Borussia Mönchengladbach Wendts Erfahrung ist im Celtic Park gefragt

Mönchengladbach · Oscar Wendt war vor zehn Jahren mit dem FC Kopenhagen in Glasgow zu Gast, saß aber 90 Minuten auf der Bank. Spielt er am Mittwoch für Borussia von Beginn an, wird er der älteste Spieler im Team sein.

 Borussias Fans haben Oscar Wendt ein Lied gedichtet. In Anlehnung an die Erfahrung des Schweden würden sie wohl singen: "Wie heißt der Mann, der Celtic kennt? Oscar, Oscar Wendt!"

Borussias Fans haben Oscar Wendt ein Lied gedichtet. In Anlehnung an die Erfahrung des Schweden würden sie wohl singen: "Wie heißt der Mann, der Celtic kennt? Oscar, Oscar Wendt!"

Foto: afp

Oscar Wendt grinst. Nein, antwortet er auf die Frage des schottischen Reporters, er wisse nicht mehr, wie das Spiel bei Celtic Glasgow damals ausging. Zehn Jahre ist es her, dass Borussias Schwede mit dem FC Kopenhagen in der Gruppenphase der Champions League schon einmal im Celtic Park spielte. Da kann man schon mal ein Ergebnis vergessen. Zumal Wendt, damals 20 und am Beginn seiner Laufbahn, nicht zum Einsatz kam an diesem Abend. An das Rückspiel hat er bessere Erinnerungen. Er spielte 90 Minuten, und "wir haben 3:1 gewonnen".

Das Ergebnis hat er vergessen (die Schotten gewannen 1:0), doch das, was im Celtic Park los war, keineswegs. "Es war grandios und elektrisierend", sagte er und schwärmt von der Stimmung im Stadion der "Celts": "Es ist wahrscheinlich von der Atmosphäre her das Beste, was es in Europa gibt, gerade an einem Champions-League-Abend."

Er hat den anderen Borussen natürlich berichtet von jenem Abend in Glasgow und von dem, was da auf sie zukommt. "Ich habe den Jungs gesagt, dass sie es genießen sollen, für solche Abende fängt man doch als kleiner Junge mit dem Fußball an. Aber wir dürfen uns davon nicht einschüchtern lassen. Was mich angeht, macht es mich nur stärker, wenn es eine super Atmosphäre ist", sagte Wendt. Das ist ein Ansatz: Celtics Vorteil, die Atmosphäre, zur Eigenmotivation zu nutzen. Vielleicht so: Die Augen schließen und sich vorstellen, es sei der Borussia-Park. Heimspielfeeling erzeugen im Kopf und dann daraus Kraft schöpfen. Getreu dem Motto: Park ist Park.

Oscar Wendt wird vor dem Spiel indes noch einen Plausch halten. Sein Kumpel im schwedischen Nationalteam spielt für Celtic, Mikael Lustig, wie Wendt ein Außenverteidiger, jedoch einer für die rechte Seite. "Er ist ein toller Typ, ein guter Freund", berichtet Wendt. "Ich freue mich darauf, gegen ihn zu spielen." Und darauf, den Landsmann zu besiegen: "Wir wollen in Glasgow die ersten Punkte in dieser Champions-League-Saison holen. Es wird sich wohl zwischen uns beiden entscheiden, wer am Ende der Gruppenphase in die Europa League wechselt", sagt Wendt.

Er gehört mit seinen 30 Jahren (am kommenden Montag wird er 31) zu den erfahrenen Spielern im jungen Gladbacher Team. Nur Torwart Yann Sommer hat mehr Champions-League-Spiele absolviert als Wendt. Heute Abend wird es die 21. Partie des Schweden in der Meisterliga sein. Erfahrung wird allerdings auch nötig sein, um gegen Celtic, das den Abend vermutlich mit robustem, sehr britischem Fußball angehen wird, zu bestehen. Es geht darum, die Ruhe zu bewahren, cool zu sein.

Tipps, wie man es machen kann gegen Celtic, hat Wendt seinem Kumpel Lustig nicht entlocken können, als sie sich zuletzt beim Nationalteam trafen. "Wenn wir uns da sehen, sprechen wir eigentlich gar nicht über Fußball. Außerdem weiß sowieso jeder, was uns in Glasgow erwartet", sagt Wendt.

"Ein dicker Brocken und eine unangenehme Aufgabe, es erwartet uns die Hölle" - mit diesen Infos kam 1986 Wolf Werner, einst Co-Trainer von Jupp Heynckes, von einer Beobachtungsreise zurück aus Schottland. Er meinte jedoch den Ibrox Park, das Stadion von Celtics Erzrivalen Rangers, bei dem Borussia damals im Uefa-Cup antrat. Allerdings stellte Werner auch fest, dass die Borussen jener Tage "fußballerisch klar besser" waren als die Schotten. Eine Konstellation, die der heutigen ähneln dürfte.

Vor 30 Jahren brachten die Gladbacher ein 1:1 aus Glasgow mit, weil Top-Torjäger Uwe Rahn Glasgows Führung ausglich. Uwe Kamps, heute Borussias Torwarttrainer, stand zwischen den Pfosten und half hernach mit tollen Paraden, dem berühmten "Ibrox-Roar" zu trotzen.

Ein 1:1 wäre ein Resultat, mit dem auch Oscar Wendt und die anderen Jetztzeit-Borussen gut leben könnten. "Hoffentlich können wir mindestens einen Punkt mitnehmen", sagte Wendt. Das gelang ihm übrigens vor zehn Jahren mit Kopenhagen nicht. Glasgow siegte 1:0. Wendt hat das offiziell verdrängt. Gleichwohl will er die Rückkehr nutzen, um seine persönliche Bilanz in Glasgow heute zu verbessern.

(RP)
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