Borussia bangt um Brasilianer Raffael macht Erfolge wahrscheinlicher

Mönchengladbach · Raffael ist Borussias Hoffnungsträger. Noch ist aber nicht ganz sicher, ob der Brasilianer am Sonntag gegen Borussia Dortmund mitwirken kann.

Sieben Tore hat Raffael in dieser Bundesliga-Saison erzielt. Ob er am Sonntag im Heimspiel gegen Dortmund Sonntag auflaufen kann, ist allerdings fraglich.

Sieben Tore hat Raffael in dieser Bundesliga-Saison erzielt. Ob er am Sonntag im Heimspiel gegen Dortmund Sonntag auflaufen kann, ist allerdings fraglich.

Foto: Imago (Archiv)

Es gibt Menschen, die Cristiano Ronaldo und seinen Habitus nicht mögen. Das darf auch so sein, doch was den Job angeht, ist der, man darf es so sagen, große Portugiese, über alle Zweifel erhaben. Das hat er nun wieder gezeigt beim Champions-League-Spiel von Real Madrid gegen die Aufstrebenden von Paris Saint-Germain. Zwei Tore schoss Ronaldo. Und beide zeigten, was es braucht für den Erfolg: den unbedingten Willen zum Tor. Ronaldo hat ihn, er lebt ihn.

Nehmen wir seinen zweiten Streich gegen die Pariser: Er stand einfach da, wo er hingehört, aus Instinkt, aber auch aus dem Wissen heraus, was passieren kann. Und dann? Rein mit dem Ding! Irgendwie, aber rein. Dass er früher einen Ball freistehend vor dem Tor des Gegners vergeben hatte, ärgerte ihn, hielt ihn aber nicht auf. Man kann jedem Borussen, der mit der Torproduktion betraut ist, nur raten: Schaut euch diesen Ronaldo an und lernt von ihm.

Eben die Ronaldosche Unbedingtheit vor dem Tor stünde Borussia derzeit gut zu Gesicht. Dreimal 90 Minuten ohne Tor, da muss dringend etwas passieren. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Raffael. Der fehlte zweieinhalb Spiele lang, wegen einer Wadenverhärtung konnte er nur die letzten 45 Minuten in Stuttgart mitwirken. Er traf nicht, zeigte aber, wie sehr Borussia ihn braucht. Er ist das geistige Zentrum des Spiels. Kein Borusse schoss in den vergangenen viereinhalb Jahren mehr Tore als Raffael. Wenn er spielt, merkt man das auch Lars Stindl an. Die Herren sind so etwas wie Brüder im Geiste geworden, wenn sie zusammenspielen, kommt Stindl meist besser zur Geltung als ohne Raffael. Spielt Thorgan Hazard im Zentrum, ist es ein anderes Spiel, auch für Stindl. Der Kapitän ist fast 1000 Minuten ohne Tor, da kann ein wenig Raffael-Inspiration vielleicht helfen.

Am Donnerstag jedoch trainierte der "Maestro" nicht mit, weswegen auch noch unklar ist, ob es für einen Einsatz am Sonntag gegen Borussia Dortmund reicht. Wer auf einen Hoffnungsträger hoffen muss, ist in einer verzwickten Lage. Denn da ist eine unangenehme Offenheit in der Geschichte, die einerseits Mut macht, eben weil Hoffnung da ist, andererseits aber auch ernüchtert, weil die Gewissheit fehlt. Wer wie Borussia in einer mindestens "schwierigen Situation" steckt, in der es Tore braucht, um die Wende zum Guten hinzukriegen, dem wäre wohler, wenn klar wäre, dass einer wie Raffael spielen kann.

Nur: Raffael wird im März 33. Er ist der älteste Feldspieler im Kader und wird, das liegt wohl in der Natur der Dinge, immer verletzungsanfälliger. So langsam muss sich Borussia schon mal mit der Nachfolge beschäftigen. Die Frage ist: Ist einer wie Raffael überhaupt zu ersetzen? Und wenn ja, wie teuer ist einer wie Raffael, der erst 24, 25 oder 26 ist? Sicherlich gibt es ambitionierte Kandidaten im eigenen Stall: Hazard, den wohl offiziellsten Kronprinz, aber auch Michael Cuisance oder Laszlo Bénes. Doch sind Letztere mehr offensive Mittelfeldspieler als spielende Stürmer, deren Prototyp Raffael geworden ist. Oder muss das Offensivspiel dann eine ganz andere Ausrichtung bekommen: Nicht mit einem neuen Raffael, sondern mit einem anderen Stürmertypen? Das sind Fragen, die Manager Max Eberl für die Zukunft beantworten muss.

In der Gegenwart ist Raffael aber da, und es geht in der Personalie darum: Kann er gegen Dortmund spielen oder nicht? Und wenn ja, wie bereit ist er? Man kann den Gladbachern nur wünschen, dass Raffael in den letzten zwölf Spielen möglichst oft voll mitarbeiten kann. Raffael ist ein Unterschied-Macher. Darum ist er einer der Anführer im Team. Und er ist einer, dessen Anwesenheit den Gegner beeindruckt. Das kann auch nicht schaden. Es gibt keine Garantien im Fußball, aber es gibt gesteigerte Erfolgswahrscheinlichkeiten. Und dass man auch als Ü30er noch entscheidend sein kann, zeigt Cristiano Ronaldo. Er ist schon 33.

(kk)
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