer, hat derzeit anderes zu tun: Er hat gerade mit 75 Jahren den Trainerjob bei seinem Jugendverein ADO Den Haag übernommen. Borussias Legenden-Team dürfte ein anderer coachen. Wer es auch wird – er bekommt für einen Abend auf jeden Fall eine interessante Truppe zusammengestellt.
