1:0-Erfolg in Bremen Borussia Mönchengladbach setzt Serie unter Hecking fort
Nach dem 1:0 bei Werder Bremen hat Borussia wettbewerbsübergreifend in sieben Halbzeiten kein Tor mehr kassiert. Unter Trainer Hecking bleibt sie ungeschlagen.

Borussen feiern Sieg in Bremen vor der Kurve
Die Hoffnung auf eine rechtzeitige Genesung erfüllte sich für Borussia Mönchengladbach nicht: Raffael fiel auch im Bundesliga-Gastspiel bei Werder Bremen mit Oberschenkelproblemen aus. Zusammen mit dem gelbgesperrten Kapitän Lars Stindl fehlten so die beiden besten Gladbacher Torschützen der Saison.
Trainer Dieter Hecking, der die Partie als "wichtigste meiner noch kurzen Amtszeit" genannt hatte, beorderte Thorgan Hazard vom Flügel ins Zentrum neben André Hahn, der den Vorzug vor dem nach Verletzung und 70 Minuten im Pokal erschöpften Josip Drmic im Sturm erhielt. Auf der rechten Außenbahn begann in Patrick Herrmann ein weiterer Akteur, der nach langwieriger Verletzung noch nicht wieder zu 100 Prozent bei Kräften ist.
Hinter der Offensive blieb alles beim Alten, seit Hecking das Ruder übernommen hat. In der Mittelfeldzentrale begann der Arbeitstag von Christoph Kramer allerdings mit einer Schrecksekunde, als er nach nicht einmal drei Minuten einen Rückpass auf Andreas Christensen spielte, den Fin Bartels spielend erahnen und erlaufen konnte. Im Zweikampf mit Christensen bügelte der dänische Abwehrspieler aber den Fehler von Kramer aus, der sich hernach bei seiner Hintermannschaft entschuldigte.
Die nächste nennenswerte Offensivaktion gehörte aber den Gästen: Nach Foul an Herrmann hatte Fabian Johnson sehr zentral aus 17 Metern die Chance, einen Freistoß aufs Werderaner Tor zu bringen, schoss aber stattdessen Thomas Delaney in der Mauer ab. Die Borussen durften aber keine zwei Minuten später jubeln: Nach einem Ballgewinn von Mo Dahoud überbrückte Kramer im Stile einer Dampflok wie auf Schienen das Mittelfeld und bediente Hazard mustergültig auf der rechten Außenbahn — und der Belgier überwand Felix Wiedwald aus ziemlich spitzem Winkel gekonnt. Der Bremer Torwart sah dabei allerdings auch alles andere als gut aus, der Ball ging über seine Schulter ins Netz. Hazard durfte es herzlich egal sein, so ganz nebenbei zog er damit auch mit dem fehlenden Raffael gleich, der in dieser Saison ebenfalls fünf Tore erzielt hat. Stindl ist mit sieben Treffern noch vorne.
Führung gibt Borussia Sicherheit
Nicht nur die Führung zeigte, dass Borussia inzwischen gefestigt ist. Hinten war es größtenteils ein sehr souveräner Auftritt, nach vorne ging es immer wieder schnell und gefährlich. Die einzige Szene in Halbzeit eins, als die Gladbacher Abwehr einmal nicht im Bilde war, bügelte Torwart Yann Sommer überragend aus: Aus kurzer Distanz parierte er gegen den durchgebrochenen Bartels und holte sich auch den Abpraller vor dem Bremer Offensivmann (17. Minute).
Die nächste bessere Gelegenheit vergaben dann die Gäste: Hahn verpasste das 2:0, als er nach Flanke von Herrmann den Ball aus sechs Metern Torentfernung nicht richtig traf, der so über und neben den Kasten segelte (24.). Es war der beste von einigen schnellen Gegenangriffen, die die Borussen in Hälfte eins inszenierten, ohne indes nachlegen zu können. Von Werder kam andererseits arg wenig, einen Schuss aus der Drehung von Bartels (29.) fing Sommer ebenso problemlos wie den Versuch des Ex-Gladbachers Max Kruse (36.). So kassierte Gladbach inklusive Pokalpartie in Fürth zum sechsten Mal in Folge in einer Halbzeit kein Gegentor. Während das die rund 4500 mitgreisten Fans im mit 46.100 Zuschauern ausverkauften Weserstadion freute, pfiff das Gros der heimischen Anhänger die Hausherren aus.
Die Stimmung erlebte aber nach dem Seitenwechsel einen Wandel, was wohl auch daran lag, dass Bremens Trainer Alexander Nouri in Claudio Pizarro den besten ausländischen Stürmer der Liga-Historie einwechselte. Allein das schien die Gasteber zu beflügeln, die in den Anfangsminuten ordentlich Druck auf die Borussen machten und so ihre Fans wieder mitrissen.
Dennoch geschah das erste Gefährliche auf der anderen Seite: Hahns strammen, aber auch arg zentralen Schuss faustete Wiedwald im Sprung zur Seite (52.). Das genügte einstweilen, um die Bremer Angriffslust wieder etwas einzudämmen. Den ohnehin nach drei Niederlagen in Folge verunsicherten Hausherren unterliefen nun viele leichte Fehler, die ihren Spielfluss sichtlich hemmten.
Es dauerte so eine gute Viertelstunde, bis Werder selbst wieder Gefährliches zustande brachten, aber dann wurde es auch direkt die beste Bremer Chance in Hälfte zwei: Bartels brach rechtsaußen durch und legte zurück in den Strafraum auf den heranrauschenden Delaney — dessen Schuss blockte Tony Jantschke in höchster Not. Den Kopfball von Pizarro wenig später fing Sommer. Auf der anderen Seite verhinderte Theodor Gebre Selassie, dass Dahouds kräftiger Schuss aufs Tor kam. Dazwischen war Schluss für den ausgepumpten Herrmann, den die Borussen-Fans mit Sprechchören feierten. Für ihn kam Josip Drmic.
Der nächste Wechsel der Gäste brachte dann etwas aus dem Kuriositätenkabinett: Tobias Strobl lief für Hahn auf das Feld, der dieses aber noch nicht einmal ansatzweise verlassen hatte. Dafür sah der neue Mann direkt die gelbe Karte — es war seine fünfte, er fehlt damit im Heimspiel gegen RB Leipzig Sonntag in einer Woche gesperrt.
Fußballerisch geschah weniger Beachtenswertes in dieser Phase. Werder bemühte sich, verfiel aber auch ein wenig in Hektik. Die Borussen verteidigten dagegen mit großem Lauf- und Kampfeinsatz, sie wollten den Sieg, den Hecking vorab als so wichtig bezeichnet hatte. Es gelang. Der Trainer bleibt mit seinem Team weiter ungeschlagen. Und Torwart Sommer feierte eine Premiere im Borussen-Trikot: Erstmals blieb er in drei Pflichtspielen in Folge ohne Gegentor.