Analyse zu Borussias Aufstellungen Rose kann an der Systemtheorie noch feilen

Mönchengladbach · Bislang zeigte sich Borussia unter Marco Rose enorm flexibel in ihren Aufstellungen und Systemen. Es ist anzunehmen, dass sich das in der Rückrunde ändern wird.

 Borussia-Trainer Marco Rose

Borussia-Trainer Marco Rose

Foto: dpa/Marius Becker

Als fußballerischen Systemtheoretiker darf man Marco Rose nicht missverstehen, die Formation des Teams ist für Borussias Trainer keine Philosophie, sondern ein Mittel zum Zweck. Egal wie er seine Mannschaft auf dem Feld verteilt, es geht vor allem um die Haltung, wie er zu sagen pflegt, darum, dass die Spieler stets mit dem Willen zum Sieg unterwegs sind. Daher hat sich Rose nicht festgelegt auf ein System, sondern die Borussen extrem flexibel gemacht. Der Trainer und sein Stab analysieren den jeweils kommenden Gegner und tüfteln dann die passende taktische Variante für das Spiel aus. So kommt in den bisher 24 Pflichtspielen der Saison ein beachtliches Sammelsurium an taktischen Formeln zusammen: Sechs verschiedene Varianten finden sich, wer wollte, könnte sogar noch ein bisschen mehr unterteilen.

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Indes: Auch Rose ist selbst flexibel. Als er kam, war das Ziel, Borussia im 4-Raute-2 spielen zu lassen. Achtmal war das die Startformation. Doch als es spielerisch knirschte, stellte Rose im Sinne des Teams um auf 4-3-3, das System, das sein Vorgänger Dieter Hecking in der Vorsaison installiert hatte. Sechsmal in der offensiven Variante mit zwei Achtern und viermal in der Variante mit zwei Sechsern startete Borussia. Je einmal gab es ein 3-4-1-2 und ein 4-2-3-1 und viermal das 3-5-2, zuletzt beim 2:0 gegen Paderborn.

„Die Trainer machen sich viele Gedanken, wir wollten mit der Systemumstellung gegen Paderborn Tiefe gewinnen und im Zentrum präsent sein“, erklärte Lars Stindl. Zudem, ergänzte Rose, war die Dreierkette, die defensiv zur Fünferkette wird, und das massive Mittelfeld zur Konter-Absicherung gegen die schnellen Paderborner gedacht. Das Problem: Zu wenig Tempo und zu selten scharfe Pässe gab es, weswegen die Gladbacher vor der Pause nur wenig Chancen hatten. Jedes System ist eben nur so gut, wie es die Spieler interpretieren. Das zeigte sich in den vergangenen Partien gegen die Bayern, Basaksehir, in Wolfsburg und gegen Paderborn, in denen Rose umstellen musste oder es dauerte, bis Borussia ihren Weg fand.

Die systemische Vielfalt will gelernt sein – zumal bei den Borussen, die bei Lucien Favre immer, dafür aber bis in den winzigsten Winkel ausgeklügelt, das flache 4-4-2 spielten. Rose hat den Vorteil, dass der Kader dank der Arbeit mit verschiedenen Trainern verschiedene Systeme hergibt und die nutzt er aus. Dass es zuweilen hakte, ist erklärbar: Da wurden die Systeme eher im Galopp eingeübt während der englischen Wochen. Das war wichtig, um die phasenweise hohe Verletztenproblematik aufzufangen. In der Rückrunde gibt es kein Spiele-Stakkato mehr und somit mehr Zeit, da kann Rose an der Gladbacher Systemtheorie noch feilen. Zwei Thesen dazu: Erstens dürfte das 4-Raute-2 künftig eine größere Rolle spielen und zweitens Roses Stammformations-Drang größer werden, um die Abläufe zu schärfen. Was das für ein Team bedeutet, dass schon unter erschwerten Lernbedingungen 34 Punkte geholt hat, wird sich zeigen.

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