Raffael ist nicht bekannt für ein übergroßes Ego. Trotzdem wird es ihm eine Genugtuung gewesen sein, als er sich mit seinem 4:1 beim 4:2 gegen den FC Schalke am Samstag in die Torschützenliste eintrug. Dabei war es die am wenigsten beeindruckende Tat des Brasilianers, den Ball nach Tobias Strobls starker Vorlage über die Linie zu drücken. Die Treffer zum 2:1 und 3:1 gingen als kleine Kunstwerke durch, an denen Raffael gestaltend mitwirkte. Da war zum einen sein Tänzchen im Mittelfeld, gefolgt von dem präzisen Steilpass auf Fabian Johnson. Und da war zum anderen die schnelle Weiterleitung auf Mo Dahoud, der mit seinem Zuspiel auf Oscar Wendt die gesamte Schalker Hintermannschaft entblößte.

Derart wichtige Bälle werden in der Statistik eines Spiels nicht festgehalten, die Vorlagen zu den Vorlagen (Assist-Assists) zählt offiziell niemand. Dabei würden sie gerade in Gladbach wichtige Erkenntnisse liefern. Raffael liegt in dieser Bilanz nämlich deutlich vorne. Zu zwölf Toren und drei Assists gesellen sich acht Assist-Assists. Den zweiten Platz teilen sich Thorgan Hazard und Mo Dahoud mit jeweils fünf, überraschender Vierter ist Tony Jantschke mit vier.

Im DFB-Pokal beim Hamburger SV und in der Bundesliga gegen Schalke hat Borussias Rechtsverteidiger zwei wichtige Bälle gespielt, mit denen die Wiederholung der Szene im TV in der Regel einsetzt. Jantschkes Pässe gingen steil die Linie herunter, hinter die gegnerische Abwehr, wo sie Patrick Herrmann fanden. Der wurde einmal elfmeterreif gefoult und fand einmal Fabian Johnson in der Mitte — macht zwei Assist-Assists für Jantschke. Einen dritten sammelte er unter Trainer Dieter Hecking mit einem beherzten Vorstoß in der Europa League beim AC Florenz, mit dem er ein Foul zog. Den Freistoß legte Jonas Hofmann quer zu Stindl, der Gladbach in Führung brachte.

Die vielen verschiedenen Namen, die hier genannt werden, verdeutlichen, dass die Mannschaft Heckings Vorgabe nachkommt, sich nicht nur auf Stindls Torjägerqualitäten zu verlangen. Neben den üblichen Verdächtigen — Stindl, Raffael und Thorgan Hazard — haben sich seit der Winterpause Oscar Wendt, André Hahn, Jannik Vestergaard, Patrick Herrmann, Andreas Christensen und Fabian Johnson in die Torjägerliste eingetragen. Von den 13 eingesetzten Feldspielern gegen Schalke waren neun an der Entstehung der Tore beteiligt — alle bis auf die Innenverteidigung um Christensen und Vestergaard, den zur Pause ausgewechselten Christoph Kramer und den spät eingewechselten Timothée Kolodziejczak.

"Die Variationsmöglichkeiten auf den Außen machen uns stark", sagt Jantschke über Borussias große und einzige Rotationszone. Johnson kommt auf vier Scorerpunkte (zwei Tore, zwei Vorlagen), Herrmann ebenso (eins/drei) und Hofmann auf drei (null/drei). Da Wendt mitunter so hoch agiert wie ein Außenstürmer seien seine zwei Tore und zwei Assists in diesem Jahr auch noch erwähnt. So ist Gladbach enorm schwer auszurechnen, und ein Ausfall wie der von Hazard (an 21 von 54 Pflichtspieltoren beteiligt) sogar zu kompensieren.

Und wenn die Vielseitigkeit sich einmal nicht entfaltet, dann gibt es immer noch Raffael. Mit ihm auf dem Platz sind unter Hecking zwölf Tore gefallen, an neun war er beteiligt — also alle 48 Minuten. Zählt man nur Tore und direkte Vorlagen, geht das ein wenig unter.