Borussias „Spieler des Jahres“ Cuisance will mit Frankreich U19-Europameister werden

Mönchengladbach · Den WM-Sieger Frankreich hat der 18-jährige Franzose Michael Cuisance prognostiziert. Nun will er den EM-Titel mit der französischen U19 holen und sich danach bei Borussia weiter durchsetzen.

Borussia Mönchengladbachs Franzose Michael Cuisance. (Archivfoto)

Borussia Mönchengladbachs Franzose Michael Cuisance. (Archivfoto)

Foto: imago/Laci Perenyi/afp

Dass Michael Cuisance ein Fußballspiel lesen kann, hat der 18-jährige Franzose in der vergangenen Saison, seiner ersten bei Borussia und in der Bundesliga, nachgewiesen. Dass er hellseherische Fähigkeiten hat, war bisher nicht bekannt. Doch es scheint so zu sein. „Wir werden Weltmeister“, sagte Cuisance im Mai im Gespräch mit unserer Redaktion. Voilá, es ist so gekommen. Angesichts dieser Weissagung lohnt es sich zu betrachten, was er noch orakelt hat an jenem Tag in einer Loge des Borussia-Parks.

Zum einen, dass er und der Rest der französischen U19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Finnland ebenfalls den Titel holen können. „Ich glaube, dass wir das Turnier gewinnen können“, sagte Cuisance. Die Mission beginnt am Mittwoch um 19.30 Uhr mit dem Spiel gegen die Ukraine in Vaasa, einer westfinnischen Hafenstadt. Eben da sind auch die Spiele gegen die Türkei (Freitag) und England (Montag). Cuisance weiß, wie groß der Titelhunger seines Teams ist. „Es ist die Mannschaft, die bei der U17-EM früh gescheitert ist, darum sind alle richtig heiß darauf, etwas zu zeigen“, sagte er.

Michael Cuisance: Gladbach, Bayern usw. - seine Vita
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Das ist Michael Cuisance

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Im Land des neuen Weltmeisters werden alle schauen auf die Nachfolge-Generation der WM-Helden. Gewinnt Frankreich auch dieses Turnier, wäre es eine erneute Demonstration der Stärke, aber für Experten nicht überraschend. „Die Ausbildung in Frankreich ist sehr gut, die Spieler sind kosmopolitisch, versammeln also verschiedene Stile in sich, sind gute Fußballer und sehr athletisch und physisch“, sagt Borussias Manager Max Eberl, der kürzlich den Vertrag mit dem hochbegabten Cuisance bis 2023 verlängert hat und in Alassane Plea schon den nächsten Franzosen geholt hat.

Ein Kraftprotz ist Cuisance indes nicht, er steht eher in der Tradition des klassischen französischen Champagner-Fußballs: Er ist ein eleganter Kicker, ein wenig verspielt noch, aber sehr selbstbewusst. Er weiß, was er will und wie er es bekommt. Er könne der Beste sein, wenn er hart genug dafür arbeite, hat sein Vater ihm gesagt. Es ist die Maxime des jungen Borussen. Als es in der vergangenen Saison wegen der vielen Verletzten Vakanzen gab, nutzte er seine Chance. 24 Ligaspiele plus zwei im Pokal, das ist ein starker Wert. Borussias Fans wählten ihn zum „Spieler der Saison“.

Cuisance mag das Risiko, das macht ihn aus. Trainer Dieter Hecking hat beteuert, dass „Mika seinen Wahnsinn weiter ausleben darf“. Im 4-3-3-System, an dem Hecking gerade tüftelt, wäre Cuisance einer der beiden Achter und damit näher an seinem Ziel: „Ich will auch Tore machen“, sagte er. Das war der einzige Makel seiner ersten Saison als Borusse: die Torlosigkeit. Zwei Treffer hat er vorbereitet, so viele wie in Frankreichs U19. Da hat er schon getroffen. Das war gleich in seinem ersten Spiel, beim 7:0 gegen Andorra am 8. November 2017.

Dass er während der EM seine Quote aufstocken will, ist klar. Und auch, dass er möglichst bis zum 29. Juli in Finnland bleiben will, bis zum Final-Tag. Es ist zugleich der letzte Tag des Trainingslagers der Borussen am Tegernsee. Dort hat sich Cuisance vor einem Jahr bestens vorbereitet auf seine Gladbach-Zeit, jetzt kommt er als Späteinsteiger in die Saison. Zwar wird er wohl am 2. August, wenn beim sogenannten Media-Day das neue Mannschaftsfoto geschossen wird, zurückkommen, doch verpasst er einen guten Teil der Vorbereitung.

So etwas kann suboptimal sein. Die Konkurrenz an spielfreudigen Mittelfeldmännern ist groß: Denis Zakaria, Florian Neuhaus, Laszlo Bénes, Jonas Hofmann haben nun erstmal die Gelegenheit, sich zu positionieren. „Mika hat sich toll entwickelt. Jetzt steht der nächste wichtige Schritt an, es wird eine neue Situation für ihn, er ist kein No-Name-Spieler mehr“, sagte Eberl. Heißt: Die Bundesliga kennt Cuisance nun, der Überraschungseffekt ist weg. Und es gibt Erwartungen, hohe Erwartungen sogar. Cuisance, ganz Franzose, bleibt gelassen. Er weiß, dass die zweite Saison für ihn eine vielleicht größere Herausforderung wird als die erste. Doch er weiß auch, was er kann. „Ich versuche einfach, besser zu sein als die anderen, dann spiele ich auch“, sagte er. Eine Prognose, mit der er nicht falsch liegen dürfte.

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