Borussia weiter an der Spitze Herrmann und Gladbach erleben glückliche Zeiten

Mönchengladbach · Patrick Herrmann ist derzeit vielleicht der glücklichste Borusse. Als frischgebackener Papa war er am Sonntag mit zwei Toren entscheidend am 3:1-Sieg gegen Bremen beteiligt. Doch gerade Herrmann weiß, wie wichtig es ist, den Moment auszukosten.

 Marcus Thuram fordert Patrick Herrmanns Trikot nach dem Sieg gegen Bremen.

Marcus Thuram fordert Patrick Herrmanns Trikot nach dem Sieg gegen Bremen.

Foto: dpa/Marius Becker

Es ist üblich geworden in Mönchengladbach, dass Marcus Thuram nach einem Erfolg des ortsansässigen Bundesligisten Borussia die Eckfahne umfunktioniert. Der Stürmer hisst dann ein Trikot an der weißen Stange und hält es in den Himmel. In diesem Fall war es das Hemd mit der Nummer 7 und dem Namen „Herrmann“. Es war eine gute Wahl des Franzosen, denn der Inhaber des Trikots war unter vielen glücklichen Borussen wohl einer der glücklichsten. Erst am Freitag ist Patrick Herrmann zum ersten Mal Vater geworden, nun erzielte er zwei Tore beim 3:1-Erfolg gegen Werder Bremen, nach dem Borussia mindestens bis Ende November Spitzenreiter der Bundesliga sein wird.

Bundesliga 2019/20: Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen - die Fohlen in der Einzelkritik
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Borussia - Bremen: die Fohlen in der Einzelkritik

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Gladbach ist im Glück, und Herrmann verkörpert das. „Ich glaube, es ist im Moment für alle perfekt, für mich persönlich und für Borussia“, sagte er. „Mir wurde vor dem Spiel gesagt, dass die Geburt eines Kindes beflügelt. Ich habe das nicht so ganz geglaubt, aber im Nachhinein muss ich sagen: Es ist so.“ Zunächst schob er den Ball, den ihm Thuram auflegte, ins leere Tor, dann traf er mit einem präzisen Schuss in die lange Ecke. „Marcus hat mich super gesehen, ich halte dann die Innenseite rein. Beim zweiten Tor haben wir gut umgeschaltet, Denis sieht mich dann und ich kann ins lange Eck reinschießen“, sagte Herrmann.

Die Fans riefen ihn danach auf den Zaun, mit dem Megafon gab er den Ton an bei der spontanen Feier-Viertelstunde vor der Nordkurve. „Das ist schon schön, und wenn ich dann noch zwei Tore mache, ist es umso schöner. Aber wir haben es als Team super umgesetzt und Yann Sommer hat überragend gehalten“, sagte Herrmann. Der Torwart wehrte nicht nur den Elfmeter von Davy Klaassen ab, sondern hielt auch sonst „fantastisch“, wie Trainer Marco Rose befand. Über Herrmann sagte Rose: „Flaco macht zwei Tore, dazu kommt seine persönliche Situation – dafür lieben ihn die Fans. Und er hat sich selbst belohnt.“

Der Trainer hat seinem Team das Sieger-Gen vermittelt. Es war der dritte Erfolg binnen acht Tagen und es scheint derzeit, als könne nichts die Borussen aufhalten. Auch nicht Rückschläge wie die Verletzungen von Laszlo Bénes (Sprunggelenk, die Diagnose gibt es am Montag) und Christoph Kramer (Schlag auf das Knie, Rose: „Chris geht es schon besser“). „Wir haben einen breiten Kader und wir sind gut drauf“, sagte Rose.

Das gilt auch für Patrick Herrmann. Er schaffte schon den zweiten Doppelpack in der Liga, bereits beim 5:1 gegen Augsburg war ihm das gelungen. Zudem rettete er Gladbach einen wichtigen Punkt im Europa-League-Spiel bei Basaksehir Istanbul. Nachdem er zunächst keine Rolle spielte bei Rose, ist er jetzt immer wieder einer mit Hauptdarsteller-Pozenzial. Auch, weil er ein Kämpfer ist. Damit passt er auch mental bestens zum Rose-Ansatz. Nebenbei ist Herrmann bei all dem Neuen in Gladbach ein Anker für die Fans, einer, der Borussia mit jeder Faser lebt.

Herrmann hat früher schon mal eine Tabellenführung der Borussen erlebt, das war vor acht Jahren. Aber eben auch andere Zeiten wie die Relegationsrettung. Darum weiß er, wie schnell Erfolg und Misserfolg wechseln können im Fußball. Und wie wichtig es ist, Momente zu genießen, zugleich aber die Contenance zu bewahren. „Es ist ungewohnt, aber ein schönes Gefühl, jetzt mal der Gejagte zu sein“, sagte Herrmann. „Es ist eine schöne Momentaufnahme und ich weiß, dass es in zwei, drei Spieltagen auch wieder anders aussehen kann. Trotzdem: Jetzt dürfen wir uns freuen und uns die Tabelle angucken“, sagte Herrmann.

Dass er seine Woche nur als „fast perfekt“ einordnete, hatte zwei Gründe. Zum einen hat er den emotionalen Europapokal-Abend gegen Rom (2:1) nicht live erlebt, weil sich die Geburt seines Sohnes ankündigte. Und, weil Jiri Pavlenka seinen feinen Freistoß abwehrte. Einige Kollegen hatten vermutet, die Distanz sei zu groß. Doch Jonas Hofmann sagte: „Es läuft bei Patrick, er macht das.“ Knapp war es. Aber das konnte er verschmerzen. „Ich fahre jetzt ins Krankenhaus und hole meine Frau und meinen Sohn ab“, sagte er. Beiden konnte er je ein Tor widmen.

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