Borussia Mönchengladbach Halbes Jahr Hürdenlauf für Thorgan Hazard

Mönchengladbach · Setzt sich der Belgier in der Rückrunde Richtung Startelf durch? Wenn nicht, könnte für ihn im Sommer womöglich eine Luftveränderung anstehen.

Thorgan Hazard: Kleiner Bruder von Eden bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Thorgan Hazard

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Foto: dpa/Marius Becker

Man könnte meinen, bei Thorgan Hazard sei alles im Lot. Privat ist das unbestritten, schließlich ist Borussias Belgier jüngst mit 22 zum zweiten Mal Vater geworden. Auch die Leistungsdaten seiner erfreulichen Premierensaison als Borusse lassen dies vermuten. 2014/15 kam er auf 41 Einsätze (16 davon in der Startelf), er schoss fünf Tore und bereitete zehn vor.

Zur Halbzeit dieser Serie steht Hazard bei 20 Einsätzen (acht in der Startelf), zwei Toren und zwei Vorlagen. Sportdirektor Max Eberl wollte zum Jahresausklang dann auch kein Krisengerede um seinen Acht-Millionen-Einkauf aus dem vorigen Frühjahr hören. "Thorgan hat knapp 60 Pflichtspiele gemacht in eineinhalb Jahren — das ist nicht so schlecht", sagte er. Und trotzdem: Die Realität sieht Hazard mit Beginn des BVB-Spiels heute am halbjährigen Scheideweg.

Denn fünf seiner acht Startelfeinsätze verbuchte Hazard zu Saisonbeginn — als es Niederlagen hagelte. Unter André Schubert durfte er danach nur noch gegen Darmstadt und im Pokal auf Schalke und gegen Bremen ran. Ansonsten ist er hinten dran — und das, obwohl in Patrick Herrmann (er trainiert wieder individuell auf dem Platz) und André Hahn Konkurrenten ausfallen. Aber Hazard kommt nicht an Fabian Johnson und an seinem Freund Ibo Traoré vorbei.

Schubert macht zudem keinen Hehl daraus, warum Hazard nicht erste Wahl ist. "Wir glauben, dass die Jungs, die hinten dran waren, mehr und mehr verstehen, wie wir auch defensiv spielen", sagte er Ende Oktober und sagte damit eigentlich mehr darüber aus, was Hazard — wie Josip Drmic und Branimir Hrgota — in seinen Augen fehlt. Inzwischen, sagt Schubert, sehe er Fortschritte, aber er sagt eben auch: "Ich kann nur elf aufstellen, und wir haben eine sehr, sehr gute Mannschaft."

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Foto: Dirk Päffgen

Deswegen sieht Schubert auch keinen Grund für Veränderungen. Deswegen ist Johnson als einer der beiden Flügel fürs Dortmund-Spiel gesetzt, deswegen diskutiert die Öffentlichkeit nur, ob Traoré oder Neuzugang Jonas Hofmann die andere Planstelle besetzt. Von Hazard ist kaum die Rede.

Die Defizite des Mannes mit dem prominenten Bruder liegen dabei nicht allein für Schubert auf der Hand: Es fehlt an taktisch cleverem Defensivverhalten im Verbund, es fehlt aber auch bei allem Talent an Durchsetzungsvermögen im Eins gegen Eins. Noch zu oft lässt sich Hazard von biederen Gegenspielern körperlich abkochen. Er muss mehr liefern, effektiver spielen, mehr in die Tiefe kommen. Und das über Außen.

Denn genau das ist Hazards zweites Problem: In den zwei Spielzeiten, in denen er als Chelsea-Leihgabe bei Zulte Waregem zum besten Spieler der belgischen Liga avancierte, brillierte er in der zentralen offensiven Rolle. Hier überzeugte er Borussias Chefscout Steffen Korell, hier sieht er auch selbst seine Stärken. Aber in just dieser Rolle steht ihm bei Borussia eben Raffael im Weg. Denn der Brasilianer ist besser auf dieser Position, und er hat in zweieinhalb Jahren in Gladbach gerade mal vier Spiele verletzungsbedingt verpasst.

Die Hürden hin zur Startelf sind hoch für Hazard. Sollten daher Verein wie Spieler zur Überzeugung gelangen, eine Luftveränderung wäre das Beste, könnte ein Wechsel im Sommer durchaus anstehen. Bis dahin will und muss er Schubert überzeugen. In jedem Training. In jedem Spiel. Ob von Beginn an oder von der Bank. Heute wäre ein guter Zeitpunkt, um anzufangen.

(klü)
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