Borussias Kapitän gefrustet Stindl setzt auch in Frankfurt kaum Akzente

Frankfurt · Mönchengladbach verpasst eine Übernachtung auf Platz zwei, weil es in Frankfurt 0:2 verliert. Es stellt sich die Frage: Ist das Team noch nicht bereit für den nächsten Schritt?

 Lars Stindl läuft seiner Form hinterher.

Lars Stindl läuft seiner Form hinterher.

Foto: Dirk Päffgen

Lars Stindl schaute mürrisch. Nein, über die tabellarische Konstellation nach dem 0:2 von Borussia Mönchengladbach bei Eintracht Frankfurt wollte der niederrheinische Kapitän nicht so gern sprechen. "Wir diskutieren jede Woche über das gleiche Thema, nach jedem Spieltag über die Konstellation oder die Tabelle zu sprechen, ist müßig", sagte der Nationalspieler. Dabei ist der Grundansatz für derlei Diskussionen meistens gegeben, denn fast nach jedem Spiel gibt es neue Interpretationsansätze. Konstant sind die Borussen nach wie vor nicht, weswegen auch nach 20 Spielen keine gerade Linie erkennbar ist.

Es gibt Spiele wie gegen Augsburg, in denen die Gladbacher das Wichtigste richtig machen und sehr ambitioniert wirken. Nun hätte allein ein Punkt in Frankfurt gereicht für eine Übernachtung auf dem zweiten Rang. Den gab es aber nicht, weil Kevin-Prince Boateng und Luka Jovic trafen. So taten die Frankfurter den Borussen erneut weh, zuweilen auch mit unlauteren Mitteln. Doch das ist das Frankfurter Spiel, das Gladbachs Trainer Dieter Hecking als "Gegenentwurf" zum feineren Ansatz seines Ensembles definiert hatte. Am Freitag jedoch war es der richtige Entwurf.

Das lag auch daran, weil Borussias Vorarbeiter in der Offensive nicht zum Zug kamen, wie auf der anderen Seite Frankfurts Boss Boateng. Lars Stindl, der sich in den letzten Wochen ohnehin etwas schwerer tut, seine Qualitäten zu entfalten, holte zwar den Elfmeter raus und hatte Pech bei einem abgefälschten Schuss, doch konnte er keine bewegenden Akzente setzen.

Weswegen das, was die Borussen vor einer Woche aufgebaut hatten, das Gerüst, von dem aus der Blick nach ganz oben erlaubt war, wieder einstürzte. Hazard, der sein 100. Bundesligaspiel machte in Frankfurt, verkörpert das Hin und Her des Borussen-Daseins, das 2018 ungebremst weitergeht. Gegen Augsburg noch Entscheider mit seinem 2:0, verschoss er nun den Elfmeter - sein erster Fehlschuss im fünften Versuch in dieser Saison. "Wir haben uns wieder nicht belohnt", sagte Stindl - und "wieder" heißt, dass die Gladbacher diesbezüglich Serientäter sind. Fast muss man fragen: Sind die Borussen nicht bereit für den nächsten Schritt? Und wenn sie am Ende der Saison etwas verpasst haben, wird genau da zu suchen sein, geleitet von der Frage: Was war zu schwach bei den Borussen? Der Kopf oder der Körper? Oder sogar beides?

Niederlagen wie die in Frankfurt sind "brutal ärgerlich" (Stindl), weil mehr möglich gewesen wäre, wenn die Borussen a) mit dem Elan der zweiten Halbzeit angefangen hätten und b) ihre Chancen genutzt hätten. Ein Anschauungsmodell, wie es gehen kann, wäre das Hinspiel gegen den nächsten Gegner, RB Leipzig. Auch die Sachsen sind ein Team, das wehtut, und Borussia hielt dagegen beim 2:2 im Osten. Hazard verwandelte einen Elfmeter und Stindl traf mit einem ebenso resoluten wie sehenswerten Fernschuss. Diese Nachhaltigkeit fehlte in Frankfurt.

Gegen Leipzig, in Stuttgart, gegen Dortmund: Ein Team, das auswärts zuletzt nichts holte, und nun zwei große Namen daheim - es könnte Gefahr im Verzug sein für Gladbach, Boden zu verlieren im Europa-Rennen. Doch sind nicht nur die Borussen wankelmütig, sondern auch die Konkurrenz. Punktetechnisch ist nicht viel passiert, aber für den Moment ist die Konstellation: Gladbach ist als Siebter erst mal hintendran im Europa-Rennen. Auch ein Grund, nicht gern darüber zu reden.

(kk)
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