Trotz verursachtem Elfmeter Bensebaini bleibt die Nummer eins hinten links
Mönchengladbach · Der Algerier ist dabei, sich nach seiner Corona-Erkrankung wieder die volle Fitness zu erarbeiten. In Stuttgart war er entscheidend am 2:2 beteiligt.
Es war eine fast alltägliche Szene, die sich am Samstag bei Borussias Bundesliga-Spiel beim VfB Stuttgart in der Nachspielzeit zutrug. Ein hoher Ball flog in Borussias Strafraum, die Abwehrspieler zurrten, drücken und lauerten darauf, ihren Gegenspieler entscheidend zu stören. Mittendrin: Ramy Bensebaini, der bis nach Weihnachten mit den Folgen seiner Covid-19-Erkrankung zu kämpfen hatte. Und Bensebaini machte etwas, das man in der Nachbetrachtung mindestens als ungeschickt bezeichnen muss: Er klammerte Stuttgarters Sasa Kalajdzic mit beiden Armen.
„Man kann sich grundsätzlich als Verteidiger cleverer anstellen und die Hände weglassen“, sagte Cheftrainer Marco Rose. Dass der Stuttgarter gleichzeitig über seinen eigenen Mitspieler Waldemar Anton stolperte und hauptsächlich dadurch zu Fall gebracht wurde, übersahen Schiedsrichter Felix Brych und Videoassistentin Bibiana Steinhaus. Letztere machte Ersteren darauf aufmerksam, die Szene noch mal zu betrachten, Brych entschied sich dann aufgrund des Klammerns um: Elfmeter, Ausgleich, 2:2.
Und so stand Bensebainis Aktion in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch einmal im im Mittelpunkt. Dass er dieses unnötige Risiko gegen Kalajdzic überhaupt einging, muss er sich ankreiden lassen. Risiko gehört aber zu seinem Spiel, deshalb schätzen die Borussen den Stil, den Bensebaini auf dem Rasen pflegt und der immer wieder auch an der Grenze des Erlaubten kratzt. Die richtige Dosierung muss der Afrika-Cup-Sieger von 2019 noch lernen.

Stuttgart - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik
Vor dem Elfmeter hatte er insbesondere in der zweiten Halbzeit die VfB-Außenbahn mit Top-Scorer Silas Wamangituka weitgehend im Griff. 10,59 Kilometer legte Bensebaini zurück, 58 Prozent seiner Zweikämpfe entschied er für sich. Nach vorne ging recht wenig, Stefan Lainer sorgte über rechts häufiger für Gefahr. Und auch im Passspiel – Bensebaini brachte zehn Zuspiele nicht an den Mann – hat er noch Luft nach oben.
Dass Bensebaini gegen Stuttgart bis zum Schluss auf dem Feld stehen konnte, untermauert: Seine Covid-19-Erkrankung hat er mittlerweile weggesteckt, auch wenn die Borussen weiterhin ganz genau beobachten werden, wie sein Körper die Trainings- und Spielbelastungen verkraftet. Die fehlende Fitness, die sich beim 3:2-Sieg gegen die Bayern kurz vor seiner Auswechslung in der 89. Spielminute deutlich bemerkbar gemacht hatte, kommt nun mit jeder Trainingswoche und jedem Einsatz zurück.
Die Tatsache, dass Rose schon wieder so klar auf ihn setzt zeigt: Ist Bensebaini fit, ist er Roses Linksverteidiger Nummer eins. Trotzdem wird er sich im Heimspiel gegen Werder Bremen am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) vermutlich wieder auf der Bank finden. Oscar Wendt dürfte starten, vor allem, um Bensebaini mehr als zwei Tage Zeit zur Regeneration zu geben und auch deshalb, um ihn beim Rückrunden-Auftakt gegen Borussia Dortmund am kommenden Freitag (20.30 Uhr/ZDF) wieder topfit dabei zu haben.
Denn Bensebaini gehört, wenn er bereit ist, bei den Borussen in dieser Saison stets zur Topspiel-Formation und war dadurch bis zu seiner Corona-Infektion auch in der Champions League die erste Wahl.