Borussias Manager über die Corona-Auswirkungen Warum sich Max Eberl künftig auch einen Spielertausch vorstellen kann

Mönchengladbach · Im Fachmagazin „Kicker" hat Borussias Manager Max Eberl über die Kaderplanung im Zeichen der Pandemie-Einbußen gesprochen. Und er hat gesagt, welche Auswirkungen das für die Gladbacher hat.

 Borussias Manager Max Eberl.

Borussias Manager Max Eberl.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Max Eberl ist seit dem 19. Oktober 2008 Borussias Sportdirektor. Er hat seitdem eine Zeitenwende im Klub mitinitiiert, indem er für Borussia eine klare sportliche Identität entworfen hat. Die ist für ihn immer auch der Maßstab für sein Handeln, Eberl spricht gern von „Leitplanken“ innerhalb derer er agiert. Auch seine Transferpolitik ist, natürlich, daran ausgerichtet. Immer wieder aber musste Eberl Anpassungen vornehmen – und sich selbst anpassen. Zum Beispiel, was das Thema Geduld angeht. War er früher immer flott fertig mit dem Kader, so dauert es inzwischen immer länger, bis er einen Haken an eine neue Borussia machen kann.

Zudem gibt es immer wieder neue Trends, die er bestenfalls vorausahnt. So profitierte er eine Zeit lang immer wieder von Ausstiegsklauseln, die Spieler hatten, das war bei Max Kruse oder Lars Stindl der Fall. Generell arbeitet Eberl nach dem Prinzip Wiedervorlage: Hat er einen Spieler auf dem Zettel, bleibt er da, auch wenn er erstmal einen anderen Weg geht, siehe Matthias Ginter.

Was Eberl lange nicht mochte, waren Leihgeschäfte. Dann aber nutzte er sie immer mehr, um so Spieler, die zunächst mal zu teuer waren, von Borussia zu überzeugen und ihre Qualität zu nutzen, um sportlich weiterzukommen und entsprechend mehr finanzielle Möglichkeiten zu haben. Wie bei Thorgan Hazard.

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Foto: AFP/TOBIAS SCHWARZ

Leihen sind aber kein Wertsteigerungsansatz, wenn sie nicht, wie bei Hannes Wolf durch eine Kaufverpflichtung langfristiger angelegt sind. Bei Valentino Lazaro, der von Inter Mailand geliehen wurde, zeigt sich die Krux eines solchen Geschäfts: Der Österreicher war zweimal verletzt, daher ging von dem Leih-Jahr viel Zeit verloren. „Leihen helfen kurzfristig. Die Kosten sind vergleichsweise überschaubar und das Risiko geringer. Aber es ist nicht der Ansatz, um nachhaltig Kaderpolitik zu betreiben und damit auch Geld zu verdienen“, sagte Eberl nun im Interview mit dem Fachmagazin „Kicker“.

Geld, das er braucht, um den Kader immer wieder neu zu akzentuieren und weiterzuentwickeln. Spieler wie Marco Reus, Granit Xhaka, Hazard oder jetzt Denis Zakaria sowie Florian Neuhaus und Marcus Thuram helfen über zwei bis vier Jahre sportlich weiter und bringen dann viel Geld. Der Klub profitiert sportlich und wirtschaftlich davon.

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In Sachen Wintereinkäufe war Eberl eher skeptisch. Der Versuch, mit dem Franzosen Timothée Kolodziejczak einen Führungsspieler im Winter zu holen, ging 2017 daneben. Weswegen die Borussen fortan im Winter kaum agierten. 2020 aber merkten sie, dass einige angedachte Sommertransfers plötzlich im Winter zuvor vom Markt gekauft wurden, zum Beispiel Edmond Tapsoba, den sich Bayer Leverkusen abgriff. Man dachte um und kaufte Kouadio Koné vom FC Toulouse im Januar zu, um ihn dann nochmal an den französischen Klub auszuleihen.

Dass Eigengewächse in Borussias Planungen eine Rolle spielen, ist in der Klub-DNA verankert. Doch die höheren sportlichen Anforderungen haben den Weg in den Kader erschwert. „In den vergangenen Jahren hatten wir einen Kader entwickelt, der es Talenten schwer gemacht hat, richtig Fuß zu fassen in der Bundesliga“, gesteht Eberl. In den vergangenen Jahren hat es nur Jordan Beyer geschafft, über sein Debüt hinaus auf einige Profispiele zu kommen.

Die Folgen der Corona-Krise werden nun den Transfermarkt und seine Befindlichkeiten nochmal verändern. Vor allem eines gilt: „Die Zeiten, in denen der Honig von den Bäumen floss, diese zehn Jahre, die sind vorbei. Jetzt heißt es wieder einen Schritt zurück“, sagte Eberl dem „Kicker“.

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Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Für immer mehr Profis heißt das: Es wird schwerer, einen neuen Klub zu finden. „Es wird mehr arbeitslose Spieler geben“, befürchtet Eberl daher. Die Ex-Borussen Raffael, Fabian Johnson und Julian Korb sind seit einem Jahr vereinslos, nun „wechseln“ Ibo Traoré und Julio Villalba zunächst mal auch in diesen Status.

Für Eberls Arbeit in Gladbach bedeutet die neue monetäre Situation vor allem: Es ist weniger Geld da. Zwar ist Borussias Grundsatz von jeher, nur auszugeben, was eingenommen wird, doch nun gibt es nicht nur weniger Einnahmen, sondern auch „Corona-Löcher“ zu stopfen. Die Folge: „Wir reduzieren das Gehaltsbudget. Das kann auf zwei Wegen geschehen: kleinerer Kader oder weniger Geld für alle. Wir in Gladbach werden den Kader verschlanken und dafür mehr eigene Talente einbauen“, sagte Eberl.

Auf Eigengewächse zu setzen, gehört zur Klub DNA, soll nun aber wieder konsequenter betrieben werden. „Wir werden vier, fünf spannende Talente dazu nehmen“, kündigte Eberl an. Wer genau gemeint ist, wird im Detail noch geklärt, natürlich auch in Absprache mit dem neuen Trainer Adi Hütter.

Für Hütter hat Eberl 7,5 Millionen Euro Ablöse bezahlt, um ihn aus dem Vertrag in Frankfurt herauszukaufen. Für Eberl gerade in Zeiten wie diesen extrem gut investiertes Geld. „Gute Trainer entscheiden, wie gut die Entwicklung deines Vereins ist. Eher verzichte ich auf einen Spieler und leiste mir dafür meinen Wunschtrainer“, sagte Eberl.

Zudem dürfte es weitere kreative Transfermodelle geben. „Zum Beispiel der Tausch von Spielern. Oder es wird ein Spieler auf ein Tauschgeschäft angerechnet“, sagte Eberl. Zuletzt war über ein solches Modell mit Blick auf einen Tausch von Denis Zakaria und Granit Xhaka spekuliert worden. Unabhängig von den Namen: Man darf in der Corona-Transferwelt nichts ausschließen.

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