Borussia Mönchengladbach "Wenn ich treffe, stehen die Fans wieder hinter mir"

Mönchengladbach · Seit neun Spielen hat Borussia Mönchengladbach nicht gewonnen. Selbst Trainer Lucien Favre spricht mittlerweile von seiner ersten Krise seit seinem Amtsbeginn im Rheinland.

Bundesliga 13/14: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg
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Als Max Kruse bei Borussia Mönchengladbachs 1:2 gegen den FC Augsburg ausgewechselt wurde, gab es Applaus. Doch wohl gemeint war die Klatscherei der Fans nicht, sondern eher ein höhnischer Kommentar. "Natürlich bekommt man das mit", gestand Kruse. Doch er versicherte, dass ihn das nicht umwerfe. "Wir haben viermal in Folge eine Führung abgegeben, haben neun Spiele nicht gewonnen— da kann ich das verstehen. Aber ich weiß, was ich kann. Wenn ich wieder treffe, stehen die Fans wieder hinter mir. Es liegt also auch an mir", sagte Kruse.

855 Minuten ist der Stürmer torlos. Zuletzt traf er am 7. Dezember zum 2:1 gegen Schalke — es war zugleich der letzte Sieg der Borussen. Kruse war in der Hinrunde bester Scorer der Bundesliga, der Darling aller Gladbacher und federführend daran beteiligt, dass sein Team als Dritter in die Winterpause ging. Nun ist er in der Krise — und Kruses Krise ist auch die der Gladbacher. Für Kruse persönlich hat das Folgen, aber auch für seinen Arbeitgeber. Kruse wurde zuletzt nicht für das Spiel des Nationalteams nominiert, er gehört wohl zu den Spielern, denen Bundestrainer Löw volle Konzentration mit Blick auf die Weltmeisterschaft angeraten hat. Offiziell lässt Kruse so etwas nicht an sich ran, doch innen drin, da wird er mit sich hadern.

Das tun indes alle Borussen mit ihrer aktuellen Situation. "Es ist meine erste Krise hier", gestand Trainer Lucien Favre. Der Trainer wirkt derzeit etwas ratlos. Seine Ideen fruchten nicht richtig — und selbst Erfolgserlebnisse wie schnelle Tore geben dem Team kein langfristiges Selbstvertrauen. "Führungen sind für uns kontraproduktiv, so pervers das klingt", sagte Sportdirektor Max Eberl. "Am Anfang haben wir gezeigt, dass wir gut Fußballspielen können. Dann hat uns das Gegentor viel zu sehr verunsichert", gestand Kruse. Tony Jantschke diagnostizierte "ein Kopfproblem".

Bundesliga 13/14, Gladbach - Augsburg: Einzelkritik
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Die Borussen befinden sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale, der Traum von Europa könnte zum Trauma werden. "Es geht schnell, dass man alles verspielt", mahnte Kapitän Filip Daems. Gegen Augsburg brachen die Gladbacher nach der starken ersten Halbzeit, in der Torschütze Raffael (zwölfter Saisontreffer) herausragte, total ein. Nach der Pause war es ein umständliches, unorganisiertes Werkeln, struktur- und ideenlos, statt Ballbesitz gab es Ballverluste. "Wir wollten unbedingt den Sieg, hätten geduldiger sein müssen", monierte Favre. "Die Niederlage war hoch verdient", fasste Kruse zusammen. Es gab Unmutsäußerungen der Fans, die Borussen verspielen derzeit nicht nur Punkte, sondern auch ihren Kredit bei den Anhängern.

Es gilt nun, Zeichen zu setzen. Das könnte die Verlängerung von Favres Vertrag sein, die in den kommenden Tagen fix gemacht werden könnte. Favre muss derweil seine Borussen auf gewisse Weise neu erfinden. Das System greift nicht, vielleicht muss er personell wagemutiger sein. Er könnte Kruse — vor dem Tor glücklos — mal auf die linke Seite ziehen, und Peniel Mlapa ins Zentrum beordern — das wäre eine Denkoption, um neue Impulse zu setzen. Samstag spielt Borussia in Dortmund. Möglich, dass Favre dort seinen Ansatz modifiziert. "Arbeiten, viel, viel arbeiten" müsse Borussia, Favre will auch Gespräche führen, um die Köpfe seiner Spieler aufzuräumen.

"Wir werden uns so vorbereiten, um drei Punkte zu holen", versicherte Kruse. Reichlich Fans befürchten jedoch ein erneutes Debakel beim BVB, wie vergangene Saison als es ein 0:5 gab. Max Kruse und die anderen Borussen müssen sich das Vertrauen ihrer Anhänger wieder verdienen — und auch den Applaus. Der wird dann auch nicht mehr höhnisch ausfallen.

(RP)
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