„Marcus ist am Boden zerstört“ Thuram erhält nach Spuck-Attacke drastische Strafe von Borussia

Mönchengladbach · Marcus Thuram bekommt von Borussia eine Rekordstrafe aufgebrummt für seine Spuck-Attacke gegen Hoffenheims Stefan Posch. Manager Max Eberl versucht nach einem langen Gespräch mit dem Franzosen dessen Ausraster zu erklären.

Twitter-Reaktionen auf Thurams Spuckattacke
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Foto: dpa/Marius Becker

Die Strafe des DFB für seine Spuck-Attacke gegen Hoffenheims Stefan Posch dürfte Marcus Thuram am Montag ereilen. Eine vereinsinterne Strafe hat er schon am Sonntag nach einem längeren Gespräch mit Manager Max Eberl aufgebrummt bekommen. „Wir werden ihn als Verein für sein Verhalten, das zum Platzverweis geführt hat, mit einer Strafe in Höhe eines Monatsgehalts belegen, die einem sozialen Zweck zugutekommen wird. Er hat das akzeptiert und von sich aus angeboten, sich auch darüber hinaus für einen sozialen Zweck zu engagieren“, erklärte Eberl auf der Vereinshomepage.

Angesicht der Schwere seines Vergehens ist es üblich, dass die Sperre nicht nur für die Liga, sondern auch für den Pokal ausgesprochen wird. Bereits am Dienstag ist Borussia bei der SV Elversberg gefordert, da muss rechtzeitig Klarheit herrschen. Für Thuram hätten damit nicht nur die Weihnachtsferien vorzeitig begonnen, sondern eine wochenlange Spiel- und Denkpause. Unter sechs Partien Sperre dürfte der Franzose nicht davonkommen.

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Eine Rote Karte für eine Spuck-Attacke – das hat es in Borussias Bundesliga-Geschichte noch nicht gegeben. Vor zehn Jahren rastete Raúl Bobadilla gegen Hannover 96 aus, flog für einen Tritt gegen Sergio Pinto vom Platz und beleidigte bei seinem Abgang den Schiedsrichter. Der Paraguayer musste damals 50.000 Euro zahlen und wurde in die U23 strafversetzt. In Thurams Fall bleibt es bei finanziellen Folgen, seine Strafe dürfte Bobadillas aber noch einmal deutlich übertreffen und damit die höchste sein, die Borussia je ausgesprochen hat.

In seinem Statement berichtete Eberl ausführlich vom Gespräch mit Thuram am Sonntagmorgen. „Wir kennen Marcus nun schon seit fast zwei Jahren, wir kennen sein Umfeld, wir kennen sein Elternhaus und das alles passt überhaupt nicht zu dem, was gestern passiert ist“, sagte der 47-Jährige und versuchte sich an Erklärungen für den Vorfall: „Marcus ist am Boden zerstört und er hat mir glaubhaft versichert, dass er Stefan Posch nicht absichtlich angespuckt hat. Er hat mir gesagt, dass er bei einem Disput mit Stefan Posch mehrfach auf Französisch geschimpft und dabei im Zuge eines Wortschwalls und in größter Erregung unwillkürlich gespuckt hat.“

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All das nehme er Thuram ab, so Eberl, „denn ich habe ihn als einen reflektierten Menschen mit einem tadellosen Benehmen kennengelernt“. Wird Thuram so lange gesperrt, wie zu erwarten ist, wird er Borussia frühestens Ende Januar im Spiel bei Union Berlin wieder zur Verfügung stehen und unter anderem die Top-Spiele gegen Bayern München und Borussia Dortmund verpassen. Eberl war es unterdessen wichtig, zu betonen: „Marcus bleibt der Mensch, den wir kennen und wir lassen ihn nicht fallen.“

Denn in den sozialen Netzwerken waren neben vielen kritischen, aber fundierten Kommentaren auch beleidigende bis hin zu rassistischen aufgekommen. Im „Doppelpass“ auf Sport1 fiel Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit einem verqueren Beitrag zu dem Vorfall auf, indem auch er Thurams Hautfarbe zum Thema machte: „Ich habe mich gefragt, was passiert wäre, wenn es umgekehrt gewesen wäre: Der Posch hätte den Thuram angespuckt. Dann hätten wir wieder eine Rassismus-Debatte, oder was?“

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