Nach 0:1 in Stuttgart Gladbach bangt um Europa
Stuttgart · Nach dem 0:1 in Stuttgart ist Borussia Mönchengladbach bedient. Nun muss der Verein um Europa bangen. Hazard verlässt Gladbach in Richtung Dortmund.
Nach der 0:1-Niederlage bei Kellerkind VfB Stuttgart wurde Torwart Yann Sommer gefragt, ob es für Borussia schwierig sei, dass Dieter Hecking der aktuelle Trainer ist, während man wisse, dass in Marco Rose ein neuer Chef zur neuen Saison komme. „Nein“, sagte Sommer. „Er ist unser Coach bis zum Schluss.“ Und auch wenn sich die Stimmung vieler Fans vor allem im Internet gegen Hecking richtet, will der 54-Jährige nicht hinschmeißen. „Ich ziehe das hier durch“, sagte er unserer Redaktion und ergänzte mit Blick auf seinen Sportdirektor: „Max Eberl und ich haben gesagt, dass wir gemeinsam diesen Weg gehen, als klar war, dass wir nach der Saison nicht zusammen weitermachen. Daran hat sich nichts geändert.“
So liegt es einzig und allein an den Spielern, die selbst formulierten Ziele vom Erreichen eines europäischen Wettbewerbs noch zu verwirklichen. Dass das mit einer Leistung wie beim VfB schwierig wird, wussten allerdings alle. „Im Gesamtpaket müssen wir einfach sagen, dass das viel zu wenig war heute und dass wir so über Europa gar nicht sprechen müssen“, sagte Offensivmann Jonas Hofmann. Er ergänzte: „Wir sind genauso sauer auf uns und enttäuscht wie die Fans und der Trainer.“
Denn Hecking hatte deutliche Worte für sein Team gefunden. „Wenn du seit Wochen davon redest, dass du Europa, vielleicht sogar Champions League spielen möchtest, dann musst du hier natürlich ganz anders auftreten. Wenn man sieht, was die Spieler vorher von sich geben, erwartet man schon eine andere Leistung der Mannschaft.“ Hecking präzisierte: „Wir haben viel zu langsam, zu behäbig gespielt, ohne Durchschlagskraft. Das Zweikampfverhalten war bei einigen nicht bundesligatauglich. Das ist von jedem einzelnen Spieler, der meint, nach Europa kommen zu wollen, zu wenig.“ Bezeichnend, dass Borussias beste Zweikampfquote Ibrahima Traoré hatte – der nach 67 Minuten eingewechselt wurde und drei seiner vier Zweikämpfe gewann.
Über 90 Minuten hatten andere mehr Chancen, Borussias Bestrebungen, nach Europa zu kommen, mit Leistung zu untermauern. Zum Beispiel Alassane Plea, der allerdings nur fünf Zweikämpfe für sich entscheiden konnte und nach knapp vier Minuten die größte Chance des Spiels vergab, als er frei an Torwart Ron-Robert Zieler scheiterte und die mitgelaufenen Kollegen Florian Neuhaus und Thorgan Hazard ignorierte. „Klar, wenn er den reinmacht, sagt keiner was, aber wenn zwei Spieler mitlaufen und er legt den nicht quer, sagt das vieles für mich aus“, fand Hecking. Egoismen und Eitelkeiten können eben ein mannschaftliches Ziel gefährden.
Und das muss bei Borussia weiterhin Europa lauten, immerhin sind es nur drei Punkte Rückstand auf den letzten Champions-League-Rang vier, wobei die Gladbacher von Rang zwei, den sie unter anderem nach dem 3:0-Hinspielsieg gegen Stuttgart belegten, inzwischen auf Rang fünf durchgereicht worden sind. Das Heimspiel am Samstag gegen Konkurrent Hoffenheim gilt daher auch als „Champions-League-Endspiel“. Hofmann sagte in Stuttgart: „Die Gefahr ist gegeben, Europa noch zu verpassen, aber wir haben es auch weiter selbst in der Hand. Dafür müssen wir natürlich ein ganz anderes Gesicht zeigen.“ Teamkollege Tobias Strobl sagte: „Dass die Fans Angst um Europa haben, kann ich verstehen – wir auch. Aber das kriegen wir schon hin.“
Einen Schritt weiter ist derweil Hazard, der nächste Saison Champions League spielen wird – bei Borussia Dortmund: Der Belgier sagte einem Fernsehsender seines Heimatlandes: „Ja, es ist dieser Verein. Ich habe auch schon mit ihm gesprochen. Die Vereine müssen sich jetzt einigen.“ Für Hazard, dessen Marktwert auf 45 Millionen Euro taxiert wird, will der BVB wohl „nur“ 25 Millionen zahlen. Im Jahr 2019 hat der mit neun Toren und zehn Vorlagen beste Scorer der Gladbacher noch nicht getroffen, in Stuttgart blieb er ohne Abschluss auf das Tor.