Borussia Mönchengladbach Favres Rückkehr nach Zürich

Zürich · Um 21.05 Uhr gastiert Borussia Mönchengladbach in der Europa League beim FC Zürich, den der Trainer zweimal zur Schweizer Meisterschaft führte. "Ohne den FCZ wäre ich nicht der Trainer, der ich heute bin", sagt der 56-Jährige.

 Ein Bild aus alten Tagen in Zürich: Lucien Favre feiert mit dem FCZ die Meisterschaft 2007.

Ein Bild aus alten Tagen in Zürich: Lucien Favre feiert mit dem FCZ die Meisterschaft 2007.

Foto: dpa, tg_nic_mcw nic

Lucien Favre ist kein Mann großer Emotionen. Doch die Europa-League-Reise, die sein Team mit dem FC Zürich zusammenführt (heute, 21.05 Uhr/Live-Ticker), ist für den Trainer von Borussia Mönchengladbach "speziell". Von 2003 bis 2007 war er Trainer der Züricher, und er ist zweimal Schweizer Meister geworden mit dem Verein. Er war ein Glücksfall für den FCZ, wie die Züricher den Klub nennen. Und auch für Favre ist diese Station ein wesentlicher Baustein seiner Biografie. "Ohne den FCZ wäre ich nicht in der Bundesliga, und ich wäre nicht der Trainer, der ich heute bin", betont der 56-Jährige.

"FCZ, FCZ", trällerte Favre, als klar war, dass es das Treffen mit dem "Ex" geben würde in der Gruppenphase der Europa League. Die Südkurve, in der der harte Kern der Züricher Fans steht, feuert auf diese Art ihr Team an. Favre hat das nicht vergessen. Er hat in Zürich aus einem Team, das "nicht gut war", mit einem kleinen Budget von neun Millionen Euro eine Mannschaft gemacht, die mit ihrem Fußball begeisterte und erfolgreich war. "Wir hätten in der Bundesliga eine gute Rolle spielen können, wir haben einen Super-Fußball gespielt", sagt der Coach.

Favre zeigt sich begeistert von Zürich

Gladbachs Abschlusstraining in Zürich
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"Am Anfang war es schwer, aber ich hatte die Unterstützung des Vorstandes - und der Fans. Sie haben verstanden, was ich wollte", erklärt Favre. Auch jenseits des Fußballs hat sich der Mann, der aus dem winzigen Ort Saint-Barthélemy im Kanton Waadt stammt, sehr wohlgefühlt in der heimlichen Hauptstadt der Schweiz. "Zürich ist eine Topstadt, die Menschen waren sehr freundlich zu mir. Eine wundervolle Erinnerung ist, als wir auf dem Helvetia-Platz die Meisterschaft mit 15 000 oder 20 0000 Menschen gefeiert haben. Das war fantastisch", erzählt der 56-Jährige.

Vor seiner aktuellen Mannschaft hat er sich bei der Einstimmung auf die Partie nicht anmerken lassen, dass die Reise in seine Vergangenheit für ihn doch mehr ist als nur ein Spiel. "Er hat uns ganz normal vorbereitet", berichtet Außenstürmer Patrick Herrmann. Doch für Favre geht es heute Abend auch darum, sein deutsches Projekt in seiner Heimat vorzuführen - möglichst mit Erfolg. Favre, dessen Name immer wieder fällt, wenn der Job des Nationaltrainers zu vergeben ist, gehört zu den großen Startrainern der Schweiz. "Natürlich beobachten wir genau, was er in der Bundesliga macht", sagt Peter Birrer, der für den "Tagesanzeiger" seit Jahren über den FCZ berichtet.

Parallelen zwischen Zürich und Gladbach

Birrer hat einige Parallelen ausgemacht zu dem, was damals in Zürich passierte, und zu Favres Arbeit in Gladbach. Auch in Zürich griffen Favres Ideen schnell, so wie es 2011 auch in Gladbach war - auch dort überzeugte Favres spielerischer Ansatz. "Er versteht es, die Leute hinter sich zu bringen. Beim FCZ hat er etwas aufgebaut, was nachhaltig ist", meint Birrer. Vor allem sei beachtlich, dass der West-Schweizer Favre in der deutschsprachigen Schweiz so schnell angekommen sei. Das sei nicht selbstverständlich. "Er hat es perfekt hingekriegt", sagt Birrer.

"Alle freuen sich auf seine Rückkehr", versichert Urs Meier, der Trainer des FCZ. Er war zu Favres Zeit Nachwuchscoach des Klubs. "Favre war immer sehr ruhig, aber konsequent", sagt Meier. So ist es auch noch heute. Dennoch: Er ist ein anderer geworden, seit er in Deutschland arbeitet. "Ich habe mich in Bereichen entwickelt, in denen ich dachte, sie seien gar nicht meine Stärke", sagt Favre. Er ist offener geworden. "Ich habe mehr Vertrauen in mich und meine Kommunikation. Es fällt mir leichter, mit den Spielern zu reden. Früher habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht. Heute weiß ich, wie wichtig das ist", gesteht er. Gerade jetzt, da er viel rotiert bei Borussia.

Das muss er auch heute tun. Sein kreativer Kopf Raffael, den er einst beim FC Zürich entwickelt hat, Weltmeister Christoph Kramer und Fabian Johnson fallen aus. Doch auch ohne sie definiert Urs Meier Borussia als Favorit. Favre lächelt. "Man darf Schweizer Teams nicht unterschätzen", warnt er.

(RP)
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