Borussia Mönchengladbach Mo ist wieder im "Flow"

Mönchengladbach · Dreimal in einer Woche hat Borussias hochtalentierter Youngster beginnen dürfen. Beim 1:1 gegen Hoffenheim war Dahoud der "Alte".

 Zwei 20-Jährige waren am Samstag die besten Borussen gegen 1899 Hoffenheim: Abwehr-Allrounder Nico Elvedi und Torschütze Mo Dahoud.

Zwei 20-Jährige waren am Samstag die besten Borussen gegen 1899 Hoffenheim: Abwehr-Allrounder Nico Elvedi und Torschütze Mo Dahoud.

Foto: Dirk Päffgen

Mo Dahoud greift nach Spielen auf genau zwei Arten zurück, sich gegenüber den Medien zu artikulieren. Fernsehinterviews gibt er gar nicht. Entweder geht er nach dem Abpfiff durch den Spielertunnel und zeigt den Journalisten den hochgestreckten Daumen, bevor er nach links in die Kabine abbiegt. Oder aber er biegt einfach nur in die Kabine ab. So war es am Samstag.

Dahoud hat das alte "Entscheidend is' auf'm Platz" beispiellos verinnerlicht. Er artikuliert sich voll über den Fußball. Steht der 20-Jährige nicht auf dem Platz, wird er schnell unsichtbar. Das war in dieser Saison häufiger so. Ungewohnt für Dahoud, das kann man nach seiner ersten Bundesligasaison sagen, in der teils furiose Leistungen ihn noch nicht in die A-Nationalmannschaft beförderten, aber in den Stamm der U21, gemeinhin das Wartezimmer für Joachim Löws Auswahl.

In der vergangenen Länderspielpause kehrte Dahoud vorzeitig nach Hause zurück. Er wollte vor dem Derby gegen den 1. FC Köln mehrere Tage am Stück bei Borussia trainieren. In Abwesenheit Christoph Kramers machte er dann zwei Spiele von Beginn an neben Tobias Strobl, Samstag nun gegen 1899 Hoffenheim stand er gemeinsam mit beiden auf dem Platz. Dahoud war beim 1:1 der beste Borusse. Allenfalls Nico Elvedi, noch so ein hochtalentierter 1996er, machte ihm den Rang streitig, aber am Ende hatte Dahoud auch, aber nicht nur wegen seines Tores zum 1:0 die Nase vorn.

Es war also an Trainer André Schubert, ein paar Worte über sein Interims-Sorgenkind zu verlieren. "Er hat in den letzten Spielen schon deutlich zugelegt. Mo hat viele, viele positive Situationen nach vorne, hat sich gut in den Zweikämpfen präsentiert", sagte Schubert. "Wir haben nicht viel trainiert. Aber das, was wir da gesehen haben, hat schon angedeutet, dass er deutlich zugelegt hat und in einen positiven Flow kommt. Schön, dass er sich heute mit dem Tor belohnt hat." Schuberts kurzer Nachsatz entsprach der Note für Dahouds Leistung: "War gut."

Borussia Mönchengladbach - TSG Hoffenheim: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa, jg hak

Ein paar Stunden nach dem Abpfiff postete Dahoud im Bilder-Netzwerk Instagram ein Statement zum Spiel, oder ließ posten, wie auch immer: "Freue mich über mein erstes Saisontor und danke allen für die Unterstützung. Schade, dass es nicht zu drei Punkten gereicht hat", teilte @mo8dahoud19 mit. Das gefiel allerlei Fußball-Prominenz: Raffael, Thorben Marx, U21-Kollege Davie Selke oder Ex-Mitspieler Granit Xhaka. Am Abend hinterließ Dahoud noch eine Online-Spur: Die Borussen verbrachten den Abend zusammen in einem Restaurant, Mannschaftsabend bei Live-Musik.

Seitdem wurden noch ein paar Likes verteilt: an einen Düsseldorfer Klamottenverkäufer, an Marc-André ter Stegen, an einen Uhrenhersteller, an Schalkes Eric Maxim Choupo-Moting für ein Foto im ICE. Die ganz normale Welt eines 20-jährigen Jungprofis. Genauso akkurat protokollieren lässt sich Dahouds Arbeitsnachweis beim 1:1 gegen Hoffenheim, dem siebten Ligaspiel in Folge ohne Sieg: Tor mit links in der 25. Minute, das erste seit sieben Monaten (damals auch gegen Hoffenheim) und das erste mit dem schwächeren Fuß; Weiterleitung mit der Hacke auf Raffael, der Lars Stindl seine Großchance auflegte; Vorarbeit der Chance von Raffael, der im Zentrum keinen Abnehmer fand; Vorarbeit der Großchance von Fabian Johnson, die Gladbach den Sieg und Dahoud den Assist dazu hätte bringen müssen.

Borussia Mönchengladbach - TSG Hoffenheim: Einzelkritik
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Foto: dpa, jg

Vor der Partie musste Schubert sich entscheiden, wie er mit Kramers Rückkehr umgeht. Tobias Strobl und Dahoud hatten es zweimal ordentlich gemacht. Angesichts des Flügelspieler-Schwunds - Ibrahima Traoré und Patrick Herrmann fallen bis 2017 aus - durften alle drei beginnen. Also verkörperte Dahoud diese Mischung aus Achter und Zehner, die ihm am meisten liegt. Man könnte es auf die Spitze treiben und ihn einen 8,75er nennen. Nach vorne war es in allen Belangen der alte Dahoud, defensiv monierte Schubert noch eine paar gefährliche Ballverluste. Wenn Dahoud sich aber im Gegenpressing auf den Ball stürzt wie eine Elster auf einen Diamantring, dann ist das eine Waffe, die Borussia ohne ihn fehlt. Den hochgestreckten Daumen hätte er sich ruhig gönnen können.

(RP)
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