Borussia hat Offensivprobleme Sollte Plea nicht besser im Sturmzentrum spielen?

Mönchengladbach · Erst sechs Treffer in der Rückrunde, nur ein Tor in der ersten Halbzeit – die Borussia hat derzeit Probleme in der Offensive. Die RP-Reporter diskutieren, ob eine Umstellung von Alassane Plea ins Sturmzentrum die Lösung wäre. Ein Pro und Contra.

 Alassane Plea in Jubelpose.

Alassane Plea in Jubelpose.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Pro (Karsten Kellermann)

Ja, der Torjäger braucht einen neuen Reiz

Die Rückrunde hat perfekt begonnen für Alassane Plea. In Leverkusen erzielte der Franzose gleich das Siegtor, der Lauf, den er im ersten Saisonteil hatte, schien ungebremst weiterzugehen. Doch seither gab es  kein Plea-Tor mehr und insgesamt muss man sagen: So richtig ist Borussias Rekordeinkauf noch nicht in der Rückrunde angekommen. Beim 1:1 in Frankfurt saß er zunächst sogar auf der Bank.

Plea braucht einen neuen Reiz. Einen solchen hat Dieter Hecking gesetzt in Frankfurt, indem er ihm klar machte, dass es auch für ihn keine Garantie gibt. Doch mal wieder in der Mitte zu spielen, könnte Plea anstacheln. In Frankfurt kam er als zentraler Stürmer ins Spiel, Lars Stindl, der den Job im Zentrum des Sturms zuvor machte, rückte auf die Acht. Plea in der Mitte – das ist generell eine Option, über die Hecking mal wieder nachdenken sollte.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Plea kann über den Flügel kommen, doch sein natürlicher Schaffensbereich ist der Strafraum. Und der war zuletzt etwas dünn besetzt. Stindl ist eine falsche Neun und interpretiert die Rolle mit einem großen Bewegungsradius. So schafft er an vielen Stellen Überzahl, was dem Team hilft. Doch zu oft gibt es eine Mangelbesetzung im Strafraum. Eben dieses Problem sollte das 4-3-3 beheben.

Da könnte Plea Abhilfe schaffen. Dass er dennoch nach hinten arbeiten und als Anläufer unterwegs sein kann, weiß er. Plea würde die Position aber „neuniger“ ausfüllen als Stindl und wieder öfter in klare Abschusssituationen kommen. Doch die Plea-Frage ist auch eine Stindl-Frage. Der Kapitän, der als Leader auf dem Platz sein muss, könnte aus der Tiefe als Achter auch mit seinen Pässen dafür sorgen. Das würde nebenbei dem Mittelfeld eine andere Note geben, inbesondere was die Anbahnung von Tormöglichkeiten angeht, fehlte da zuletzt etwas die Produktivität.

Seine Lieblingsposition zu spielen, das könnte Plea  wieder in die Spur setzen. Damit wäre ihm, aber auch dem Team, das zuletzt doch einige Verwertungsprobleme hatte, geholfen.

Contra (Sebastian Hochrainer)

Nein, Borussia braucht eine falsche Neun

Dieter Hecking muss sich bei Alassane Plea etwas einfallen lassen. Die Auftritte gegen Augsburg, auf Schalke und gegen Berlin waren schwach, auch seine Leistung in Leverkusen wurde durch das Tor verwischt. Plea in die Mitte zu ziehen, halte ich jedoch für die falsche Lösung. Das wäre besser für ihn selbst, jedoch nicht zielführend für das Team. Und das steht bekanntlich über allem.

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Foto: Dirk Päffgen

Denn das Spiel der Borussen ist nicht auf einen klassischen Mittelstürmer ausgelegt. Das System von Hecking funktioniert auch so gut, weil im Sturmzentrum mit Lars Stindl jemand spielt, der nicht nur auf Tore aus ist, sondern Räume schafft, Bälle verteilt und andere Mannschaftsdienste leistet. Er lockt mit seiner Spielweise die gegnerischen Verteidiger aus der Defensive und verschafft den Außenspielern dadurch Platz. Eine falsche Neun wie den Kapitän oder Raffael, wenn er wieder fit ist, ist das, was Borussia braucht.

Gerade bei den kommenden Heimspielen gegen die Wolfsburg und Bayern ist ein solcher Spieler von Nöten. Plea als Mittelstürmer sehe ich dagegen eher gegen vermeintlich schwächere Gegner. Seine letzten Auftritte im Zentrum waren gegen Stuttgart, Nürnberg und Dortmund. Gegen die Abstiegskandidaten hat das Konstrukt funktioniert, gegen das Spitzenteam dagegen gar nicht. Das liegt daran, dass für Plea nur eins zählt, und das ist auch seine größte Fähigkeit: Tore. In Spitzenspielen ist aber weitaus mehr gefragt als Knipser-Qualitäten.

Als Außenstürmer ist der Franzose gezwungen, auch andere Aufgaben zu übernehmen, mehr am Spiel teilzunehmen. In der Rückrunde hat er das nicht gut gemacht und saß in Frankfurt nicht zu Unrecht auf der Bank. Das war eine richtige Maßnahme. Plea weiß spätestens jetzt, dass er nicht unantastbar ist und sich reinhängen muss. Vor allem wenn er mal nicht trifft. Mit neuer Motivation wird er sich nun auf dem Platz beweisen wollen. Wenn es nach ihm ginge, als klassischer Mittelstürmer. Wertvoller ist er aber als arbeitender Knipser auf den Außen.

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