Borussias Kapitän analysiert 1:1 gegen Bayern Stindl fehlt an einem „richtig geilen Abend“ nur ein Elfmeter-Pfiff

Mönchengladbach · So wie Lars Stindl das 1:1 gegen den FC Bayern Revue passieren ließ, wurde klar, was für ein packendes Fußballspiel die Zuschauer im Borussia-Park gesehen hatten. Die strittigen Szenen am Ende rangen Gladbachs Kapitän ein „Wahnsinn!“ ab. Doch er richtete den Blick schon nach vorne.

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Als Lars Stindl nach dem 1:1 gegen den FC Bayern zum Interview bei „Dazn“ kam, sollten die folgenden sechs Minuten zum Spiegelbild der vorherigen 90 plus sechs Spielminuten werden. Einerseits war Borussias Kapitän noch voll im Modus dieses packenden Eröffnungsspiels der Fußball-Bundesliga. Andererseits analysierte er mit erstaunlicher Klarheit so kurz nach dem Abpfiff, wie es zu diesem Ergebnis, diesem Spielablauf und letztlich zu seiner persönlichen Gefühlslage gekommen war.

„Wir haben heute ein Feuerwerk abgebrannt, die erste Viertelstunde war Wahnsinn. Wir hatten drei Riesenmöglichkeiten, sind in Führung gegangen und haben dem Ganzen dann etwas Tribut gezollt. Die Bayern haben ihre Qualität, spielen das aus, kommen zu Chancen. Yann Sommer hat überragend gehalten“, sagte Stindl, fand aber auch genügend Anlass, um zu hadern: „Es ist einen Tick schade, weil hinten raus noch ein, zwei Dinger da waren, um das Spiel sogar zu gewinnen.“ Es folgte das fast schon beseelte Fazit des bald 33-Jährigen: „Insgesamt war es von der Laufarbeit, von der Einstellung und vom Publikum endlich mal wieder ein richtig geiler, gelungener Abend im Borussia-Park.“

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Und da war das Interview noch nicht einmal auf die beiden Szenen gelenkt worden, die im Nachgang natürlich ausgiebig diskutiert werden. Aus der alten Kinder-Quizshow „1, 2 oder 3“ wurde je nach Auslegung „0, 1 oder 2“: Schiedsrichter Marco Fritz entschied sich für die Null, indem er sowohl in der 77. als auch in der 81. Minute keinen Elfmeter gab. Beide Male war Marcus Thuram im Duell mit seinem französischen Landsmann Dayot Upamecano zu Boden gegangen. Fritz stand auf dem Feld mit der Null nach dem Spiel ziemlich alleine, für mindestens einen Strafstoß konnte sich die große Mehrheit aller Lager – Borussia, Bayern, neutral – erwärmen.

„Ich bin einer, der grundsätzlich ganz wenig über Schiedsrichter sagt. Aber ich habe beide Situationen angeschaut. Man darf sich glaube ich nicht beklagen, wenn er in einer dieser beiden Situationen Elfmeter gibt“, sagte Gladbachs Trainer Adi Hütter. Sein Bayern-Kollege Julian Nagelsmann hatte vor der Pressekonferenz noch keine Gelegenheit zum Videostudium gehabt und sagte: „Adi Hütter ist sehr sympathisch und würde mich nicht anlügen. Also gehe ich mal davon aus, dass er Recht hat.“

Stindl durchlebte beim Betrachten der Zeitlupe der ersten Szene noch mal eine kleine Achterbahn: „Das ist ein Elfmeter für mich. Er zieht ihn oben und trifft ihn unten. Das Thema machen wir gar nicht auf jetzt“, sagte er und setzte einen klaren Punkt, nur um nach kurzer Pause aus sich rauszugehen: „Wahnsinn!“ Hofmann war auf rechts durch, in der Mitte wurde Thuram von Upamecano zu Fall gebracht. „Das ist ja ein klares Tor. Drei Meter vor dem Tor wird der Ball quer gespielt, er schiebt ihn rein, wir führen 2:1. Da muss er einmal draufgucken, dann gibt es Elfmeter und die Sache ist erledigt“, sagte Stindl.

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Sein Unverständnis paarte er mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorne: „Auch ohne Gladbach-Brille kann man da zweimal Elfmeter geben. Das ist total ärgerlich. Aber wir wollen da jetzt nicht drauf rumhacken. Vielleicht haben wir diese Saison in der einen oder anderen Szene noch Glück.“

Es spricht für den Unterhaltungswert dieses am Ende gerechten Unentschiedens, dass trotz der VAR-Diskussionen noch ausreichend über Fußball gesprochen wurde. Stindl wirkte beinahe beseelt von der Rückkehr der Zuschauer in den Borussia-Park, knapp 23.000 waren drin. „Wir haben gesagt: Feuer frei, Jungs! Wir spielen erstmals wieder zu Hause vor so einem Publikum“, sagte der Offensivmann, auf dessen Konto die Vorlage zum 1:0 durch Alassane Plea ging. „Zwischenzeitlich hatten wir das Gefühl, 50.000 hier zu haben. Sie haben uns richtig nach vorne gepeitscht.“

Die beiden nächsten Spiele bestreitet Borussia auswärts: zunächst in einer Woche bei Bayer Leverkusen, dann am 29. August bei Union Berlin. Auch diese zwei Teams landete vergangene Saison vor Borussia, deren Auftaktprogramm es in sich hat. Den Blick nach vorne verband Stindl mit einem Hinweis, woran es 2020/21 oft gehapert hatte. „Diese Mentalität und Qualität, die wir in der Truppe haben, jede Woche auf den Platz zu bringen, das ist unsere einzige Aufgabe“, sagte der Kapitän.

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