Testspiel in Southampton Herrmanns Ausrufezeichen, Traorés Verletzung

Southampton · Borussia überzeugt beim 3:0 im Testspiel beim FC Southampton. Patrick Herrmann schafft einen Doppelpack, auch Denis Zakaria trifft. Yann Sommer und Michael Cuisance feiern ihre Combacks. Ein Wermutstropfen ist die Oberschenkelverletzung von Ibrahima Traoré.

Es gibt sicherlich weniger wohlklingende Stadion-Namen als den der Heimspielstätte des englischen Premier-League-Klubs FC Southampton. St. Mary’s Stadion heißt die Arena, in der die Borussen am Samstag zum Testspiel antraten. Sie fühlten sich recht wohl beim ersten Vergleich mit den „Saints“ in 118 Jahren Klubgeschichte: 3:0 gewann das Team von Dieter Hecking. Patrick Herrmann war dabei der Mann Tages, er traf zweimal. Zudem war Denis Zakaria erfolgreich. Wermutstropfen: Ibrahima Traoré zog sich eine Oberschenkelverletzung zu, wie schlimm sie ist, bleibt abzuwarten.

Beim Aufwärmen gab es ein Wiedersehen mit Jannik Vestergaard. Der Däne war nach seiner WM-Reise nach Russland gar nicht mehr nach Gladbach gekommen, sondern war gleich nach Southampton gewechselt, weswegen er den Gladbacher Kollegen nicht mehr „Tschö“ sagen konnte. Das holte der seit Freitag 26-Jährige nun nach, als er die Borussen auf dem Rasen seiner neuen Heimat traf. Vestergaard spielte im Zentrum der Dreierkette der Engländer.

Für die Gladbacher begann das Spiel ernüchternd. Nach acht Minuten musste Ibrahima Traoré mit verbundenem Oberschenkel vom Platz, Patrick Herrmann kam ins Spiel. Eine Diagnose steht bei Traoré noch aus. In der vergangenen Saison hatte er lange wegen diverser muskulärer Verletzungen gefehlt. Schon gegen Augsburg und Ingolstadt gab es Verletzte: Erst Lazslo Bénes, dann Nico Elvedi, die beide in England nicht dabei waren. Im vergangenen Jahr hatte sich beim England-Testspiel in Leicester Tobias Strobl einen Kreuzbandriss zugezogen.

Traoré-Ersatz Herrmann war es dann, der das 1:0 erzielte. Das Tor zeige den neuen Borussen-Ansatz für die Offensive: Es wurde schnell nach vorn gespielt, nach einem öffnenden Pass von Oscar Wendt war Fabian Johnson, der Linksaußen im 4-3-3-System, auf und davon, legte quer in die Mitte. Dort war Herrmann eingelaufen und schob den Ball ins Tor. Präzise und zielstrebig, so will Hecking das Angriffsspiel seines Teams sehen. Und auch die Pressing-Situationen, die Gladbach immer wieder suchte und sich damit Ballgewinne erarbeitete.

Das ist der wesentliches Element des 4-3-3, das in Südengland noch einmal gestestet wurde, bevor Hecking in den letzten beiden Testspielen gegen Espanyol Barcelona am Samstag und gegen den FC Wegberg-Beeck am Sonntag eine Dreierkette spielen lassen will. In der Viererkette, die es in Southampton gab, spielte der gerade 18 Jahre also Jordan Beyer Rechtsverteidiger. Der Teenager könnte von der Verletzung des Zugangs Michael Lang profitieren, schon jetzt darf das Eigengewächs Beyer als einer der großen Gewinner der Vorbereitung definiert werden.

Johnson, der schon in der ersten Minuten nach einem Hofmann-Pass ein Großchance verpasst hatte, hatte in der 40. Minute das 2:0 auf dem Fuß. Florian Neuhaus lupfte den Ball ganz stark in seinen Lauf, der US-Amerikaner nahm die Kugel gut mit, scheiterte aber an Torwart Alex McCarthy. Dass die Borussen mit ihrer neuen Doppel-Acht gut in die Tiefe kommen, belegte auch Jonas Hofmann, der neben Neuhaus spielte: Er schickte Herrmann, doch der scheiterte ebenfalls an McCarthy.

So blieb es zur Pause beim 1:0, wofür auch Yann Sommer bei seinem Debüt in dieser Vorbereitung verantwortlich war. Als Manolo Gabbiandini frei vor ihm auftauchte, rettete der Schweizer mit einem Reflex. Sommer trug die Kapitänsbinde. Nach der Pause war für ihn aber Schluss, Tobias Sippel, der dann einige Male gut parierte, kam.

Zudem testete Hecking erstmals die Zusammenarbeit von Raffael und dem neuen Mittelstürmer Alassane Plea, der wie Denis Zakaria ebenfalls nach dem Seitenwechsel ins Spiel kam. Zakaria führte sich fulminant ein: Ein starkes Solo endete mit einem Distanzschuss, der zum 2:0 im Tor landete (49.) Der Schweizer hatte schon im Trainingsspiel am Donnerstag zweimal getroffen, nun setzte er das, was er geübt hatte, in Southampton aktiv um.

Raffael rückte auf den linken Flügel, auf dem zuvor Johnson viel Betrieb gemacht hatte, Plea besetzte das offensive Zentrum im Dreierangriff. Auf der anderen Seite setzte zunächst Herrmann erneut ein Ausrufezeichen: Als er in der 59. Minute wieder frei vor McCarthy auftauchte, schloss er cool zum 3:0 ab. Ein Doppelpack als Statement, an die Borussen, aber auch andere Klubs, schließlich ist die Botschaft ja, dass er nicht allzu große Perspektiven in Gladbach hat. So oder so war Herrmann der Gewinner des Samstags.

Den Pass in die Tiefe vor dem 3:0 spielte Michael Cuisance. Der Franzose war nach dem Kurzurlaub nach der U19-EM am Donnerstag ins Training eingestiegen. Cuisance übernahm den Job vor der Abwehr von Tobias Strobl, der den ausgewechselten Matthias Ginter in der Innenverteidigung ersetzte.

Trotz der Wechsel blieben die Borussen gegen recht einfallslose Engländer weitgehend stabil und kamen im siebten Testspiel zum sechsten Sieg (der Erfolg im Elfmeterschießen gegen Bochum inklusive). Nun bleibt zu hoffen, dass die Verletzung von Traoré nicht so schlimm ist. Wenn es so ist, wäre es eine rundum gelungene Reise nach Südengland gewesen. Am Samstagvormittag hatten die Borussen noch den Hafen von Southampton besichtigt. Dabei hatten die beiden Gladbacher Engländer, Mandela Egbo und Keanan Bennetts, ein fröhliches Foto geschossen. Ins Spiel kamen sie in der Schlussphase, da freuten sich die vielen Bekannten und Verwandten, die im St. Mary’s Stadium waren.

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