Borussias Abwehrchef Ginter denkt nicht, dass der Fußball aus der Corona-Krise lernen wird

Mönchengladbach · Borussias deutscher Nationalspieler Matthias Ginter befürchtet, dass die Menschen nach der Corona-Krise schnell zum Alltag zurückkehren werden. Grund für seine Sorge sind einige Beispiele aus der Vergangenheit.

 Matthias Ginter.

Matthias Ginter.

Foto: dpa/Marius Becker

Matthias Ginter ist aktuell Borussias einziger deutscher Nationalspieler, Trainer Marco Rose hat ihn zu Beginn dieser Saison zum dritten Kapitän gemacht. Auf dem Rasen, aber auch daneben schärft Ginter sein Profil meinungsstarker Führungsspieler. Auch jetzt in der Corona-Krise gibt es von ihm klare Ansagen.

Bei der Sendung „Sport im Dritten“ des Südwestfunk (SWR) wurde der 26-Jährige in einem Video-Interview gefragt, ob die Menschen aus der Corona-Krise etwas lernen würden. Der Weltmeister von 2014 ist da skeptisch, er befürchtet eine schnelle Rückkehr zum Business as usual. „Wenn es wieder um Punkte geht, bezweifele ich, dass man die Hintergedanken beibehält, die wir jetzt in der Corona-Krise gesammelt haben“, sagte Ginter. „Wir wissen doch alle, wie der Fußball tickt.“

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Hintergrund seiner Aussage sind seine Erfahrungen in der Vergangenheit, wenn es um den Umgang des Fußballs mit Problem-Themen ging. „Es ist wichtig, dass wir alles dafür tun sollten, die Gemeinschaft und die Solidarität beizubehalten. Aber nach dem Anschlägen (Anm.d. Redaktion: auf den Teambus von Borussia Dortmund und in Paris während des Länderspiels des DFB-Teams gegen Frankreich) hieß es, es wird alles sicherer. Und vor zehn Jahren mit Robert Enke war der Aufschrei auch groß, vieles müssen sich Umgang ändern. Aber nach ein, zwei Monaten war wieder alles beim Alten“, sagte Ginter. Seine Gesellschaftskritik ist zugleich als Appell gemeint: „Ich hoffe natürlich, dass es jetzt anders wird.“

Ginter absolviert derzeit wie alle Borussen ein individuelles Training und hält sich im „Homeoffice“ fit, um bereit zu sein, wenn wieder gespielt wird. Ginter hat „ein paar Fitnessgeräte“ im heimischen Keller, die er ausgiebig nutzt. Er geht davon aus, dass die Saison auf jeden Fall zu Ende gespielt wird: „Ich denke, dass es so kommen wird.“ Am Dienstag tagen die Klub-Vertreter per Videokonferenz. Die Tendenz ist, dass die derzeit unterbrochene Spielzeit mit Geisterspielen in welchem Modus auch immer wieder aufgenommen werden soll.

Ginter, der beim eigentlich für Dienstag angesetzten Vergleich des DFB-Teams mit Italien wohl sein 30. A-Länderspiel absolviert hätte, hatte neben seinen skeptischen Worten aber auch eine schöne Botschaft für seine knapp 320.000 Follower auf Instagram parat: Er postete ein Foto, dass seine Frau Christina, den am 19. Januar geborenen Sohn Matteo und ihn in inniger Umarmung zeigt. „Immer bei euch“, schrieb er zu dem Bild. Botschaft: die Familie und der Zusammenhalt sind in der Krise wichtig. Ginters Fußnote dazu in seiner Video-Botschaft: Aber eben auch danach.

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