Borussia Mönchengladbach Gladbach muss sich auf Endspurt konzentrieren
Mönchengladbach · Arminia Bielefeld zeigte Borussia Mönchengladbach die Grenzen. Den Rückschlag muss die Elf von Lucien Favre schnell verdauen, denn am Samstag kommt Borussia Dortmund (ab 15.30 Uhr im Live-Ticker).
Lucien Favre machte aus seiner Gefühlslage kein Geheimnis. "Tief enttäuscht" sei er, gestand der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem Pokal-Aus beim Drittligisten Arminia Bielefeld. Womit er auch die kollektive Befindlichkeit in Mönchengladbach zusammenfasste. Favre weiß, dass eine solche Enttäuschung eine gefährliche Tendenz auslösen kann. "Die Psychologie ist wichtig", sagte er. Er muss nun die Köpfe seiner Spieler frei bekommen. Er muss die Fußballer nach dem geplatzten Traum vom Halbfinale, in dem sich der eine oder andere Gladbacher dann vielleicht doch schon eine Spur zu sicher wähnte, aufbauen. Er muss sie bereit machen für das große Finale der Bundesliga, für den Kampf um den dritten Platz und den direkten Einzug in die Champions League.
Die Zeit indes ist kurz. Deswegen drängte Gladbachs Coach in Bielefeld auch auf eine schnelle Abreise. Gegen Viertel nach eins rollte der Mannschaftsbus gestern auf den Parkplatz am Borussia-Park, "schon am Samstag um 15.30 Uhr kommt Dortmund", erklärte Favre.
Was in Bielefeld passierte, mutete kurios an. Die Mannschaft, die in der Bundesliga zuletzt mit großartigem Kombinationsfußball verblüffte und sogar den Meister aller Klassen, die Bayern, besiegte, bekam vom Anführer der Dritten Liga die Grenzen aufgezeigt. Arminia spielte mit Herz und Hirn, sie ließ keine Lücken - und Borussias Forschen danach blieb ohne Ergebnis. "Die Bewegung war nicht gut", befand Favre. Zu statisch wurde der Ball hin und her geschoben, zu viel quer statt steil gespielt, zu wenig konkret wurde es vor dem Tor, es fehlten die zündenden Ideen. Und die Leidenschaft der Arminen war auch ein bisschen größer.
Nach dem Aus in der Europa League ist es der zweite große Rückschlag für die Gladbacher. Der FC Sevilla jedoch, an dem Favres Ensemble international scheiterte, war der Titelverteidiger. Bielefeld hingegen war ein Underdog - das macht das Scheitern noch schmerzlicher. Das Weiterkommen war Pflicht, Entschuldigungen gibt es an einem solchen Abend nicht. Favre jedoch ist ein Meister der Verdrängung, sein Dogma des "Von-Spiel-zu-Spiel-Denkens" hilft ihm dabei. Bielefeld ist vorbei, der Pokal abgehakt, jetzt ist Dortmund, jetzt ist das Ziel die Liga der Meister.
Nach dem Aus gegen Sevilla kam Borussia gleich wieder in die Spur. "Da haben wir gezeigt, dass der eine Wettbewerb mit dem anderen nichts zu tun hat", sagte Tony Jantschke. Der Auftrag ist nun derselbe. Das Programm jedoch ist kompliziert. Die zehn Punkte Vorsprung auf den Fünften Schalke sollten aber in sieben Spielen ausreichen. Es wird somit ein Fernduell mit Leverkusen um Rang drei. Am 9. Mai ist der Showdown im Borussia-Park. Die zwei Punkte Vorsprung auf die Werkself will Borussia verteidigen, um dann den großen Schritt zu tun. Groß war auch der Plan für Bielefeld. Während alle anderen Favoriten im Viertelfinale ihren Job machten, tat Borussia es aber nicht. "Wer es in 120 Minuten nicht schafft, Arminia zu besiegen, der hat es auch nicht verdient", sagte Nationalspieler Max Kruse. Das Pokal-Aus überschattet für den Moment eine insgesamt bisher ausgezeichnete Saison der Gladbacher: Sie haben sich entwickelt, sie haben gezeigt, dass sie ein Spitzenteam sein können - in Bielefeld blieben sie den Nachweis zum ungünstigen Zeitpunkt aber schuldig. Morgen gegen Dortmund, das als Pokal-Halbfinalist kommt, wollen die Gladbacher wieder sie selbst sein. "Das Aus ist schwer zu verdauen, aber wir müssen es abhaken. Wir sind Profis und müssen das schaffen. Wir müssen bereit sein für den BVB", stellte Favre klar.