Wohltuender Abend für Borussia Raffaels Glück und Kramers Beitrag

Mönchengladbach · Ausnahmsweise kann sich Borussia Mönchengladbach nicht beschweren über den Video-Assistenten. Am Verlauf des Spiels gegen den VfL Wolfsburg hätte eine Rote Karte gegen Raffael wohl nichts geändert. Unterm Strich ging manch eine Serie zu Ende - fast alle hatten etwas mit Toren zu tun.

Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg: Einzelkritik
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Borussia - Wolfsburg: Einzelkritik

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"Wir haben hier gefühlt 50 Millionen Zuschauer und wir haben einen Videoschiedsrichter. Wo sind die denn alle?", fragte Maximilian Arnold. Der Wolfsburger war selbst sehr nicklig gewesen, in der 60. Minute musste er allerdings einstecken. Nach einem Zweikampf traf Raffael ihn mit dem Arm am Hals und trat unten nach - deshalb echauffierte sich Arnold. Anschließend lief das Spiel mehr als 90 Sekunden weiter, die Video-Assistenten hatten also genügend Zeit, um sich die Szene, die sich im Rücken von Schiedsrichter Tobias Stieler ereignet hatte, noch einmal anzusehen. Entweder sie haben das getan und sind zu dem Schluss gekommen, dass keine Tätlichkeit vorlag, oder das gesamte Team hat Raffaels Schlag und den Tritt übersehen. Eine nachträgliche Sperre droht ihm im Zeitalter des VAR dem Vernehmen nach nicht. Eine ähnliche Situation gab es im vergangenen Dezember beim Spiel Schalke 04 gegen den 1. FC Köln, als Leon Goretzka den Kölner Salih Özcan mit dem Kopf rammte. Auch dieses Vergehen blieb - im Spiel und nachträglich - ohne Folgen.

Raffael und die Borussen konnten sich also glücklich schätzen. Am Ende stand ein 3:0-Erfolg, nur einmal unter Dieter Hecking hatte Gladbach bislang mit drei Toren Differenz gewonnen - am 4. Februar 2017 gegen den SC Freiburg, auch damals traf Raffael. Im bislang letzten Spiel, in dem Borussia mit drei Toren geführt hatte, am 18. November 2017 gegen Hertha BSC, traf Raffael sogar doppelt. Genauso am 17. September 2016, als Borussia letztmals mit mindestens drei Toren Vorsprung in die Pause gegangen war. Es war durchaus ein besonderes Freitagabend, allerdings ist es auch kein gutes Zeichen, wenn ein einziges Spiel sich so leicht von den anderen in der Rückrunde abheben kann.

Vergangene Woche hatte Borussia so wenig Torgefahr produziert wie seit dem Gastspiel beim SC Freiburg im September 2016 nicht mehr. Gegen Wolfsburg drehte sie den Spieß um und ließ selbst so gut wie gar nichts zu. Zwei Bälle flogen auf Yann Sommers Tor, beide aus der Distanz und für den Schweizer so leicht festzuhalten, dass er dafür keine Handschuhe benötigt hätte. 0,18 Expected Goals produzierte Wolfsburg, der letzte Gladbacher Gegner, der ungefährlicher war, war vor fast genau zwei Jahren der FC Schalke - der trotzdem 2:1 gewann.

Manch einer vermutete zurecht, dass Juan Arango für das letzte Gladbacher Freistoßtor verantwortlich gewesen sein könnte. Der weilte allerdings schon seit anderthalb Jahren in Mexiko, als Havard Nordtveit im Dezember 2015 gegen den SV Darmstadt erfolgreich war. Weder mit Gewalt noch mit Gefühl hatte es seitdem in Pflichtspiele funktioniert. Im vergangenen Sommer versenkten Patrick Herrmann und Michael Cuisance zumindest in Testspielen Freistöße. Dass Christoph Kramer die Serie beenden würde, konnte nun wirklich niemand ahnen. Zudem dürften selten weniger Menschen im Stadion und vor dem Bildschirm das Tor überhaupt gesehen haben. Eurosport zeigte gerade eine Wiederholung des Fouls an Jonas Hofmann, und vielen Zuschauern dürfte es wie Trainer Hecking ergangen sein: "Ganz ehrlich, ich habe gesehen, dass Chris Kramer am Ball war, und deshalb nicht hingeguckt."

Die Namen der verletzten Borussen konnte man sich fast einfacher merken, als es acht bis zwölf waren. Nun reichten erstmals in dieser Bundesligasaison die Finger einer Hand, um alle Ausfälle aufzuzählen: Mamadou Doucouré, Julio Villalba, Fabian Johnson, Reece Oxford und Patrick Herrmann. Lars Stindl war von seiner Sperre zurückgekehrt, der Rest stand nicht mehr auf dem ominösen Zettel. Kein Gladbacher sah eine Gelbe Karte gegen die "Wölfe", also bleibt auch Denis Zakaria, Jannik Vestergaard und Christoph Kramer eine Sperre beim FC Schalke erspart.

(jaso)
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