Borussias Ex-Kapitän Martin Stranzl schwärmt von seiner Zeit in Gladbach

Mönchengladbach · Borussias Ex-Kapitän Martin Stranzl meldet sich mal wieder zu Wort. Der Österreicher spielte in der Rettungs- und Aufschwungsgeschichte Borussias eine wesentliche Rolle.

 Klare Ansagen: Martin Stranzl war der Prototyp eines Chefs.

Klare Ansagen: Martin Stranzl war der Prototyp eines Chefs.

Foto: imago sportfotodienst

Martin Stranzls Wort hatte Gewicht in der Kabine der Borussen. Noch heute wird sein Name von denen, die ihn kennen aus der gemeinsamen Zeit im Gladbacher Team, mit viel Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen. Stranzl war der Prototyp eines Chefs – und als solcher entscheidend an der Relegationsrettung 2011 und dem folgenden Aufschwung zu einem Top-Team der Bundesliga beteiligt.

Nicht mal eine Million Euro gab Borussia im Januar 2011 für den knorrigen Burgenländer aus, der in jener Zeit bei Spartak Moskau spielte. Borussia war in ärgster Not nach einer katastrophalen Hinrunde und brauchte Männer, die anpacken können auf dem Platz. Stranzl war neben Mike Hanke und Havard Nordtveit sowie später dem neuen Trainer Lucien Favre der Notfallplan für den Abstiegskampf. Und der ging auf.

145 Spiele machte Stranzl für Gladbach und schoss dabei zehn Tore. Vor allem aber war er dazu da, Tore zu verhindern. Das tat er ohne Rücksicht auf sich und andere, bei großen Siegen wie dem 2:0 beim FC Bayern 2015 war er buchstäblich der Turm in der Schlacht, zwischenzeitlich hatte Gladbach die beste Abwehr Europas. Die Defensive anzuleiten als Abwehrchef, das tat Stranzl stets mit klaren Worten, auch wenn sie mal unangenehm waren.

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Wie „stindln“ (nach Kapitän Lars Stindl) für eine gewisse Spielkultur bei Borussia steht, steht „stranzln“ für einen kritisch-fordernden Umgang mit den Dingen: Stranzl war gerade nach Erfolgen einer, der Probleme ansprach, um die Sinne zu schärfen. Das Granteln hatte bei ihm Methode.

Dass es mit Borussia und ihm so gut passte, lag vielleicht auch daran, dass er am 22. Mai 2004 das emotionale letzte Spiel auf dem Bökelberg live miterlebte – als Spieler des TSV 1860 München, der an diesem Tag abstieg.

Vor allem aber war es der richtige Zeitpunkt, an dem er und Borussia 2011 zusammen kamen. Im Gespräch mit dem „Fohlenecho“, das in Auszügen auf der Homepage des Klubs veröffentlicht wurde, sagte er nun, dass er der Aufgabe in Gladbach vielleicht noch nicht gewachsen gewesen wäre, wäre er „zwei oder drei Jahre früher zu Borussia gekommen“.

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Als er aber kam, war er als Fußballer-Persönlichkeit voll ausgereift und half mit, dass Borussia nicht nur nicht abstieg, sondern sich seither in der oberen Tabellenhälfte etabliert hat. „Das ist meine persönliche Meisterschaft“, sagte Stranzl, 40, dem Fohlenecho“ und schwärmt regelrecht von seiner Gladbach-Ära: „Es war einfach eine geile Zeit.“

Vor fünf Jahren war diese vorbei. Stranzl war danach Spielerberater, Co-Trainer der Gladbacher U19 und Assistent von Andreas Herzog in Israels Nationalteam. Aktuell ist er „nur“ Trainer der U14 seines Heimat-Klubs SV Güssing. Der Profi-Fußball ist weit weg für ihn. „Wir wollten raus aus dieser Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft. Klar, wir sind zum Glück auch in der Lage, uns das leisten zu können. Aber ich will den Kindern und der Familie etwas zurückgeben“, sagte Stranzl dem „Fohlenecho“. Der „Boss“ ist „ruhiger geworden“.

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