To-Do-Liste bei Borussia Eberls Personal-Aufgaben - und wie sie gelöst werden könnten

Analyse | Mönchengladbach · Selten hatte Borussias Manager so viele wegweisende Aufgaben. Max Eberl mag zwar Druck haben, aber er hat bei vielen Dingen die Zeit auf seiner Seite. Wir zeigen, was er bis zur neuen Saison abarbeiten muss - und welche Fallstricke es gibt.

Max Eberl steht vor vielen Herausforderungen mit Borussia Mönchengladbach, die meisten davon sind hochspannend.

Max Eberl steht vor vielen Herausforderungen mit Borussia Mönchengladbach, die meisten davon sind hochspannend.

Foto: imago images/Martin Hoffmann/Martin Hoffmann Berliner Str.31 via www.imago-images.de

Trainersuche Mit der Wahl des neuen Trainers stehen und fallen auch zahlreiche Spieler-Entscheidungen. Die wichtigsten Fragen: Wann ist es so weit? Wie groß ist der Name des Nachfolgers von Marco Rose? Welchen Stil verkörpert er? Und: Welchen Weg präferiert die sportliche Leitung um Max Eberl? Soll die „Aktivität“, die Rose laut Eberl „on top“ zum Bestehenden gebracht hat, nur beibehalten oder gar vertieft werden? Wie groß ist der Faktor Nachhaltigkeit? Sprich, würden Eberl und Borussia noch einmal in Kauf nehmen, wahrscheinlich als Sprungbrett für noch größere Aufgaben herzuhalten?

Die drei Trainer nach Lucien Favre blieben im Schnitt zwei Jahre. Ist das eine erstrebenswerte Größenordnung oder soll der Neue im besten Fall länger etwas aufbauen? Spannend ist es zweifellos, was Eberl gerade anstellen kann. So viel Zeit, einen Trainer zu finden, hatte er noch nie. Je eher die Entscheidung allerdings fällt, desto schneller kann sich Eberl den anderen Baustellen widmen.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Auslaufende Verträge Mit Kostenpflichtiger Inhalt Lars Stindl, Tony Jantschke und Tobias Sippel hat Borussia frühzeitig verlängert, Oscar Wendt wird nach Schweden zurückkehren. So bleiben noch drei Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen. Nach zwei Startelf-Einsätzen in knapp zwei Jahren neigt sich Ibrahima Traorés Gladbach-Zeit dem Ende zu. Mit dem dritten Keeper Max Grün könnte es weitergehen, das Team um Torwarttrainer Steffen Krebs harmonisiert sehr. Das Leih-Geschäft mit Valentino Lazaro endet. Angesichts dessen, was er bislang in dieser Saison einbringen konnte, dürfte der Preis zu hoch sein.

Leihspieler Laszlo Bénes kam 2019 schon einmal gestärkt von einer Leihe zurück. Beim FC Augsburg spielt er immer, brilliert aber nicht. Der neue Trainer dürfte hier maßgeblich mitbestimmen, ob er mit Bénes plant. Moritz Nicolas hat bei Union Berlin und beim VfL Osnabrück zwei Jahre verloren, in Gladbach sind die Nummer eins und Nummer zwei bis 2023 vergeben, für die U23 ist er inzwischen zu alt. Heißt: Hier könnte eine wegweisende Entscheidung anstehen.

Andreas Poulsen kann sich bei der U21-EM und bei Austria Wien für die Rolle des Bensebaini-Vertreters empfehlen – allerdings ein schwieriges Unterfangen, nachdem er Däne seit fast drei Jahren auf der Stelle tritt. Keanan Bennetts spielt nach einer erneuten Verletzung zwar regelmäßig für Ipswich Town, in der dritten englischen Liga indes. Er wird sich umschauen müssen.

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Die 2022er Denis Zakaria soll ein Vertragsangebot abgelehnt haben. Wenn der Schweizer partout nicht verlängern will, auch nicht mit Ausstiegsklausel, wird er im Sommer gehen. Aussichtsreicher ist die Lage bei Matthias Ginter, für den der neue Trainer und das Abschneiden am Ende eine wichtige Rolle spielen werden.

Bei Patrick Herrmann ist alles entspannter: Er würde verlängern, aber Eberl hat keinen Druck, ging auch bei Stindl und Jantschke ins letzte Vertragsjahr. Für Michael Lang wird es nicht einfacher, einen Abnehmer zu finden. Wird der Rechtsverteidiger sein letztes Vertragsjahr aussitzen? Jordan Beyer strebt nach Informationen unserer Redaktion einen Wechsel an, wenn die Einsatzperspektive fehlt.

Die Klauselspieler Florian Neuhaus ließ bei der Nationalmannschaft aufhorchen: „Ich sehe meine Zukunft nicht so offen, wie vielleicht viele denken“, sagte der Mittelfeldspieler in dieser Woche. Er soll eine Ausstiegsklausel über 40 Millionen Euro besitzen, zwischenzeitlich ging die Tendenz dahin, dass er im Sommer den nächsten Schritt wagen will. Nun wird Neuhaus‘ Aussage vielfach als Statement pro Gladbach gewertet. So oder so: Ihn von einem Verbleib zu überzeugen, ist eine der wichtigsten Aufgaben von Eberl.

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Auch Marcus Thuram soll im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme gehen können. Noch mehr als bei Neuhaus dürfte es auf die Wahl des neuen Trainers ankommen und die sportliche Perspektive in der nächsten Saison. „Bei uns können sie sich auf einem hohen Niveau stabilisieren“, sagte Eberl der „Sport Bild“ über seine beiden Klauselspieler.

Neueinkäufe Kouadio Koné kommt im Sommer vom FC Toulouse. Der dann 20-Jährige dürfte bereits der Zakaria-Ersatz sein. Bleibt Neuhaus, wäre der Nationalspieler mit Christoph Kramer erste Wahl im defensiven Mittelfeld und Koné der Herausforderer. Kommt Bénes wirklich zurück und erliegt Jonas Hofmann, der auch zentral spielen kann, nicht Offerten aus dem Ausland, stünde dieser Mannschaftsteil. Den Kaderplatz von Traoré könnte Eberl mit einem Dribbler nachbesetzen. Ginge Thuram, wäre in der Hinsicht erst Recht Bedarf.

Definitiv Gedanken machen muss sich der Manager um die Linksverteidiger-Position. Bensebaini soll nach Informationen unserer Redaktion unbedingt bleiben, aber er benötigt einen Back-up. Mit einem Linksfuß, der sowohl außen als auch innen spielen kann, wären anderthalb Baustellen auf einmal abgearbeitet. Im Sturm würde erst ein Abgang von Alassane Plea Bewegung reinbringen, sonst bleibt der Franzose erste Wahl.

Ein Punkt, den Eberl bei seinen Einkäufen unbedingt im Auge behalten muss und was er mit Koné schon getan hat: Borussia stellt inzwischen die fünftälteste Mannschaft der Liga, Konkurrenten sind im Schnitt zwei Jahre (RB Leipzig) oder anderthalb Jahre (Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund) jünger. Dass Namen wie der griechische Offensivmann Christos Tzolis (19 Jahre, 48 Spiele und 27 Scorerpunkte für Paok Saloniki) kursieren, deutet von daher in die richtige Richtung.

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