Borussia Mönchengladbach Herrmanns italienische Erinnerung

Mönchengladbach · Patrick Herrmann war schon 2013 beim Spiel gegen Lazio Rom dabei und auch an Juventus Turin hat er keine guten Erinnerungen. Nun freut sich Borussias Flügelstürmer dennoch auf den AC Florenz.

Trotz allem: Patrick Herrmann freut sich auf das Spiel gegen Florenz.

Trotz allem: Patrick Herrmann freut sich auf das Spiel gegen Florenz.

Foto: dpa, mb pat

Patrick Herrmann kann anhand italienischer Vereine seine nun auch schon siebenjährige Profikarriere nachzeichnen. Er war gerade 22 Jahre alt geworden, als Borussia am 14. Februar 2013 im Sechzehntelfinale der Europa League Lazio Rom empfing. Am Ende verrückter 95 Minuten stand ein 3:3 auf den Videowänden. Herrmann war wütend, unten auf dem Rasen gestikulierte er wie ein römischer Taxifahrer im Feierabendverkehr. Zweimal hatte Gladbach geführt, einen Elfmeter verschossen und erst in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Eine 0:2-Niederlage im Rückspiel bedeutete das Aus.

"Das war sehr bitter", sagte Herrmann auf der Pressekonferenz vor dem dritten Kapitel seiner italienischen Erinnerungen heute gegen den AC Florenz. "Wir hatten zwei guten Spiele gemacht, aber Lazio war etwas reifer. Wir waren noch ein sehr junges Team. Jetzt haben wir Champions League gespielt und mehr Erfahrung." Er selbst muss die Königsklasse beinahe in Anführungszeichen setzen. Von 720 Minuten in der Champions-League-Gruppenphase hat er gerade einmal 103 auf dem Rasen erlebt. 2015 gegen Juventus Turin, beim zweiten italienischen Kapitel, saß Herrmann mit einem Kreuzbandriss auf der Tribüne. "Es war schlimm, da draußen zu sitzen", sagte er.

"Bitter", "schlimm" - das dritte italienische Kapitel gegen Florenz will Herrmann unbedingt mit anderen Adjektiven verbinden. Seit 21 Jahren hat es Borussia nicht mehr unter die letzten 16 Mannschaft eines europäischen Wettbewerbs geschafft. "Wir haben großen Bock, mal ins Achtelfinale zu kommen", sagte Herrmann, der mit Borussia außerdem im Februar 2015 gegen den FC Sevilla an diesem Vorhaben scheiterte.

Damals gegen Lazio war das System ähnlich wie jetzt unter Dieter Hecking. Im 4-4-2 stellte Lucien Favre die Mannschaft auf, die in jenem Wochen personell nicht so gut aufgestellt war, so dass Tony Jantschke auf der Doppelsechs spielte, Martin Stranzl rechts hinten, Tolga Cigerci rechts im Mittelfeld und Herrmann weit vorne als hängende Spitze. Vergangenes Wochenende in Bremen spielte der 26-Jährige nach vier Monaten Pause erstmals von Beginn an, wie gewohnt auf dem rechten Flügel. "Mir kommt das System momentan zugute, aber das gilt für die ganze Mannschaft. Wir verteidigen gut, sind laufstark", erklärte Herrmann. "Und vorne sind wir sowieso immer für ein Tor gut." Bei seinem Comeback gegen Freiburg benötigte er nur ein paar Sekunden, um das auf fast schon absurde Weise unter Beweis zu stellen: Er zielte mit links auf die rechte Ecke, in die linke wurde der Ball abgefälscht.

Solche Alles-gelingt-Momente haben neben harter Arbeit dazu beigetragen, dass Borussia von italienischen Journalisten schon als "Mannschaft der Stunde" bezeichnet wird. "Die Stimmung ist super. Wenn man wie in der Hinrunde die Spiele verliert, gehen die Köpfe natürlich runter", sagte Herrmann. "Aber jetzt läuft es." Diesen Effekt will der 26-Jährige mit seinen Kollegen weiter unter Beweis stellen. Dass Florenz im Rückspiel den Heimvorteil hat, ist Herrmann nach eigenem Bekunden "egal". Sieglose Heimspiele gegen italienische Mannschaften, die hat er sowohl auf dem Rasen als auch auf der Tribüne erlebt. Jetzt ist Herrmann bereit für neue Geschichten.

(RP)
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