Borussia empfängt Ex-Stürmer und Werder Bremen Krise gegen Kruse
Mönchengladbach · Zwei Jahre spielte der Stürmer Max Kruse für Gladbach, mit ihm schaffte Borussia die Champions-League-Qualifikation. Nun kommt er als der große Leader von Werder Bremen zurück in den Borussia-Park.
Die Bilanz von Max Kruse ist zum Fürchten für die Gegner. Zumal für ein Team, das zuletzt nicht mit einem übergroßen Selbstvertrauen unterwegs war wie Borussia Mönchengladbach, das am Sonntag (18 Uhr) Kruses Arbeitgeber Werder Bremen empfängt. Sechs Tore und vier Assists hat der Stürmer in den vergangenen fünf Spielen produziert. Beim 2:0 der Bremer im Pokalspiel auf Schalke hat er nicht getroffen. Doch er hat allein durch seine Präsenz dazu beigetragen, dass Werder ins Halbfinale einzog.
„Max ist ein echter Leader“, sagt Yann Sommer, Gladbachs Torhüter, über Kruse, mit dem er in der Saison 2014/15 bei Borussia zusammenspielte. „Er hat ein gutes Gespür dafür, in welche Räume er gehen muss, und weiß, wie man die Mannschaft steuern muss. Einen solchen Spieler aus dem Spiel zu nehmen, das ist immer wieder eine große Herausforderung.“

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Weil die Borussen wackeln, die aufstrebenden Bremer hingegen einen haben, der mit aller Entschlossenheit unterwegs ist, und zudem in Gladbach 2015 mit dafür sorgte, dass Borussia als Tabellendritter erstmals in die Champions League einzog, lässt sich etwas flapsig formulieren: Krise gegen Kruse.
Während Bremen Kruse feiert, gibt es am Niederrhein eine „Schweinehund-Debatte“. Auf die will sich Manager Max Eberl aber nicht einlassen. „Schweinehund wird immer mit Charakter zusammengebracht. Das hat nichts miteinander zu tun. Wir hatten hier einen Dante, einen Martin Stranzl, einen Granit Xhaka oder einen Max Kruse. Das waren definitiv keine einfachen Charaktere. Sie haben aber dem Team gut getan. Darum geht es. Dass Charakterköpfe schwer zu finden sind, ist so. Aber als es gut lief, habe ich nichts davon gelesen, dass uns solche Spieler fehlen. Jetzt, da es nicht läuft, kommt das wieder hoch. Das ist mir zu einfach“, sagt er.
Kruse macht indes in Bremen vor, dass Erfolg auch eine Typ-Frage sein kann. „Die Zeit“ stellte jüngst fest, er sei „der letzte Filou“ im deutschen Fußball. Der Autor stieg mit Kruse in dessen Edelkarosse amerikanischer Bauart. 700 PS stark ist der Wagen, und in etwa so ist derzeit Kruse auf dem Rasen unterwegs: auf der Überholspur.
So war es auch von 2013 bis 2015 in Gladbach. „Er ist im Kopf eigen, aber ein toller Kicker. Mir war klar, dass er seinen Weg weiter machen wird. Bei Wolfsburg hat es nicht so gut geklappt, aber dass er jetzt zu seiner Form zurückgefunden hat, ist ein entscheidender Faktor dafür, dass Bremen aktuell so erfolgreich ist“, sagt Eberl über Kruse, der sich 2015 nach Wolfsburg wechselte.
Kruse ist Kapitän in Bremen und zu seiner Rolle gehört, die anderen zu pushen, wenn nötig auch mal über das Maximum hinaus. Was den Pokal angeht, ist ihm das Halbfinale nicht genug. Er will ins Finale nach Berlin, um dort mit Werder „zu neuen, glorreichen Zeiten“ aufzubrechen. Bestenfalls mit einem Europapokal-Platz in der Liga im Gepäck. Den nächsten Schritt dahin, will er mit Werder in Gladbach tun.
Borussia verließ er 2015 nach der Europa-Qualifikation. Möglich, dass es auch in Bremen so sein wird. Sein Vertrag endet im Sommer. Einer, der die Gegner das Fürchten lehrt, ist interessant für viele Klubs. „Vielleicht“ auch für Borussia, wie Eberl auf Nachfrage sagte. Was Werder angeht, wird spekuliert, dass die Erlaubnis, im Sommer an der Poker-Weltserie in Las Vegas teilnehmen zu dürfen, ein Bonbon ist, um ihn an der Weser zu halten. Doch Kruse ist unberechenbar. Das macht ihn aus.