2:0 in Ingolstadt Borussia siegt durch umstrittenes Hand-Tor von Stindl

Ingolstadt · Nach dem Sieg in Florenz ist Borussia Mönchengladbach auch in der Bundesliga in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Beim FC Ingolstadt siegt das Team von Dieter Hecking 2:0 (0:0). Lars Stindl erzielt das Tor des Tages, um das es allerdings Diskussionen gibt.

Borussia Mönchengladbach: Das Hand-Tor von Lars Stindl
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Ball prallt von Stindls Hand ins Tor

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Foto: Screenshot Sky

Von Europa-League-Sensation zum sehr biederen Alltag in der Bundesliga: Für Borussia Mönchengladbach war der Arbeitstag am Sonntagnachmittag beim Tabellenvorletzten FC Ingolstadt doch ein etwas anderer als der Auftritt am Donnerstagabend beim AC Florenz. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses: Bei defensiv stehenden Schanzern war auch kein Torfestival à la 4:2 in Italien erwartet worden. Vielmehr war das komplette Spiel eine deutlich zähere Angelegenheit als in der Europa League. Doch Borussia hat ja ihren so torgefährlichen Kapitän und feierte nach Lars Stindls Treffer am Ende einen 2:0 (0:0)-Sieg.

Um das Tor gab es allerdings Diskussionen. Der Ball sprang von Stindls Brust an dessen Hand und von da ins Tor. Sky-Experte Peter Gagelmann sprach von einem regulären Treffer, da in diesem Fall keine Absicht vorliege. Die Schiedsrichter von "Collinas Erben" pflichteten ihm bei. "Es war eine schwierige Situation, auf jeden Fall keine Absicht. Es war nicht astrein, aber auch kein Regelverstoß", sagte Stindl. Die Situation sei "unglücklich gelaufen".

"Lars macht es nicht absichtlich"

"Lars macht es nicht absichtlich, er hat die Augen zu", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl bei Sky: "Es ist scheiße für die Mannschaft, die es bekommt, wir hatten das Quäntchen Glück. Aber ich hätte nicht meckern dürfen, wenn es abgepfiffen wird. Ob es regelkonform ist oder nicht, darüber möchte ich nicht urteilen." Für Eberls Ingolstädter Pendant Thomas Linke gab es dagegen keine zwei Meinungen: "Das war ein ganz klares Handspiel. Was hat die Hand da oben zu suchen?"

Trainer Dieter Hecking muss in den englischsten Wochen der Vereinsgeschichte vor allem mit den Kräften seines Personals haushalten und beorderte deshalb Patrick Herrmann und Mahmoud Dahoud im Vergleich zur Startaufstellung aus Florenz auf die Bank. Dafür kamen Fabian Johnson auf den rechten Flügel und Tobias Strobl ins defensive Mittelfeld. Zudem ersetzte Josip Drmic den verletzten Thorgan Hazard. An diesen drei Änderungen lag es aber wohl nicht, dass die Borussen sich schwer taten, eher war es der sehr kompakte Gegner, der ihnen wenig Platz zur Entfaltung bot. Mitunter machten es sich die Gäste aber auch selbst schwer, da sie immer wieder den Weg durch die Mitte suchten, statt es über die Außen zu probieren. Dabei sollte Drmic ja im Strafraum für mehr Gefahr sorgen — der Stürmer bekam aber von außen so gut wie keine Bälle und ist eben kein Dribbelkünstler, der sich durch die gegnerischen Abwehrreihen dribbelt.

So war es in Halbzeit um Chancen auf beiden Seiten eher rar bestellt. Den ersten Torschuss auf das Gehäuse des Gegners gab Stindl in der 19. Minute ab, der Gladbacher Dreifachtorschütze vom Donnerstagabend zog aus 18 Metern aber ein wenig zu zentral ab, so dass der Ball leichte Beute für Ingolstadts Torwart Martin Hansen war. Im Gegenzug hatten die Schanzer ihre erste Ecke, in deren Folge Marcel Tisserand ziemlich frei zum Kopfball kam, das Spielgerät aber über das Tor setzte (20.).

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Borussia tut sich lange schwer

An der Seitenlinie forderte Hecking im Anschluss "Mehr!" von seinen Mannen, die sich aber weiter schwer taten. Fast hätte es dann bei ihnen eingeschlagen, doch Jannik Vestergaard blockte in letzter Sekunde den Schuss des auf sieben Metern zentral vor dem Tor freistehenden FCI-Stürmers Dario Lezcano (30.). Der Gladbacher Innenverteidiger wurde auch danach noch einmal positiv auffällig: In der 36. Minute holte er sich im Mittelfeld den Ball, kurbelte den Angriff an und ging selbst in den Strafraum, wo er für die Hereingabe von Jonas Hofmann jedoch einen Schritt zu spät kam. Es war aber bezeichnend, dass ein Abwehrspieler für die geforderte Strafraumpräsenz sorgen musste.

Kurz vor der Pause wurde es noch einmal gefährlich für die Hausherren, als Stindl nach einem Eckball von Oscar Wendt im Strafraum an den Ball kam und sein leicht abgefälschter Schuss knapp am Tor vorbeistrich. Die nachfolgende Ecke wurde wegen eines Stürmerfouls abgepfiffen, und da von Ingolstadt schon länger nichts wirklich Gefährliches gekommen war, war der Pausenstand von 0:0 dem Spiel auch irgendwie angemessen.

Einer, der für die überraschenden Momente in diesem zähen Spiel hätte sorgen können, kam auch direkt nach dem Wechsel nicht ins Gladbacher Spiel. Sowohl Hermann als auch Raffael, der nach Verletzung zwar wieder fit ist, aber noch nicht wieder gespielt hat, blieb auch direkt nach dem Seitenwechsel draußen, Hecking ließ seine Anfangself unverändert. So sorgte ein anderer für einen kurzen Glanzpunkt: Hofmann leitete einen Steilpass von Vestergaard mit der Hacke auf Drmic weiter, der Stürmer ließ sich aber zu weit abdrängen, so dass sein Schuss aus spitzem Winkel kein Problem für Torwart Hansen war (53.).

Nur drei Minuten später musste sein Gegenüber schon eine Glanztat vollbringen, um den Rückstand zu verhindern: Nach einer Ecke von Pascal Groß musste Yann Sommer blitzschnell abtauchen, um den Kopfball von Marvin Matip zu parieren — der Schweizer Schlussmann löste diese knifflige Aufgabe bravourös.

Auf der anderen Seite wurde eine Ecke dagegen mit Glück veredelt: Wendt brachte den Ball von links in den Strafraum und dann war da der aktuelle Torschütze vom Dienst zu Stelle: Von Stindls Hand prallte der Ball ins Tor. Der Kapitän ließ sich wie schon am Donnerstag gleich dreifach für einen Treffer feiern. Der Kapitän ist Borussias unumstrittener Torjäger dieser Wochen und auch deswegen ein Kandidat für Bundestrainer Joachim Löw und seine Besetzung für den Confed-Cup im Juni in Russland.

Unmittelbar nach dem 1:0 wechselte Hecking Dahoud für Strobl ein, der positionsgetreue Wechsel änderte nichts an der Stabilität, die die Borussen inzwischen aufgebaut hatten. Von den Schanzern kam auch nach dem Rückstand nichts allzu Zwingendes aus dem Spiel heraus. Dafür hatten sich die Gäste nun etwas freigeschwommen: Fabian Johnson dribbelte sich auf der rechten Seite gegen drei Ingolstädter durch und bediente den an der Strafraumgrenze wartenden Drmic, der sich den Ball noch auf den linken Fuß legte, dann aber am Tor vorbeischoss (75.).

Für den Stürmer war der Arbeitstag danach beendet, André Hahn kam für ihn. Borussia verteidigte inzwischen den knappen Vorsprung mit einer geschickten Mischung aus konsequenter Abwehr und gefährlichen Vorstößen, ohne indes nachlegen zu können. Musste sie aber auch nicht — und so war Stindl einmal mehr entscheidend an einem Sieg beteiligt. Der Kapitän bekam in der 87. Minute seinen verdienten Einzelapplaus, als Hecking den Matchwinner gegen Raffael auswechselte. Kurz darauf musste Sommer noch einmal all sein Können zeigen, um den Sieg nach einem strammen Schuss von Almog Cohen festzuhalten. Den Deckel machte dann Hahn drauf, der einen Vorstoß von Dahoud über die rechte Seite zum 2:0 veredelte (90.+1).

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