Borussia Mönchengladbach Favres Team zieht souverän ins Achtelfinale ein
Frankfurt · Zu den zweifelhaften Erkenntnissen aus der Fülle der Fußballwahrheiten zählt die Annahme, dass eine Serie umso wahrscheinlicher reißt, je länger sie dauert. Borussia Mönchengladbach weist diese Theorie einfach von sich und bleibt weiter ungeschlagen.

Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach
Die Borussen gewannen im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt trotz des späten Anschlusstreffers durch Vaclav Kadlec völlig ungefährdet mit 2:1 (1:0) und können nun am Sonntag gegen die TSG 1899 Hoffenheim die vereinseigene Rekordserie von 17 ungeschlagenen Spielen zum Saisonstart aus der Spielzeit 1970/71 egalisieren.
"Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen und eine Runde weiterkommen, darum haben wir auch direkt Druck gemacht", sagte Trainer Lucien Favre. "Die erste Halbzeit war sehr gut, wir hatten 55 Prozent Ballbesitz - aber eigentlich sollten wir früher das 2:0 machen."
Dass es zur Halbzeit nur 1:0 für die Gäste vom Niederrhein stand, dürfte für die Eintracht zu den glücklichsten Umständen der jüngeren Vereinsgeschichte gezählt haben. Denn selten wohl sahen sich die Hessen daheim gegen ein Team, das nicht Bayern München heißt, über längere Phasen des Spiels so unterlegen wie Dienstagabend. Eine vor Selbstbewusstsein strotzende Borussia schloss in Person des Belgiers Thorgan Hazard eine schöne Kombination über Ibrahima Traoré und Max Kruse zum 1:0 ab — und in der halben Stunde danach hätte sie dieses Ergebnis gut und gerne auf 4:0 oder 5:0 schrauben können, ja müssen.
Die Chancen dafür waren da: Abwehrchef Martin Stranzl scheiterte zweimal per Kopf, der junge Schwede Branimir Hrgota verzog in zwei aussichtsreichen Situationen, Max Kruse vergab aus kurzer Distanz, Tony Jantschke köpfte knapp drüber, und auch Torschütze Hazard hätte früh einen zweiten Treffer nachlegen können. Allein, er wie seine Mitspieler taten genau dies nicht und hielten die Frankfurter damit länger im Spiel als sie es aufgrund ihrer eigenen Vorstellung verdient gehabt hätten.
Stranzl: "Die letzten zehn Minuten waren nicht okay"
"Wir müssen viel mehr Tore machen", sagte Kapitän Stranzl. "Was wir dann in den letzten zehn Minuten gemacht habne, war nicht ok. Vielleicht war in Hinterköpfen schon der Gedanke da, Kräfte für das Wochenende zu sparen." Dann geht es im Spitzenspiel gegen die ebenfalls noch ungeschlagene TSG Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr, Live-Ticker). "Wenn uns andere als Spitzenteam bezeichnen, dann ist das so", sagte Stranzl. "Im Moment sind wir alle sehr happy. Aber wir wissen, dass es noch ein weiter Weg in der Saison ist."
Die Gäste, die Trainer Lucien Favre gegenüber dem vielbeachteten 0:0 gegen die Bayern am Sonntag einmal mehr auf fünf Positionen verändert hatte, präsentierten sich auch mit der 16. Startformation im 16. Pflichtspiel dieser Saison gewohnt spielstark und homogen. Die Belastungen der Englischen Wochen kompensiert der Kader derzeit in einem Maße, wie es selbst kühnste Optimisten nicht erwartet hatten.
Auch den Ausfall des bislang unumstrittenen Taktgebers Granit Xhaka steckten die Borussen im ersten Spiel ohne ihn scheinbar problemlos weg. Die Mannschaft kombinierte gegen überforderte Hausherren fast nach Belieben und war in der Mehrzahl der entscheidenden Situationen einfach wacher und handlungsschneller.
Traoré: "Momentan ist es egal, wer spielt"
Nur ganz selten brachten die Frankfurter derart gefestigte Gladbacher in Verlegenheit. Der eingewechselte Vaclav Kadlec hatte nach dem Seitenwechsel die größte Chance zum Ausgleich, scheiterte aber am glänzend reagierenden Yann Sommer im Borussen-Tor. Mit der Verlegenheit war es dann aber nach etwas mehr als einer Stunde vorbei, denn dann nutzten die Gäste einer ihrer fast schon unverschämt vielen Torgelegenheiten zum zweiten Treffer: Traoré schob eine schöne Linksflanke von Alvaro Dominguez volley mit links in untere Eck. Der Torschütze gab sich nach der Partie aber bescheiden: "Momentan ist es egal, wer spielt — es funktioniert einfach sehr gut."
Wer wie Borussen-Trainer Favre schließlich noch Joker wie einen André Hahn und einen Patrick Herrmann in die Partie bringen kann, darf guten Gewissens von sich behaupten, "auf einem guten Wege" zu sein, wie Sportdirektor Max Eberl es in diesen Wochen des Öfteren formuliert — auch wenn das Team sich in der vorletzten Minute noch einmal selbst in die Bredouille bringen ließ. "Am Ende haben wir dann nicht mehr so gut gepresst und nicht richtig verteidigt", monierte Favre. "Das hätte uns teuer zu stehen kommen können. Wenn wir noch das 2:2 bekommen hätten, wäre das eine Katastrophe gewesen."
In Gladbach dürfen die Fans ihren Traum vom Finale in Berlin also weiter träumen. In der Verfassung, in der sich ihre Lieblinge derzeit präsentieren, liefern sie gehörig Nahrung für solche Träume.