Borussia-Trainer Rose hat noch viel Arbeit vor sich Alte Problemzonen – und eine neue

Mönchengladbach · Marco Roses Borussia soll aktiv und vertikal spielen, die Gegner ständig stressen. Das klappte beim 0:2 gegen Athletic Bilbao oft nicht. Der Trainer weiß, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt, bis alles passt.

Marco Rose sah gegen Bilbao, dass noch viel zu tun ist.

Marco Rose sah gegen Bilbao, dass noch viel zu tun ist.

Foto: dpa/Matthias Balk

Marco Rose hat eine klare Vorstellung von dem Fußball, den Borussia künftig spielen soll. „Wir haben Luft noch nach oben“, ließ der Trainer diesbezüglich nach dem 0:2 gegen den spanischen Erstligisten Athletic Bilbao wissen. Was er sah, waren bekannte Problemzonen und eine neue.

Vertikal soll Roses Team vor allem unterwegs sein, und nicht horizontal. So war es oft in den vergangenen Jahren gegen Gegner wie Bilbao, Kontrahenten, die robust und körperlich agierten und gut und eng gestaffelt standen, sich nicht locken ließen. Die Borussen verfielen dann in eine langatmige Ballzirkulation. Hin und her, her und hin, eher zurück als nach vorn, oft ohne konkret zu werden, was durch den Ballbesitz kaschiert wurde. So war es auch am Sonntag: Borussia kam zu selten in die Tiefe, um den Gegner zu überlisten.

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Gladbach ist über Jahre zu einem Ballbesitzteam geschult worden und hatte den Anspruch, alles fußballerisch zu lösen. Lucien Favre hatte das perfektioniert in einer Zeit, als Tiki-Taka das Non plus Ultra war und sein Team einen Gegner tatsächlich mürbe machen konnte mit ewigem Ballbesitz. Irgendwann tat sich die Lücke auf, irgendwann fiel das Tor. Nur: Die große Action blieb zuweilen aus. Es ging um den einen herrlichen Moment, wenn die Kugel lief und flipperte, vobei an allen Abwehrbeinen, und hineingetragen wurde ins Tor. Derartigem Kunstkino ist Rose nicht gänzlich abgeneigt, doch will er eigentlich mehr Action auf dem Rasen haben.

Gegen Bilbao gab es das nur in vereinzelten Szenen, in zu wenigen indes, drumherum wurde meist quer statt steil gespielt. Borussia muss da aus sich selbst heraus. Dass die Mannschaft das will, hat Rose gesehen. Doch dass die Mannschaft es nicht tat, hat er auch nicht übersehen. Was über Jahre der Weg war, kann nicht einfach gelöscht werden. Vor allem, wenn es eines Sicherheitsnetzes bedarf, ziehen sich Teams gern zurück in ihren Wohlfühlbereich.

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In dem gibt es auch kaum Fouls und Zweikämpfe. Weswegen Bilbao mit einer zeitweise recht rüden Spielweise Eindruck schinden konnte bei den Borussen. Roses Idee beinhaltet, selbst aggressiv zu sein, den Gegner zu stressen mit viel körperlicher Präsenz. Es ist schon länger ein Wesenszug der Borussen, „zu nett“ zu sein statt auch mal auszuteilen, es galt lange, Fouls zu vermeiden statt sie zu provozieren.

Was den Rose-Stil angeht, ist noch eine neue Problemzone zu bearbeiten: Die Außenverteidiger haben strategisch eine weit höhere Bedeutung im 4-Raute-2-System, sie stehen sehr weit vorn, was in ihrem Rücken wiederum Räume öffnet. Stefan Lainer, den Rose aus Salzburg mitgebracht hat, kennt das Spielchen, seine Kollegen, die den Job in den Testspielen machten, noch nicht so gut. Gegen Bilbao wurde der junge Andreas Poulsen öfter mal zu leicht überspielt. „Es hat jeder gesehen, dass wir inhaltlich noch einiges abzuarbeiten haben“, sagte Rose.

Allerdings hat er bisher noch nicht seine zu erwartende Top-Elf spielen lassen, und die Borussen sind im aktuellen Vorbereitungsstatus müde. Zwei Wochen bleiben, um die Problemzonen anzugehen. Und wir erinnern uns: Auch im Sommer 2018, als Roses Vorgänger Dieter Hecking mit dem 4-3-3 zu mehr Attacke und Aktivität aufrief, gab es in der Vorbereitung einen Dämpfer gegen ein spanisches Team: Espanyol Barcelona. Beim 1:3 lief auch nicht viel zusammen. Danach startete Borussia furios in die Saison. Und als es 2014 während der Saisoneröffnung ein 1:3 gegen Bilbao gegeben hatte, folgten Rang drei und die erste direkte Qualifikation für die Champions League.

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