Hecking will Borussia schneller machen Die ersten 37 Minuten einer neuen Zeitrechnung

Mönchengladbach · Matthias Ginter und Nico Elvedi sollen in der nächsten Saison das Innenverteidiger-Duo bilden – so wie anfangs gegen den FC Ingolstadt, bis der Schweizer angeschlagen raus musste. Trainer Dieter Hecking will Borussia schneller machen – auch in der Defensive.

 Matthias Ginter spielte gegen Ingolstadt erstmals in dieser Vorbereitung. Nur 37 Minuten war Nico Elvedi an seiner Seite.

Matthias Ginter spielte gegen Ingolstadt erstmals in dieser Vorbereitung. Nur 37 Minuten war Nico Elvedi an seiner Seite.

Foto: Dirk Päffgen

Das erste Mal dauerte nur 37 Minuten. Dann zwickte die Patellasehne im Knie von Nico Elvedi. „Wir wollten kein Risiko eingehen und haben ihn deshalb rausgenommen“, sagte Dieter Hecking nach dem 0:1 der Borussen gegen den FC Ingolstadt. Ein wenig ärgerlich war das für den Trainer, schließlich sollen Elvedi und Matthias Ginter in der neuen Saison das primäre Innenverteidiger-Duo sein. Jede Minute Probezeit ist hilfreich, und mehr als 37 Minuten sollten es eigentlich sein am Sonntag in Herzogenaurach.

Doch Elvedi war, wie die anderen WM-Fahrer aus der Schweiz, mit leichten Kniebeschwerden zurückgekehrt aus Russland. Die Schweizer hatten viel Sprungtraining gemacht. Noch einen Ausfall nach Michael Lang und Laszlo Bénes wollte Hecking nicht riskieren. Nach den nun anstehenden zwei freien Tagen sollte Elvedi wieder einsatzbereit sein. Der nächste Test für Ginter/Elvedi dürfte am Samstag beim FC Southampton anstehen.

In den 37 Minuten zeigten Ginter und Elvedi, dass sie sich schon recht gut verstehen. Sie waren eng beisammen und gut koordiniert. „Wir haben ja in der vergangenen Saison einige Male zusammengespielt. Es hat jetzt schon ganz gut geklappt, wir haben wenig zugelassen bis zu Nicos Auswechslung. Jetzt werden wir weiter an der Abstimmung arbeiten“, sagte Ginter. Zunächst in der Viererkette und im letzten Teil der Vorbereitung in der Dreierkette.

Hoch verteidigen, den Gegner anlaufen, konsequent durchdecken, nicht zu weit zurückweichen – das sollen die Merkmale der Torverhinderung sein. Im neuen 4-3-3-System sind die Abläufe anders, nicht nur bei eigenem Ballbesitz, sondern auch, wenn der Gegner am Zug ist. „Mit der Doppel-Acht haben wir nicht nur mehr Optionen in der Offensive, sondern auch gegen den Ball. Wir können vielleicht öfter den Ball in der gegnerischen Hälfte erobern oder den Gegner stören. Das macht es auch der Defensive leichter“, sagte Ginter. Das Spiel soll weiter nach vorn geschoben werden, der Gegner früher attackiert werden, das lindert die Wucht der Angriffe – wenn die Abläufe stimmen. „Ich denke, wir werden uns schnell einspielen“, sagte Elvedi.

Noch gibt es Defizite. „In der Situation wurde eine Unachtsamkeit bestraft“, sagte Hecking zum Gegentor gegen Ingolstadt. Auch gegen Betis Sevilla (3:2) und den FC Augsburg (2:1) gab es klaffende Lücken im Abwehrverbund, die zu Gegentoren führten. So wird die Defensivstruktur Hauptbestandteil des Lehrplans der letzten Wochen der Vorbereitung sein. Ärgerlich ist, dass Michael Lang ausfällt. Der neue Rechtsverteidiger soll in beiden Defensivvarianten eine zentrale Rolle spielen. Allerdings macht der Teenager Jordan Beyer einen guten Job an der Stelle, Mandela Egbo ist veranlagt, aber noch zu unstet, das zeigte sich gegen Ingolstadt. Und, dass Andreas Poulsen hinten links ein Mann mit Ambitionen ist, nicht nur wegen seiner weiten Einwürfe.

Eigengewächs Florian Mayer darf in der Vorbereitung innen vorspielen, doch für den 21-Jährigen ist es ein weiter Weg. Tony Jantschke ist als Backup eingeplant, auch Tobias Strobl ist einer für die innere Sicherheit, soll aber vor allem ein Sechser sein. Deswegen wird es einen externen Neuling geben. Der Portugiese Diogo Leite wird es wohl nicht sein, der FC Porto will mit dem Talent verlängern. Gibt es am Ende den dritten Transfer von Reece Oxford, dem vielseitigen Abwehrmann aus England? Auch der Brasilianer Marlon (FC Barcelona) ist im Fokus.

Was der Neue braucht, ist Geschwindigkeit. Denn Hecking will seine neue Borussia schneller machen. Auch in der Defensive. Darum der Schachzug mit Elvedi. „Wir hätten Nico auch nach innen gezogen, wenn wir Jannik Vestergaard nicht verkauft hätten“, sagte Hecking. Dann aber kam aus Southampton die 25-Millionen-Offerte. „Jannik hat sich gut entwickelt, aber es war sein Wunsch zu wechseln. Wir haben gutes Geld bekommen. Bei dem Transfer haben alle gewonnen“, sagte Hecking. So hat es gegen Ingolstadt beim Thema innere Sicherheit die ersten 37 Minuten einer neuen Zeitrechnung gegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort