Gladbacher Nationalspieler Ginter ist Borussias feste Nationalelf-Größe

Mönchengladbach · Gegen die Niederlande pausierte der Verteidiger, zuvor stand er aber in allen Länderspielen seit der WM in der Startelf. Nicht zuletzt dank seiner Vielseitigkeit ist er auf dem Weg zum ersten Gladbacher Stammspieler seit über 30 Jahren.

Matthias Ginter (l.) liefert er sich im Nations-League-Spiel in Frankreich ein Laufduell mit Kylian Mbappe (Archivfoto).

Matthias Ginter (l.) liefert er sich im Nations-League-Spiel in Frankreich ein Laufduell mit Kylian Mbappe (Archivfoto).

Foto: AP/Christophe Ena

Diese Sicht auf ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft war Matthias Ginter gar nicht mehr gewohnt. Die gesamte Spielzeit verfolgte der 24-Jährige die Partie am Montag gegen die Niederlande vom Spielfeldrand aus. Das war Borussias Inneverteidiger zuletzt im Sommer während der so enttäuschend verlaufenen Weltmeisterschaft in Russland passiert, seitdem gehörte er – bis zum Montagabend – immer zur Startformation. Und war damit auch ein Gesicht des Neuanfangs in der deutschen Auswahl – in der Ginter derzeit Borussias einzige feste Größe und dabei ist, sich einen Status im Nationalteam zu erarbeiten, den kein Gladbacher seit mehr als 30 Jahren inne hatte.

Fünf Länderspiele in Folge stand Ginter zuletzt in der Startformation, eine längere Serie verzeichnete letztmals Uwe Rahn, der 1985 unter Teamchef Franz Beckenbauer sechsmal in Folge von Beginn an auflief. Dauer­haft durchsetzen konnte sich Rahn aber nicht, das schafften im Grunde nur die Borussen der goldenen Siebziger, Berti Vogts, Rainer Bonhof, Hacki Wimmer, Jupp Heynckes und Günter Netzer, sowie in Ansätzen noch Lothar Matthäus in den Jahren 1982 bis 1984. Doch danach?

Michael Frontzeck und Marcell Jansen waren in ihren Gladbacher Jahren noch jung und links hinten keine Dauerlösungen. Oliver Neuville war beim Sommermärchen 2006 zwar Stammkraft, nur eben stets von der Bank aus. Christoph Kramer nahm kurzfristig den Schwung des WM-Titels 2014 mit und hatte danach noch einige Einsätze von Beginn an. Und Lars Stindl gehörte zumindest zum Kern des siegreichen Confed-Cup-Teams.

Borussias Kapitän, der das Länderspieljahr 2018 verletzungsbedingt fast komplett verpasste, könnte nun wieder ein Kandidat für Bundestrainer Joachim Löw werden, zudem in Zukunft vielleicht Jonas Hofmann und Florian Neuhaus. Die besten Chancen aus Gladbacher Sicht hat indes Ginter.

Bei zwei Weltmeisterschaften war der Abwehrspieler bereits dabei, er gewann olympisches Silber in Rio 2016 und den Confed-Cup in Russland 2017. Doch lange hatte Ginter unter Löw den Status des Ergänzungsspielers: 50-mal wurde er vom Bundestrainer bereits zu einem Länderspiel berufen, 27-mal blieb er auf der Bank.

Doch nach dem Vorrunden-Aus bei der WM hat sich Ginter gemeinsam mit Bayerns Niklas Süle oder Antonio Rüdiger vom FC Chelsea zur ernsthaften Konkurrenz für die Münchener Stammverteidiger Mats Hummels und Jerome Boateng entwickelt. Der Gladbacher punktet dabei vor allem mit seiner Vielseitigkeit.

Ob als Rechts- oder Innenverteidiger in der Viererkette oder als rechter Part einer Dreierkette – der 24-Jährige überzeugt den Bundestrainer durch seine Verlässlichkeit und Stabilität. Dass Ginter seinem Job als Fußballprofi sehr gewissenhaft nachgeht und bislang von Verletzungen verschont geblieben ist, spricht ebenfalls für ihn. Während Ginter in Gladbach als Innenverteidiger gesetzt ist, macht ihm der Positionswechsel in der deutschen Auswahl nichts aus. Die Unterschiede seien zwischen den einzelnen Positionen in der Abwehr nicht so groß, sagt Ginter dazu.

Matthias Ginter: Ex-Gladbach-Profi vom SC Freiburg im Porträt
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Das ist Matthias Ginter

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Foto: dpa/Tom Weller

Zusätzlich kommt ihm zugute, dass er bei Borussia zum Führungsspieler gereift ist. „Matthias macht es überragend. Er ist noch jung, aber als Persönlichkeit schon sehr gereift. Er ist aus unserer Mannschaft nicht wegzudenken“, lobte Trainer Dieter Hecking unlängst seinen Abwehrchef, der zudem torgefährlich ist.

Im Nationalteam hat es bislang noch nicht geklappt mit einem Treffer, auch wenn er zuletzt mehrmals nah dran war. In der Bundesliga hat Ginter aber bereits sechsmal für Borussia getroffen. Das erste Tor gelang ihm am 30. September 2017 beim 2:1 gegen Hannover 96 – dem nächsten Gegner am Sonntag. Dann steht für Ginter wieder die Liga im Fokus. Das schwache deutsche Länderspieljahr, dass für ihn persönlich eine erfreuliche Wende nahm, ist abgehakt.

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