Borussia Mönchengladbach "Phänomenal, was hier passiert ist"

Mönchengladbach · Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Julian Korb stammen aus Borussias Nachwuchsakademie. Sie haben viel erlebt, seit sie Profi wurden: Abstiegskampf, Relegations-Rettung, die Rückkehr nach Europa. Jetzt steht der Schritt in die Champions League an.

Gladbach - Bremen
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Julian Korb hat den Spiegeltest noch nicht gemacht. Er hat seinem Spiegelbild noch nicht in die Augen geschaut und sich gesagt: "Du spielst in der nächsten Saison in der Champions League." Das zu tun, passt nicht zu seinem Selbstverständnis, und auch nicht zu dem seines Arbeitgebers Borussia. "Es ist ja noch nicht ganz sicher, ich werde mich mit diesem Gefühl erst befassen, wenn es rechnerisch klar ist", sagt der Rechtsverteidiger. Sein Kollege Tony Jantschke hält es ähnlich. "Es ist ja noch nicht fix, aber wenn es soweit ist, werde ich Bescheid sagen, wie ich mich fühle", sagt der Defensiv-Allrounder.

Möglicherweise ist es schon heute am späten Nachmittag soweit. Denn wenn Korb, Jantschke und die anderen Borussen das vorletzte Saisonspiel bei Werder Bremen gewinnen, ist klar: Sie werden in der neuen Saison in der Meisterliga spielen. Es wäre für den gesamten Verein ein Quantensprung, sportlich und finanziell. Und auch für Korb und Jantschke wäre es der nächste ganz große Schritt in ihrer Karriere. Ebenso wie für Patrick Herrmann (24). Er ist wie die beiden anderen ein selbst gemachter Borusse. Sie alle drei gehören in dieser Saison, die schon jetzt eine der besten in der 115 Jahre währenden Vereinsgeschichte ist, zum Stammpersonal. Drei Eigengewächse, die regelmäßig in der Startelf stehen - Herrmann und Jantschke machten je 30 der bisher 32 Ligaspiele mit, Korb 23 - "das ist in der Bundesliga nicht selbstverständlich", weiß Korb. "Aber das gehört ja zur Philosophie des Vereins - und Borussia tut, was sie sagt. Das ist für alle jungen Spieler im Klub eine Motivation."

Als Korb (23) und Jantschke (25) 2006 ins Nachwuchsinternat im Borussia-Park einzogen, war die Fußball-Welt in Gladbach noch eine andere. Während sie ihre ersten Sporen in den Nachwuchsteams verdienten, stieg das Profiteam zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ab. Im Sommer 2008, als Patrick Herrmann vom 1. FC Saabrücken kam, war Borussia gerade wieder erstklassig geworden, am Ende seiner ersten Spielzeit als Nachwuchs-Borusse, schaffte das Team mit Hans Meyer gerade so die Rettung. Tony Jantschke kam in jener Saison zum Erstligadebüt, im November 2008. Im Januar 2010 debütierte Patrick Herrmann in der Bundesliga, das Jahr beendete der Klub als abgeschlagener Letzter. Julian Korb kam am 5. Mai 2012 in Mainz zum ersten Einsatz, damals hatte sich Borussia gerade für die Play-offs zur Champions League qualifiziert. "Es ist phänomenal, was in den letzten Jahren hier passiert ist. Als ich in der C- und der B-Jugend spielte, ging es immer gegen den Abstieg. Und jetzt spielen wir Borussias beste Saison seit zig Jahren. Es ist Wahnsinn, wenn man sich das vor Augen führt", sagt Korb. "Ich habe hier schon sehr viel erlebt", gesteht Patrick Herrmann im Rückblick auf seine ersten Profijahre. "Der Verein ist auf einem guten Weg", resümiert Tony Jantschke.

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Er und die anderen beiden Eigengewächse sind längst gestandene Bundesligaspieler. "Es ist in ihrem Fall ja keine Überraschung, dass sie eine gute Rolle spielen. Sie haben zusammen über 400 Erstligaspiele, sie sind gemeinsam mit uns den Weg gegangen", sagt Sportdirektor Max Eberl. Selbst Spieler zu generieren gehört zu seiner Strategie. Weitere fünf Kadermitglieder stammen aus dem Nachwuchs: Mo Dahoud, der erste Einsätze bekam, Janis Blaswich, Nico Brandenburger, Marvin Schulz und Marlon Ritter, die bislang noch nicht spielten. "Das ist, was wir uns vorgestellt haben: Wir führen viele Nachwuchsleute an den Bundesligakader heran", sagt Eberl.

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Foto: dpa/Tim Rehbein

Durch die gehobene Qualität des Borussen-Fußballs wird es indes immer schwerer für den Nachwuchs, ins Team zu kommen. Was aber möglich ist, wenn die Qualität stimmt, zeigen die Karrieren von Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Julian Korb. "Uns fehlt noch ein Sieg für die Champions League. Den wollen wir in Bremen holen. Wir werden das ganz seriös angehen und das Ding fix machen", sagt Jantschke. Dann wäre er auch bereit für den Spiegeltest.

(RP)
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