Borussia Mönchengladbach Spieler müssen selbst Impulse setzen

Mönchengladbach · Die Winterpause, der neue Trainer Dieter Hecking und Neueinkäufe können von außen auf die Mannschaft einwirken. Sie ist nach der Entlassung von André Schubert jedoch selbst in der Pflicht - und erstmal im Abstiegskampf.

Borussias Spieler nach der Pleite gegen Wolfsburg.

Borussias Spieler nach der Pleite gegen Wolfsburg.

Foto: Dirk Päffgen

Ibrahima Traoré machte gar keine Anstalten, die Flucht anzutreten. Schließlich ist er derzeit noch ein Flügelflitzer a. D. oder vielmehr ein Flügelflitzer a. K. - auf Krücken. Wenn Anfang 2017 Borussias neuer Trainer Dieter Hecking übernimmt, dann kann Traoré nicht mitmachen. Sein Sehnenabriss in der Leiste ist längst nicht ausgeheilt.

Am Mittwoch kam er von der Reha, als Borussia gerade die Mitteilung herausgegeben hatte, dass André Schubert nicht länger Trainer ist. "Es war ein bisschen in der Luft. Es tut mir leid", sagte Traoré. "Er ist nicht allein schuld, wir Spieler sind auch schuld, weil wir nicht den Fußball gespielt haben, den wir spielen können." Ein wenig hat es sich zur Huhn-Ei-Frage entwickelt, was zuerst da war: Ein Trainer, der seine Spieler nicht mehr richtig erreicht hat oder eine Mannschaft, die für die Ideen des Trainers nicht mehr empfänglich war? Auch das war am Ende der Schubert-Zeit ein Strudel.

Weitaus einfacher ist die Zielsetzung für die ersten Wochen des neuen Jahres. "Bei aller Strategie und Philosophie wird es erst einmal wichtig sein, die nötigen Punkte zu holen, damit wir innerhalb relativ kurzer Zeit wieder in ruhigeren Gefilden in der Bundesliga stehen", sagte Sportdirektor Max Eberl am Mitwoch. Auch Traoré stritt nicht ab, dass sich Borussia im Abstiegskampf befinde, betonte aber, dass er sich nicht sonderlich lange dort unten in der Tabelle aufhalten wolle.

Dass wichtige Spieler wie Traoré, Patrick Herrmann, Christoph Kramer und Fabian Johnson zurückkehren, wird eine Bedingung sein, damit Borussia wieder erfolgreich ist. Gezwungenermaßen wird es allerdings nicht die erste sein.

Beweist Eberl wieder ein gutes Händchen?

Wer auch immer verpflichtet wird in der Winterpause, dürfte am 21. Januar 2017 im Auswärtsspiel beim SV Darmstadt gute Chancen auf einen Startelfeinsatz haben. Oder anders ausgedrückt: Die ein, zwei Spieler, die kommen, müssen dieses Potenzial mitbringen. Eberl hat in zwei prekären Situationen gezeigt, dass er auch im Winter die richtigen Leute holen kann. 2008/2009 (18. Platz, elf Punkte) kamen Dante, Logan Bailly und Tomas Galásek, 2010/2011 (18. Platz, zehn Punkte) dann Mike Hanke, Martin Stranzl, Havard Nordtveit und Michael Fink (als Leihgabe). Das Wort "Impuls" benutzte Eberl in der offiziellen Mitteilung zur Schubert-Entlassung. Transfers werden einer sein, die Ideen von Hecking ein anderer.

Was den Rest angeht, ist die Mannschaft in der Pflicht. "Ich glaube, das ist jedem in der Kabine bewusst", sagte Traoré. Dieses Bewusstsein muss auch wieder auf dem Platz zu sehen sein, gegen Wolfsburg war es nur noch die frappierende Verunsicherung. Da spielte Yann Sommer Julian Draxler den Ball in die Füße, als sei der Nationalspieler einer der Winter-Neuzugänge. Oscar Wendt ignorierte beim 0:1 völlig, was in seinem Rücken passiere. Nico Elvedi rutschte weg wie Bambi auf dem Eis. Diese Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Vor neuen Impulsen benötigt die Mannschaft vor allen Dingen eines: eine Pause.

Der Kern war schon da, als Lucien Favre vor 15 Monaten zurücktrat. Dass es keine richtigen "Bad Cops" in der Mannschaft gibt, hat Wendt zuletzt im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Borussias ruhiges Gemüt war zuletzt ein Nachteil, in der kritischen Phase unter dem Interimstrainer Schubert hat sie damals eher davon profitiert - weil sie empfänglich war für einfache, fast schon billige Impulse.

Traoré meinte am Mittwoch, dass Schubert das Team nicht überfordert habe mit Systemwechseln. "Ob wir 3-5-2 oder 4-4-2 spielen, macht keinen Unterschied", sagte er. Schließlich seien alle Profis. Dennoch dürfte es besonders den jungen Spielern wie Nico Elvedi und Mo Dahoud helfen, wenn sie in den nächsten Monaten stringentere Vorgaben an die Hand bekommen. Hecking hat in Wolfsburg meist ein 4-2-3-1 spielen lassen. Egal wofür er sich in Gladbach entscheidet, wie 2015 wird es Gewinner und Verlierer geben. Und vielleicht beendet allein schon diese Art des Konkurrenzkampfes die phlegmatische Phase.

(RP)
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