Borussias Kapitän trifft wieder Stindl setzt der Zählerei ein Ende

Mönchengladbach · Josip Drmic und Lars Stindl haben beim 3:3 gegen Hoffenheim gleich mehrere Flauten beendet. Der Spielverlauf sorgte für ein Novum in Borussias Bundesliga-Geschichte. Nick Hornby dürfte das gefallen.

Borussia Mönchengladbach - 1899 Hoffenheim: Einzelkritik
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Borussia - Hoffenheim: Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

Ketchupflaschen-Effekt

#BMGTSG musste sich schon anstrengen, um die Zuschauer mit einem "Sowas hab' ich auch noch nie erlebt" nach Hause zu schicken. Ein 3:3 war ein guter Ansatz, wenngleich es dieses Resultat in der 50. Gladbacher Bundesliga-Saison bereits zum 24. Mal gab. Doch der Spielverlauf war ein Novum: Dreimal lag Borussia zurück, trotzdem holte sie einen Punkt. Seit Anfang November war Dieter Heckings Mannschaft nach einem 0:1 (und davon gab es viele) überhaupt nur einmal temporär zurückgekommen, im Derby gegen den 1. FC Köln, das trotzdem 1:2 verloren ging. Dieser Ketchupflaschen-Effekt der Comeback-Qualitäten ringt einem ein "Typisch Borussia!" ab. Keine Premiere waren die drei Ausgleichstreffer an sich, hinter der Konstellation hat Gladbach schon 1965 im erst fünften Bundesligaspiel einen Haken gemacht: 1:1, 2:2 und 4:4 stand es gegen Borussia Dortmund, am Ende gewann der BVB 5:4. Die insgesamt fünf Elfmeter in diesem Spiel sind ein anderes Thema.

Testurteil "gut"

Als Hecking noch mit dem VfL Wolfsburg auf 1899 Hoffenheim und Julian Nagelsmann traf, war das eher eine öde Angelegenheit: einmal 0:1, einmal 0:0. Über die Einschaltquote von 0,0 Prozent, die dieses Duell regelmäßig erzielte, ist oft genug gewitzelt worden. Dagegen war der Partie am Samstag zu wünschen, dass sich neben den Fans beider Mannschaften auch möglichst viele neutrale Zuschauer die Einzeloption auf Sky entschieden. "Es war ein tolles Fußballspiel, aber natürlich auch ein Fehlerspiel", sagte Hecking. Autor Nick Hornby, der in "Fever Pitch" auch über das perfekte Spiel sinnierte, hätte sicher noch ein Platzverweis gefehlt, und an den Videobeweis dachte 1992, als sein berühmter Fußballroman erschien, noch niemand. Aber auch er würde dem Spiel eine gute Note geben — und wie oft bekommt man in dieser Saison, ligaweit, schon gute Spiele zu sehen? "Gut" waren damit alle Duelle zwischen Heckings Borussia und Nagelsmanns Hoffenheim: erst 3:5, dann 3:1, jetzt 3:3.

Vielsagender Jubel

Lars Stindl hat nie öffentlich verlauten lassen, dass ihn die Minutenzählerei nervt. Letztlich war es auch eine Ehre für den Kapitän, auf die er zwar gerne verzichtet hätte, aber das hatte er sich eben eingebrockt mit der Treffsicherheit in seiner bisherigen Gladbacher Zeit. Nun hat Stindl die Uhr wieder auf null gestellt und geht mit 19 torlosen Minuten auf Länderspielreise. Als es gegen Hoffenheim so weit war, sah es plötzlich so einfach aus: die geschmeidige Ballmitnahme, der saubere Abschluss mit der hochgelobten Innenseite. Um das Thema abzuschließen: 1416 Bundesliga- und 1506 Pflichtspielminuten hat es gedauert. Zu Hause war es sogar sein erstes Tor seit fast einem Jahr. Doch der Jubel sagte wohl am allermeisten über Stindl aus: Keine Cristiano-Ronaldo-Show vor der Nordkurve, so schnell, wie er sich nach Hofmanns Pass Richtung Tor gedreht hatte, so schnell drehte er sich nach dem Tor in Richtung Hofmann, um sich zu bedanken.

Ein positives Videobeweis-Erlebnis

Den Tagesordnungspunkt "Beendigung der Torflaute der Offensive" hatte sich da längst jemand anders vorgenommen, nach 662 Minuten. Josip Drmic schien nicht gerade prädestiniert zu sein, am Anfang saß er sogar nur auf der Bank. Aber dann spülte ihn Raúl Bobadillas Verletzung aufs Feld und Michael Cuisances starkes Zuspiel allein vor Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Fest steht: Ohne Drmics Arm wäre dieses Tor nicht gefallen, aber die Handspielregel ist eben so gestaltet, dass von einem "Armeinsatz" die Rede sein müsste, damit die Berührung strafbar gewesen wäre. Drmic wollte ihn sogar noch wegziehen. Keine Absicht also — weshalb Schiedsrichter Martin Petersen seine Entscheidung nach dem Gang in die "Review Area" bestätigte. 94 Sekunden nach dem Treffer ertönte dann auch die Tormusik im Borussia-Park — 94 Sekunden, in denen die Mehrheit der Zuschauer im Stadion mal wieder nicht wusste, worum es überhaupt ging.

Aktuell elf Verletzte

Auf Borussias Verletztenliste ging es in dieser Woche hin und her wie auf dem Rasen gegen Hoffenheim. Die Zählung lautete seit dem Leverkusen-Spiel: 8+4+1+1-1-3+1=11 Verletzte. Oscar Wendt, Raffael und Fabian Johnson feierten ihre Comebacks, Raúl Bobadilla fasste sich früh im Spiel an den Oberschenkel und am Dienstag hatte sich Denis Zakaria eine weitere Muskelverletzung zugezogen. Die dahingehend schlimmste Woche der Saison sollte hinter Borussia liegen. Am Donnerstag kommt der FC St. Pauli zum Testspiel, für Laszlo Bénes sollten dann ein paar Minuten drin sein, vielleicht auch für Tobias Strobl. Beim Rest fällt eine Prognose noch schwer.

(jaso)
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