Borussia kann Abstiegskampf entscheiden Am Samstag ist jeder Gladbach-Fan

Mönchengladbach · Bis auf Hamburg-, Frankfurt-, Leipzig-, Stuttgart-Fans und alle, die lieber Wolfsburg in der 2. Liga sehen. Mit nur einem Punkt kann Borussia am letzten Spieltag den ersten Abstieg des HSV besiegeln - und hat selbst noch große Ziele.

Mit nur einem Punkt kann Borussia am letzten Spieltag den ersten Abstieg des HSV besiegeln - und hat selbst noch große Ziele. Weil viele Fans der Meinung sind, Hamburg wäre einfach mal dran, dürften mehr Menschen als üblich Gladbach die Daumen drücken.

Vielleicht muss am Ende ein Meinungsforschungsinstitut helfen, um die Frage zu beantworten: Wie groß ist der Anteil der Fußball-Fans in Deutschland, die dem Hamburger SV nach 55 Jahren den Abstieg aus der Bundesliga wünschen? Von der Gesamtzahl aller Fußball-Fans die HSV-Fans abzuziehen, wird zu keinem akkuraten Ergebnis führen. Selbst manch ein Hamburger würde mittlerweile gerne erlöst werden. Am Samstag vergab der Klub mit einem 0:3 bei Eintracht Frankfurt die Chance, auf den Relegationsplatz zu springen. Trifft es nicht den HSV, muss erstmals der VfL Wolfsburg dran glauben. Die Konstellation findet ebenfalls ihre Befürworter. Wen wollen die Holstein-Fans lieber als Relegationsgegner? Und wen wollen die Fans des 1. FC Köln mitnehmen in die 2. Bundesliga? Zum Hamburger SV hat jeder etwas zu sagen.

Dieter Hecking hatte für alle Befürworter des ersten HSV-Abstiegs eine gute Nachricht: "Wir wollen gewinnen." Die Umsetzung dieser drei Worte wird am letzten Spieltag der entscheidende Faktor sein. Denn Hecking reist mit Borussia Mönchengladbach nach Hamburg und stürzt den HSV schon dann ins Unterhaus, wenn er ein Drittel seiner Pläne in die Tat umsetzt, nämlich nur einen Punkt holt mit Gladbach.

Die Nachfrage, ob die eine Mannschaft, auf die es ankommt, überhaupt will, muss und kann, hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig ihre Berechtigung verdient. 2015 hätte der FC Schalke am letzten Spieltag mit einem Punktgewinn in Hamburg schon einmal die Bundesliga-Uhr im Stadion des "Dinos" abbauen können, verlor aber 0:2. Schalke traf der Bannstrahl aller, die von der Unabsteigbarkeit des HSV genervt waren. In der Relegation wurden dem Karlsruher SC dann keine Vorwürfe gemacht, dafür pfiff Schiedsrichter Manuel Gräfe einen fragwürdigen Freistoß. Marcelo Diaz schoss Hamburg in die Verlängerung, es folgte die späteste Rettung, die möglich war. Vergangene Saison gab es zur Abwechslung am letzten Spieltag ein Abstiegsendspiel zwischen dem HSV und Wolfsburg, wieder zogen die Hanseaten den Kopf aus der Schlinge.

Nun kommt am Samstag also Gladbach nach einem 3:1 gegen den SC Freiburg mit mehr eigenen Ambitionen, als vor ein paar Wochen zu erwarten war. "Wir haben drei Möglichkeiten, bei denen wir nicht eingreifen können. Aber das alles Entscheidende ist, dass wir unsere Aufgabe erledigen", sagte Hecking. Der VfB Stuttgart darf nicht beim FC Bayern gewinnen, Eintracht Frankfurt muss auf Schalke verlieren, damit Borussia mit drei Punkten vom neunten Platz auf den siebten springen kann. Theoretisch ist auch der Sechste RB Leipzig bei einer Niederlage in Berlin noch einholbar.

Gladbach hat zehn Punkte in fünf Spielen wie eine Löschdecke über die Saison geworfen. Nur Bayern holte mehr Punkte in diesem Zeitraum "So wie wir als Mannschaft agiert haben und wie der Borussia-Park die letzten zwei Spiele war, so stellt man sich Borussia Mönchengladbach vor", sagte Manager Max Eberl. In den letzten Minuten des Spiels feierte das Stadion die Mannschaft. Das hat es selten gegeben in dieser Saison. Denn unter Borussia Mönchengladbach stellen sich viele Beobachter auch eine Mannschaft vor, die ihre Möglichkeiten auf dem Rasen genauso oft liegen lässt wie in der Tabelle. Der eine Gegenbeweis, den Borussia mit einem Sieg in Hamburg antreten kann, interessiert vor allem sie selbst und ihre Konkurrenten um Europa. Den Rest haben alle anderen im Blick.

(jaso)
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