Borussia Mönchengladbach Der neue Mr. Zuverlässig

Mönchengladbach · 96 Tage musste Tobias Strobl auf seinen ersten Arbeitstag in Gladbach warten. Schon am 23. März wurde er als erster Zugang für die neue Saison bekanntgegeben. Er ist ein vielseitiger Defensivspieler. Seit gestern arbeitet er bei Borussia.

 Tobias Strobl im Zweikampf mit seinem neuen Teamkollegen Fabian Johnson.

Tobias Strobl im Zweikampf mit seinem neuen Teamkollegen Fabian Johnson.

Foto: Dirk Päffgen

Tobias Strobl musste lange warten. Schon am 23. März teilte Borussia mit, dass der Defensivallrounder ab der neuen Saison für Gladbach spielen werde. Strobl steht damit in einer guten Tradition - in der der Früh-Transfers von Sportdirektor Max Eberl. Zuvor wurden schon Max Kruse (2013), Ibrahima Traoré, André Hahn (beide 2014) und Lars Stindl (2015) zu ähnlich frühen Zeitpunkten als Zukäufe für die folgende Saison fix gemacht.

Gestern, 96 Tage nach seiner Vertragsunterschrift, war dann endlich der erste Arbeitstag für Strobl. Der Gesundheits- und Leistungscheck stand für ihn und die anderen Profis, die zum Trainingsauftakt dabei sind, an. "Natürlich haben wir auch in Hoffenheim einen Gesundheits- und Leistungscheck absolviert. Die Augenuntersuchung und die Laufanalyse haben wir dort aber beispielsweise nicht gemacht", stellte Strobl den ersten Unterschied zwischen dem neuen und dem alten Arbeitgeber fest.

Der größte Unterschied jedoch ist: In Gladbach wird Strobl, der in Hoffenheim zuletzt geholfen hat, den Abstieg gerade so zu vermeiden, international spielen. Zum ersten Mal in seiner Karriere. Die begann bei 1860 München, wie auch die von Fabian Johnson, der schon in Hoffenheim Strobls Teamkollege war. Auch Jannik Verstergaard, Borussias neuen Verteidiger aus Bremen, kennt er aus dessen Zeit im Kraichgau, beide haben dort öfter zusammen in der Defensive gearbeitet. In der ist Strobl, der gebürtige Münchener, variabel einsetzbar: als Innenverteidiger, hinten rechts oder auch vor der Abwehr. "Er ist polyvalent", sagt Trainer André Schubert über den neuen Mann, der schon so lange als Zugang feststeht, dass der eine oder andere ihn schon vergisst, wenn er die Neuen aufzählt.

Zwischenzeitlich war Strobl von 1899 Hoffenheim mal an den 1. FC Köln ausgeliehen, weil sich Ex-Trainer Holger Stanislawski seiner erinnerte und das Leihgeschäft anregte. So spielte Strobl eine Saison für Borussias großen Rivalen - allerdings nur in der Zweiten Liga. Dann ging er zurück zu Hoffenheim. Dort brachte er in insgesamt 86 Erstligaspielen ein, was ihn auszeichnet: "Ich weiß, was ich kann und ich weiß auch, was ich nicht kann. Ich bin ein Arbeiter, ich komme über den Kampf, bin nicht der Filigrane. Aber der Trainer weiß: Er kann sich auf mich verlassen", sagte Strobl dem Hoffenheimer Klub-Magazin Spielfeld. "Nett, sympathisch und offen" - so beschreiben ihn Leute, die mit ihm zu tun haben. Und als "ruhig, solide und zuverlässig".

All das sind Wesenszüge, die man in Gladbach auch Roel Brouwers und Havard Nordtveit, die nun weg sind, zuschrieb. Spieler, die da sind, wenn man sie braucht, "Mr. Zuverlässig" wurde Brouwers genannt. Das sagte auch Hoffenheims Ex-Trainer Markus Gisdol über Strobl. Strobl hat also einen neuen "Mr. Zuverlässig". Brouwers und Nordtveit wurden in Gladbach aber auch dafür geschätzt, dass sie nicht murrten, wenn sie mal nicht spielten. Auch darum galten sie als gute Typen, als Teamplayer. Diese Eigenschaften habe Strobl, der in Gladbach die Nummer 5 bekommt, ebenfalls, heißt es in Hoffenheim. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht den Ehrgeiz hat, sich bei Borussia einen Stammplatz zu erarbeiten. Mit seinen 1,86 Metern bringt Strobl einen Aspekt ein, den André Schubert zu schätzen weiß: Körperlänge. Die kann defensiv wie offensiv helfen. Zudem könnte Strobl, 26, einer sein, der schnell Führungsaufgaben im Team übernehmen kann. Das tat er auch in Hoffenheim. "Meine Meinung wird gehört", sagte Strobl dem 1899-Magazin.

Zwischenzeitlich war er noch mal in Gladbach, doch das 1:3 im Bundesligaspiel dürfte er unter "gebrauchter Tag" einsortiert haben. Das war nicht der Strobl, der er sein will. "Er ist einer der eher unauffälligen Spieler, die aber für jedes Team enorm wichtig sind, weil sie durch ihre Zweikampfstärke für viele Ballgewinne sorgen. Er passt auch charakterlich zu uns", sagte Manager Eberl über Strobl. Dass er kaum ein Spiel mit dem Prädikat "schlecht" abliefert, ist ein Qualitätsmerkmal. Wie seine Konzentrationsfähigkeit. Die schult er auch bei seinem Hobby, dem Golfen. Mit 15 war er bayerischer Meister in seiner Altersklasse. "Du musst dich für jeden Schlag voll konzentrieren, du darfst den Rhythmus nicht verlieren", sagte Strobl mal. Seit gestern geht es für ihn darum, in Gladbach den richtigen Rhythmus zu finden. Dass er so lange warten musste auf den ersten Arbeitstag, passt zu seiner Vita. Erst mit 22 Jahren gab Strobl in Hoffenheim sein Profidebüt.

Info Borussia wird nach Tobis Strobl, Christoph Kramer, Jannik Vestergaard, Mamadou Doucouré und Lazslo Bénes keinen weiteren neuen Spieler holen. Das stellte Manager Max Eberl gestern klar. Er will aber noch mit Alvaro Dominguez verlängern (Vertrag bis 2017) und Andreas Christensen (ausgeliehen vom FC Chelsea) fix verpflichten. "Wir sind für unsere Ziele sehr gut aufgestellt", sagte Eberl. Josip Drmic wird nach seiner Verletzung frühestens im Oktober wieder zur Verfügung stehen.

(RP)
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