Analyse der Hinrunde So schaffte es Borussia in die Liga-Spitze

Mönchengladbach · Nach einer tollen Bundesliga-Hinrunde belegt Borussia Mönchengladbach Rang zwei – hat aber viel Luft nach oben. Eine bessere Situation kann Marco Rose vor der Rückrunde kaum haben.

Zufrieden, aber noch viel vor: Borussia-Trainer Marco Rose (links) mit seinen Spieler Denis Zakaria und Fabian Johnson.

Zufrieden, aber noch viel vor: Borussia-Trainer Marco Rose (links) mit seinen Spieler Denis Zakaria und Fabian Johnson.

Foto: imago images/Jan Huebner/Jan Huebner/Taeger via www.imago-images.de

Bei der Fahndung nach dem Überraschungsteam der Bundesliga-Hinrunde wird man relativ schnell fündig. Denn mit Borussia Mönchengladbach überwintert eine Mannschaft auf dem zweiten Platz mit 35 Punkten, zwei Zähler hinter Herbstmeister RB Leipzig, der das wohl nur kaum jemand vor der Saison zugetraut hatte. Die Niederrheiner sind damit vor dem Serienmeister Bayern München in der Tabelle positioniert, auch vor Borussia Dortmund, die den Meistertitel als Ziel auserkoren hat.

Nach der abgelaufenen Hinrunde ist auch Gladbach zuzutrauen, dass man das schafft, was der BVB erreichen will. Was die Bayern zum achten Mal in Folge wollen. Was Leipzig zum ersten Mal in der noch jungen Klubgeschichte erreichen will: den Titel holen. Kein Team stand so häufig an der Spitze, nach acht aufeinanderfolgenden Spieltagen war Gladbach Tabellenführer. Erst am 15. Spieltag konnte Leipzig die Borussen nach über zwei Monaten von der Spitze verdrängen.

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„Ich glaube, wir stehen zurecht so weit oben aufgrund der Leistungen, die wir gezeigt haben“, sagt Gladbachs Abwehrchef Matthias Ginter. Er ist einer der Spieler, die in dieser Saison den nächsten Schritt gemacht haben. Er ist auch in der Nationalmannschaft zur Führungsfigur avanciert. Mittelfeldmann Denis Zakaria hat sich während seiner außergewöhnlich guten Hinrunde zum Transferziel von nahezu allen Top-Klubs in Europa gemausert. Und Marcus Thuram, der in der vergangenen Saison mit EA Guingamp noch aus der ersten französischen Liga abgestiegen war, hat mit seinen Leistungen und dem kultigen Eckfahnen-Jubel viele begeistert.

Das Gesicht des Gladbach-Erfolgs ist jedoch der Trainer. Marco Rose übernahm die Borussen im Sommer von Dieter Hecking, obwohl dieser mit Platz fünf in der vergangenen Saison erfolgreich war. Rose kam als „Der Gehypteste“, so nannte ihn Jürgen Klopp vor dem Wechsel von RB Salzburg nach Gladbach. In Österreich wurde Rose zweimal in Folge Meister, er gewann dort den Pokal und international sorgten die Mozartstädter unter seiner Leitung auch für Furore.

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Als Gladbachs Sportdirektor Max Eberl erfuhr, dass sich Rose einen Wechsel vorstellen kann, zögerte er nicht lange und überzeugte ihn. Er sollte den Ballbesitzfußball der Borussen revolutionieren, Wucht, Tempo und Geradlinigkeit sind die neuen Schlagworte. Sie brachten in Salzburg den Erfolg – und auch in Gladbach. „Es war für uns eine sehr gute Hinrunde, nicht nur punktemäßig, sondern auch in der Entwicklung. Wir haben viele Spiele gesehen, die das ausdrücken“, sagt Rose. Aber es gab auch Partien, die zeigten, dass Gladbach noch nicht am Rose-Limit ist. „Wir haben in allen Bereichen Luft nach oben“, predigt der Übungsleiter der Borussen geradezu. Das zeigt seinen Erfolgshunger – der sich auch auf seine Spieler überträgt.

„Wir wollen in der Mannschaft alle an uns arbeiten, damit wir weiter erfolgreich sind. Wir sind alle ambitioniert und ehrgeizig, wir müssen uns neue Lösungen und Wege erarbeiten. Gerade gegen tiefstehende Gegner müssen wir uns noch verbessern“, sagt Ginter. Denn gegen solche hatte Gladbach oft Probleme wie beim letzten Hinrundenspiel bei Hertha BSC, das 0:0 endete. „Da hatten wir kaum zehn Torschüsse, zuvor beim 1:2 in Wolfsburg nur sieben. Wir können nicht immer darauf hoffen, dass drei Chancen reichen. Wir müssen in der Vorbereitung schon ordentlich arbeiten“, sagt Ginter.

Denn die entscheidende Phase der Saison steht erst bevor. In der wird es gerade in der Schlussphase einige Endspiele für Borussia geben, die über den Ausgang der Bundesliga entscheiden. In dieser Spielzeit scheiterte Gladbach aber genau in diesen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals scheiterten die Niederrheiner mit 1:2 in Dortmund, in der Europa League schieden die Borussen aufgrund eines 1:2 gegen Basaksehir FK aus, das Siegtor des türkischen Vizemeisters fiel dabei in der Nachspielzeit. Deswegen steht für die Gladbacher in der Rückrunde nur noch ein Wettbewerb auf dem Programm: die Bundesliga. Der Wettbewerb, in dem es am besten lief. In dem es aber auch Aspekte gibt, die zu verbessern sind. Die Ausgangslage für Borussia könnte also nicht besser sein. Tabellarisch ganz vorn, aber qualitativ noch nicht am Limit – ein Spitzenzweiter mit Luft nach oben.

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