Außenverteidigung zu dünn besetzt Oxford in Borussias Problemzone

Mönchengladbach · Reece Oxford hilft derzeit als Außenverteidiger aus. Beim 2:2 gegen Bremen ließ der Engländer sich allerdings beim ersten Gegentor einfach sperren.

Reece Oxford: Ein Top-Talent aus England
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Das ist Reece Oxford

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Foto: Imago

Milos Veljkovic ist 1,84 Meter groß und wiegt 77 Kilogramm. Doch für Reece Oxford war Werder Bremens Verteidiger kurzzeitig der größte, schwerste und breiteste Mensch der Welt. Von rechts flog die Ecke in den Strafraum, Veljkovic machte eigentlich nichts, außer Borussias jungem Engländer im Weg zu stehen, das allerdings so lehrbuchmäßig, dass er dafür einen Assist verdient hätte. Denn im für Oxford plötzlich unerreichbaren Raum hinter Veljkovic kam Thomas Delaney zum Kopfball, der den Ball mit Unterstützung der eigenen Schulter über Yann Sommer hinweg ins Tor beförderte. Es war der Anschlusstreffer zum 2:1 und der Anfang der Wende für Werder. "Bei einer Standardsituation weiß man mittlerweile, dass geblockt wird", sprach Sportdirektor Max Eberl den Fehler klar an.

Den Abpfiff erlebte Oxford nicht auf dem Rasen - nach 80 Minuten, kurz nach dem Ausgleich zum 2:2, konnte er nicht mehr. "Beide Waden haben zugemacht. Es ist halt eine andere Belastung, als wenn du in der Premier League bei West Ham nicht trainieren darfst", sagte Eberl mit angesäuertem Unterton. Dass Borussia im Januar vier Wochen ohne Oxford auskommen musste, weil West Ham ein manchmal sehr durchsichtiges, manchmal schwer nachzuvollziehendes Spielchen spielte, scheint den Manager noch immer zu ärgern. Letztendlich wurde Oxford am letzten Tag der Transferperiode ein zweites Mal ausgeliehen. Oder das Leihgeschäft verlängert? So klar ist die Wortwahl nicht. Das Gezerre um den 19-Jährigen stellte für Borussia einen Präzedenzfall auf einem Markt dar, der das Maximum der Überhitzung noch nicht erreicht haben dürfte.

Gebraucht wird Oxford, bei dem die genaue Diagnose noch aussteht, seit drei Spielen, weil sich nach Oscar Wendt auch noch Tony Jantschke verletzte. Gegen Dortmund, Hannover und Bremen hat der Defensivallrounder seine Einsatzdauer für Gladbach somit verdoppelt. Ihm war jedoch anzusehen, dass er hinten rechts genauso wenig zu Hause ist wie Nico Elvedi hinten links. Wenn die Personallage auf der Doppelsechs und den offensiven Flügeln aufgrund von Verletzungen nicht auch immer wieder schwierig aussähe, könnte die Außenverteidigung noch klarer als Problemzone in Borussias Kader benannt werden. Dennoch ist unstrittig, dass Dieter Heckings Mannschaft dort am dünnsten besetzt ist.

Im vergangenen Sommer wurden die gelernten Außenverteidiger Nico Schulz und Julian Korb verkauft, Timothée Kolodziejczak konnte hinten links ebenfalls aushelfen, er wechselte aber nach Mexiko. Es kam auf Leihbasis lediglich Oxford, der sich indes im Zentrum sichtbar wohler fühlt. Hinzu kommt, dass Mamadou Doucouré, ebenfalls eine mögliche Option für außen, dauerverletzt ist. Nicht umsonst verbrachte Eberl den "Deadline Day" am 31. Januar auch mit dem Polen Robert Gumny. Der Rechtsverteidiger von Lech Posen sollte kommen, als vielzitierter "Vorgriff auf die neue Saison". Doch nach dem Medizincheck bestanden Zweifel, ob das Knie des 19-Jährigen zu 100 Prozent in Ordnung ist. Sonst hätte Gumny mittlerweile sicher schon Borussias Trikot in der Bundesliga getragen. Generell darf darauf gewettet werden: Bis zum 31. August 2018, wenn das kommende Transferfenster schließt, dürfte Borussia eine Pressemitteilung herausgeben, in der die Worte "Außenverteidiger" und "verpflichtet" vorkommen.

Oxfords Zeit in Gladbach biegt nun auf die Zielgerade ein, neun Spiele bleiben noch. Als er gegen Bremen nicht mehr konnte, kam Patrick Herrmann, und der Borussia-Park wurde endgültig zum Verschiebebahnhof zwischen Holt und Rheindahlen: Herrmann ging auf den rechten Flügel, Jonas Hofmann rückte von dort auf die Doppelsechs, Jantschke von der Doppelsechs nach hinten rechts. Einen gelernten Außenverteidiger hat Hecking übrigens doch noch im Kader: Und anders als Landsmann Oxford gehört Mandela Egbo dem Klub sogar über den Sommer hinaus.

(RP)
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