Borussias Sechser mit starker Bilanz Weigls Abwesenheit führt seine Bedeutung vor Augen

Mönchengladbach · Wie wichtig Julian Weigl für Borussias Fußball ist, lässt sich oft schwer greifen. Doch nicht zuletzt gegen Bremen wurde es deutlich. Ohne eigenes Zutun sammelt der verletzte Sechser gerade Argumente in eigener Sache. In einer Statistik übertreffen Weigl nur noch zwei seiner Kollegen.

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Foto: dpa/Tom Weller

Daniel Farke sprach nach dem 2:2 gegen Werder Bremen anonymisiert über „unseren Sechser“ und „unseren zweiten Sechser“. Manu Koné und Florian Neuhaus hatten ihre Rolle beim Gegentor in der 89. Minute ziemlich naiv ausgefüllt und damit die Fehlerkette angeführt, die beim schlecht verteidigten Bremer Doppelpass und Jonas Omlins suboptimaler Positionierung im Tor endete. Christoph Kramer, der derzeit einzig fitte echte Sechser, stand ausnahmsweise in einer Dreierkette buchstäblich im Mittelpunkt. Und so fragte sich manch ein Beobachter nach dem Spiel, ob Julian Weigl in der Schlussphase wohl dafür gesorgt hätte, die Führung über die Runden zu bringen.

Die Bedeutung des Leihspielers von Benfica Lissabon war über Monate nicht leicht zu greifen, Weigl ist einer, den die Statistiken meist zu schlecht wegkommen lassen, der seine Rolle oft erklären muss, um für sich zu werben. „Im Ballbesitz geht es um meine Ruhe am Ball und das Gefühl für den Rhythmus eines Spiels. Gegen den Ball versuche ich viel zuzulaufen und aus der Zentrale heraus für Ordnung zu sorgen“, sagte er in einem „Kicker“-Interview.

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Eine andere Möglichkeit, Weigls Wert für Borussia zu erkennen, hat sich unfreiwillig ergeben. Zunächst musste er bei Hertha BSC eine Gelbsperre absitzen, eine Woche später gegen den FC Bayern wurde er nur eingewechselt, weil ein Magen-Darm-Infekt ihn strapaziert hatte. Kurz vor Schluss zog sich Weigl beim Stand von 3:1 gegen die Bayern dann einen Anriss des Syndesmosebandes im Fuß zu. In den 537 Spielminuten, die Weigl seit seinem Startelf-Debüt für Borussia Mitte September nun verpasst hat, kassierte die Mannschaft 15 Gegentore, alle 37 Minuten eins, und traf selbst nur fünfmal, alle 107 Minuten. Es gab nur den Sieg gegen Bayern, an dem er in einer entscheidenden Phase mitwirkte, zum Beispiel in einer Ballbesitzsequenz über 195 Sekunden.

In einer Statistik, die sich beim Eishockey, wo pausenlos durchgewechselt wird, etabliert hat, die im Fußball aber nie richtig angekommen ist, belegt Weigl bei Borussia mittlerweile den dritten Platz. Er hat bei „fbref.com“ eine Plus-Minus-Bilanz von +1,02, das heißt: Die Tordifferenz mit ihm ist im Schnitt ein Tor besser als ohne ihn. 20 Borussia-Profis kommen auf mindestens 300 Einsatzminuten in dieser Bundesliga-Saison, zehn haben eine positive, zehn eine negative Bilanz. Besser als Weigl stehen nur Ramy Bensebaini (+1,82) und Joe Scally (+1,86) da.

In den 366 Minuten, die Scally verpasst hat, beträgt das Torverhältnis 4:11. Das ist exakt die Ausbeute seines Konkurrenten Stefan Lainer um die Position hinten rechts. Der Österreicher steckt mit einem Wert von -1,9 tief in den roten Zahlen. Gleiches gilt für Ersatzkeeper Tobias Sippel (-1,39), der erst bei einem Sieg das Tor hütete, und mit leichten Abstrichen für Manu Koné (-0,81), der insgesamt allerdings erst 151 Minuten verpasste.

Etwas schmerzen dürfte Borussia der Mann mit der viertbesten Plus-Minus-Bilanz: Mit Yann Sommer war die Tordifferenz im Schnitt um 0,93 Tore besser als ohne ihn. Marcus Thurams Wert von +0,62 kann sich genauso sehen lassen wie Lars Stindls von +0,37. Von allen eingesetzten Spielern, unabhängig von ihrer Einsatzzeit, haben in absoluten Zahlen nur fünf eine positive Tordifferenz: Jan Olschowsky liegt bei +1, Scally und Bensebaini bei +3. Neben Sommer kommt nur einer auf +4 – Julian Weigl. Und anders als der neue Bayern-Keeper kann Weigl die Bilanz noch ausbauen.

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Foto: IMAGO/Patrick Ahlborn

Leichte Laufeinheiten absolviert der 27-Jährige bereits wieder, Farke traut ihm in der Woche nach dem Derby (2. April, 15.30 Uhr) die Rückkehr ins Mannschaftstraining zu. Wie sehr Borussia ihn benötigt für einen guten Endspurt, ist in seiner Abwesenheit deutlich geworden, nicht zuletzt gegen Bremen. So sammelt Weigl ohne eigenes Zutun Argumente für eine feste Verpflichtung.

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