Borussias Trainer hat das Sieger-Gen Rose verkörpert das „Mia san Mia“ auf niederrheinisch

Mönchengladbach · Marco Rose kommt aus dem Red-Bull-Universum und hat das Bayern München Österreichs, RB Salzburg, trainiert. Diese DNA lebt er bei Borussia vor. Im Topspiel will er die Bayern daher mit den eigenen Mitteln schlagen.

 Daumen hoch: Marco Rose hat Borussia zum Spitzenreiter gemacht.

Daumen hoch: Marco Rose hat Borussia zum Spitzenreiter gemacht.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Wer wissen will, wie der Trainer Marco Rose tickt, der muss sich die Pressekonferenz von Borussia vor dem Topspiel gegen den FC Bayern München anschauen. Was der 43-Jährige da sagte, war verbales Pressing. Rose machte Druck auf den Gegner, um ihn zu stressen und ihm zu zeigen: Hier sind wir, und an uns müsst ihr erst einmal vorbei kommen. Rose ging also in die Offensive, so wie es seine Mannschaft tut. Ja, er will den FC Bayern, das Überteam des deutschen Fußballs, besiegen. Das sagt er. Vor allem aber meint er es auch. Das ist der Unterschied zu vielen seiner Kollegen. Sie merken natürlich auch an, etwas holen zu wollen gegen die übermächtigen Bayern, doch ist meist spürbar (und dann auf dem Feld zu sehen), dass die ultimative Überzeugung nicht da ist. Bei Rose schon.

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Roses Grundeinstellung ist, dass er total überzeugt ist. Von sich, von seiner Mannschaft, von dem, was sein Team kann. „Ich traue mir grundsätzlich viel zu“, sagte er während der Pressekonferenz. Es gibt ein Foto aus Salzburger Zeiten, auf dem Rose etwas von oben in die Kamera schaut und das Victory-Zeichen macht. Wer wollte, könnte seinen Blick auf dem Foto als arrogant deuten. Doch ist es das keineswegs, was er vermittelt, sondern einfach nur pure Siegesgewissheit: Er weiß, was er kann und vertraut auf sich. Diese Einstellung bringt er in die Kabine und sie überträgt sich auf die Gladbacher Mannschaft. Dieses Selbstverständnis ist genau genommen das der Bayern, das berühmte „Mia san Mia“.

Rose hat den psychologischen Vorteil, dass er genau weiß, wie die Bayern ticken. Denn er war selbst bei den Bayern – bei den Bayern der österreichischen Bundesliga. In der ist RB Salzburg Serienmeister. Rose war zwei Jahre Profitrainer dort. Er hat mit RB fast immer gewonnen und war in jedem Spiel Favorit. Darum weiß er, warum die anderen fast immer verloren haben: Weil sie sich klein gemacht haben, weil sie in dem Glauben angetreten sind, dass Salzburg besser und stärker ist. Rose will diese Perspektive in Gladbach nicht einnehmen. „Wir sind Tabellenführer, wir müssen uns nicht klein machen“, sagte er.

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Foto: Imago

Das ist Rose-Denke: Verlieren kommt in seinem Vokabular nicht vor, wenn, dann gewinnt er nicht, aber bis es soweit ist, muss schon viel passieren. So denkt einer, der im Red-Bull-Universum groß geworden ist, der die DNA eingeatmet hat bis in den letzten Winkel seiner Seele. Einer, der das RB-Nachwuchsteam in der Youth League zu höchsten Weihen geführt hat mit seinem Ansatz, der zusammengefasst vor allem eines ist: Siegermentalität. Rose ist ein Siegertyp, der das Red-Bull-Gen verkörpert: An sich glauben, zu wissen, dass man jedes Spiel für sich entscheiden kann.

Was Rose verweigert: den Perspektivwechsel. Er ist nicht mehr beim Überteam, sondern bei einem vermeintlichen Underdog, so jedenfalls darf man das Verhältnis zwischen Bayern und Gladbach angesichts aller Faktoren jenseits der aktuellen (Tabellen)Situation definieren. Was zur Folge haben müsste, dass Rose wie die meisten seiner Kollegen das Spiel gegen die Bayern als den Höhepunkt der Saison betrachtet. Als ein Spiel, in dem es nichts zu verlieren gibt, weil der schwerstmögliche Gegner kommt.

Doch Rose geht anders an die Sache heran: Die Bayern sind die Bayern, ja, aber die Bayern sind eben auch nur ein Bundesligist wie alle anderen auch. Darum sagt er: „Ich bleibe da cool. Für mich ist es ein Bundesligaspiel wie alle anderen. Die Spiele, von denen man sagt, dass jeder darauf hinarbeitet, sind die Spiele, in denen es etwas zu gewinnen gibt, Endspiele, Finalspiele, besondere Spiele. Unser Spiel gegen die Bayern jetzt ist ein Spiel auf dem Weg dahin.“ Das Treffen mit den Bayern ist nicht der größte, sondern nur der nächste Abschnitt der Saison.

Womit die Bayern eingereiht sind in den Rest der Gegnerschaft, zurechtgestutzt auf ein gewisses Normalmaß, nicht respektlos klein gemacht, aber eben auch nicht künstlich überhöht. Sie können sehr viel, das sagt Rose auch, aber auch seine Spieler können sehr viel. Und bislang hat das gereicht, um die meisten Gegner zu besiegen. Das ist auch Roses Plan für den Samstagnachmittag. Einen Plan B gibt es in dieser Sache eigentlich nicht. Denn so denkt Rose nicht. Und darum denken auch die Borussen so nicht. Rose hat sie überzeugt. Und sie haben mehr und mehr Gefallen daran, Siegertypen zu sein. Zugespitzt kann man sagen: Die Borussen wollen die Bayern mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Rose ist „Mia san Mia“ auf niederrheinisch.

Von Rose gibt es ein neues Foto, das nach dem Sieg beim Wolfsberger AC entstanden ist, auf dem er zufrieden lächelt und den Daumen hoch reckt: Top! Das darf als Zusammenfassung des Ist-Zustandes seines Teams herhalten. Diese Bewertung ist unabhängig vom Ergebnis gegen die Bayern. Das Spiel selbst ist kein Richterspruch über seine Arbeit, sondern ein willkommener Gradmesser für Roses Borussia-Projekt.

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