„Müssen unangenehmer sein“ Noch ist Borussia für Rose zu lieb
Mönchengladbach · Der letzte Test vor dem Saisonstart zeigt Borussias Trainer Marco Rose, woran noch zu arbeiten ist. Es geht darum, laut und unangenehm zu sein.
Es war ein zum aktuellen Zustand von Borussia Mönchengladbach passendes Ergebnis mit einem passenden Spielverlauf bei der Generalprobe gegen den FC Chelsea, bei der der Bundesligist gegen den amtierenden Europa-League-Sieger einen 2:0-Vorsprung vergab und 2:2 spielte. Der Fünfte der vergangenen Saison zeigt sehr gute Ansätze dabei, die Spielidee des neuen Trainers Marco Rose umzusetzen, phasenweise wirkt das Team dann aber wieder überfordert. „Wenn man 2:0 führt, will man natürlich gewinnen. Das ist ein Spiegelbild der Vorbereitung, man sieht ungefähr, wo wir hinwollen, aber die Konstanz in allem fehlt noch“, sagte Gladbachs Trainer.
Doch nicht nur Konstanz fehlt Rose bei seinem Team, sondern auch einige Attribute, die schon länger kritisiert werden. Borussia fehlen ihrem Trainer noch die Ecken und Kanten, sie ist ihm oft zu bequem, körperlich und charakterlich. Das hat auch das Spiel gegen Chelsea gezeigt, vor allem aber eine Woche zuvor die Partie gegen Athletic Bilbao (0:2), als seine Mannschaft den äußerst robusten Spaniern deutlich unterlegen war. „Es ist auch ein Kampf gegen alte Gewohnheiten“, sagte Rose danach. Oder: Borussia ist (noch) zu lieb.
Zu lieb, weil sie sich phasenweise der Situation ergibt, anstatt sich gemeinsam gegen sie zu stellen. „Wir müssen kostanter werden und auch härter zu uns selber sein in vielen Bereichen“, sagt Rose. „Wir etablieren hier etwas Neues, da kommen viele Sachen zusammen, der Körper und der Kopf. Wir müssen die Überzeugung finden, damit wir das auch durchziehen können.“
Zu lieb, weil kaum ein Spieler das Team auf dem Platz mal wachrüttelt. „Wenn wir das nicht durchziehen können, müssen wir es wenigstens gemeinsam machen, das ist sehr wichtig“, sagt Rose. „Es geht darum, dass wir uns unterstützen und pushen, wenn wir mal aus dem Spiel fliegen. Da geht darum, miteinander zu reden, darum laut zu sein.“
Zu lieb, weil das Team in entscheidenden Momenten noch zurückzieht, anstatt körperlich präsent zu sein. „Wir hatten gegen Chelsea einige Zweikämpfe, wo ich sage, da müssen wir drauf. Da müssen wir unangenehmer sein. Das hat nichts damit zu tun, dass wir die Gegner umtreten“, sagt Rose. “ Es geht um Kleinigkeiten, um die letzten Meter im Pressing, ob ich dazu bereit bin, wie ich Negativerlebnisse verarbeite und direkt wieder bereit bin.“
Für die letzten Tage vor dem Pflichtspielstart am kommenden Freitag im Pokal beim SV Sandhausen (20.45 Uhr) stehen also noch einige Punkte auf der To-Do-Liste. „Wir arbeiten jeden Tag hart an uns, und man sieht schon viele gute Dinge. Man kann das nicht planen und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis die Mannschaft alles Neue verinnerlicht hat“, sagt Rose. „Wir haben einige Sachen auf der Agenda, bei denen ich will, dass wir uns weiterentwickeln, dass wir selbstkritisch sind, ohne negativ zu werden.“
Dazu gibt es keinen Grund, auch nicht nach dem Spiel gegen Chelsea. Rose: „Auch wenn wir gerne gewonnen hätten, haben wir ein Ergebnis geholt, das sagt viel über uns aus: Wir haben es ordentlich gemacht, aber noch viel Arbeit vor uns.“